Polizei : Newsletter Nr. 128, März 2010

 1)   Wechsel in der Redaktion
 2)   Einstellungen zu Kriminalität und Polizei in Australien
 3)   Wertewelt von Türken, Deutsch-Türken und Deutschen im Vergleich
 4)   Haftentschädigungen in Deutschland: (K)ein Thema?
 5)   Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt
 6)   Winnenden: Appell an die Kultusministerien der Länder
 7)   Blog zur Polizeiarbeit in Mexiko
 8)   Englischsprachige Sonderausgabe des "Cahier de la Sécurité" erschienen
 9)   Forschungsforum öffentliche Sicherheit
10)  Erfolgsfaktoren für die Arbeit mit Haftentlassenen
11)  Videovorlesungen und Präsentationen zur Kriminologie
12)  Tagungshinweis: Drittes Zürcher Präventionsforum - Videoüberwachung
13)  Call for Papers: Empirische Polizeiforschung XIII
14)  Rezensionen
15)  Stellenausschreibungen
 
1) Wechsel in der Redaktion
Mit dieser Ausgabe des Polizei-Newsletter verabschiedet sich Andreas Ruch als Redakteur. Seine Nachfolge wird Dominic Kudlacek antreten. Die Herausgeber bedanken sich bei Andreas Ruch für die hervorragende Arbeit in den letzten Jahren und wünschen Dominic Kudlacek viel Erfolg.
 
 
2) Einstellungen zu Kriminalität und Polizei in Australien
2. Einstellungen zu Kriminalität und Polizei in Australien Der Australian Survey of Social Attitudes misst zweijährlich die Meinung der Bevölkerung zu kriminalitätsbezogenen Themen. Übereinstimmend mit internationalen Studien zum Thema wird auch in der 2007 durchgeführten Befragung der Anteil der registrierten Gewaltkriminalität an der Gesamtkriminalität (tatsächlich: 10 %) überschätzt (wahrgenommen: 61 %). Auch hinsichtlich der Verurteiltenrate der Gerichte bei Gewaltverbrechen bestehen Fehlvorstellungen (92 % vs. 48 %). Die Mehrzahl der Befragten hat großes Vertrauen darin, dass die Polizei Verbrechen aufklärt (74 %), schnell reagiert (54,3 %) und sich fair verhält (73,7 %). Die Anzahl der Befragten, die die Todesstrafe befürwortet, sinkt seit 1996 und liegt derzeit bei 43,3 %. Während 1987 noch 84,8 % der Befragten insgesamt härtere Strafen befürworteten, stimmen 2007 noch 71,7 % dieser Aussage zu. Quelle: http://www.aic.gov.au/publications/current%20series/rpp/100-120/rpp101.aspx
 
 
3) Wertewelt von Türken, Deutsch-Türken und Deutschen im Vergleich
In einer Studie wurden Werte und Einstellungen von Türken in der Türkei, Personen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland (Türken in Deutschland - TiD) und Deutschen miteinander verglichen. 21 % der befragten TiD betrachten die Bundesrepublik als ihre Heimat, 37 % eher die Türkei und 38 % sehen beide Länder gleichermaßen als ihre Heimat an. 45 % fühlen sich in Deutschland unerwünscht, 54 % stufen die Bildungschancen als ungleich ein. Stark unterscheiden sich die Ansichten über Rollenverständnis und Familie: 32 % der Deutsch-Türken und 52 % der Türken meinen, Erziehung sei Frauensache (Deutsche: 9 %). Diese und weitere Ergebnisse zeigen, dass auch bei Personen mit türkischem Migrationshintergrund tradierte Rollenmuster und Wertvorstellungen verbreitet sind, die von denen der Deutschen weit entfernt sind. Die Studienautoren weisen darauf hin, dass dies so lange unproblematisch ist, solange diese Einstellungen nicht in Rechte anderer (z.B. der von Frauen) eingreifen. Die Pressemitteilung mit weiteren detaillierten Ergebnissen kann unter folgender URL abgerufen werden: http://www.liljeberg.net/ge/aktuell/Pressemitteilung-fuer-pressekonferenz4.pdf
 
 
4) Haftentschädigungen in Deutschland: (K)ein Thema?
Millionenbeträge geben die Bundesländer als Entschädigungen für zu Unrecht erlittene Freiheitsentziehungen und Strafverfolgung aus. Das Thema wird jedoch vergleichsweise klein gehalten und in der Öffentlichkeit entsprechend wenig diskutiert. Aus einer schriftlichen Anfrage zweier Grünen-Abgeordnete an den Bayrischen Landtag geht hervor, dass der Freistaat für das Haushaltsjahr 2009/2010 insgesamt 5.3 Mio. Euro für Entschädigungszahlungen und zu erstattenden notwendigen Auslagen veranschlagt. Im Land Sachsen-Anhalt wurden 2009 insgesamt 1,3 Mio. Euro gezahlt und in Baden-Württemberg insgesamt 4,5 Mio Euro. Hinter den Zahlenwerten stehen in Bayern insgesamt 130 Personen, denen 2008 eine Entschädigung zugesprochen wurde, denen also zu Unrecht die Freiheit entzogen wurde. Quelle: Drucksache 16/960 des bayrischen Landtages, http://www.bayern.landtag.de/cps/rde/xchg/landtag/x/-/www1/441.htm
 
 
5) Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt
Das kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen hat Ergebnisse einer groß angelegten Schülerbefragung veröffentlicht. Neben dem Schwerpunktthema Gewaltkriminalität werden Computerspielabhängigkeit, die Integration von Migranten und die Verbreitung rechtsextremer Einstellungen und Verhaltensweisen untersucht. Die Untersuchung, in deren Zusammenhang ca. 45.000 Schüler im gesamten Bundesgebiet befragt wurden, ist die bisher größte und umfangreichste Jugendstudie in Deutschland und schließt somit eine Lücke im deutschen Wissenschaftsbereich. Die Ergebnisse der Studie wurden in der wissenschaftlichen Literatur wie in den Medien jedoch kritisch aufgenommen. Insbesondere die Befunde bezüglich der Ausländerfeindlichkeit von deutschen Jugendlichen wurden ausgesprochen kritisch diskutiert. Die offensive Darstellung der Ergebnisse durch das KFN führte letztlich zu einer kontroversen Diskussion über die Bedeutung angemessener Öffentlichkeitsarbeit in der Wissenschaft (vgl. hierzu die ausführliche und fundierte Kritik bei Walter Fuchs [Volksgemeinschaftsteufel, Voodoo-Kritik und die Selbst-Deligitimierung marktförmiger Jugendkriminalitätszählung In: KrimJ 41, 4, 2009, S. 261-271]). Weitere Informationen unter: http://www.kfn.de/Forschungsbereiche_und_Projekte/Schuelerbefragungen/Schuelerbefragung_2008.htm
 
 
6) Winnenden: Appell an die Kultusministerien der Länder
Anlässlich des Amoklaufs von Winnenden haben sieben Bildungsinitiativen aus Baden-Württemberg, darunter der Landesverband der Aktion Humane Schule (AHS) Baden-Württemberg, einen Appell an die Kultusministerien und Ministerpräsidenten verfasst und an diese versandt, den der Bundesverband der AHS voll unterstützt. http://www.aktion-humane-schule.de/index.html
 
 
7) Blog zur Polizeiarbeit in Mexiko
Ein ehemaliger kanadischer Polizist, jetzt wohnhaft in Mexiko, bloggt unter http://wmckay.blogspot.com/ über die polizeiliche Arbeit in Mexiko. Im Vordergrund der Einträge steht der von der Regierung gegen die Drogenmafia geführte "war on drugs".
 
 
8) Englischsprachige Sonderausgabe des "Cahier de la Sécurité" erschienen
Das französische Institute of Advanced Security Studies hat eine englischsprachige Ausgabe seines Magazins Cahiers de la Sécurité herausgegeben. Das online im Volltext verfügbare Heft beschäftigt sich mit verschiedenen Themen aus den Bereichen Kriminal- und Sicherheitspolitik: http://weblet.cahiersdelasecurite.fr/users/1/Articles/CS7bisBestofEnglishInternet.pdf
 
 
9) Forschungsforum öffentliche Sicherheit
Das Forschungsforum öffentliche Sicherheit an der FU Berlin beschäftigt sich mit den Bedrohungsszenarien unserer Zeit, wie z.B. Terrorismus, Umweltkatastrophen, Internetkriminalität und allgemein der Anfälligkeit unser hochkomplexen Infrastrukturen. Dazu werden unterschiedliche Disziplinen mit Bezug zur öffentlichen Sicherheit zusammengeführt, um eine zentrale Anlaufstelle zum Thema öffentliche Sicherheit zu etablieren. In den wissenschaftlichen Beirat des Forums wurde u.a. der Bochumer Kriminologe und Polizeiwissenschaftler Thomas Feltes berufen. http://www.sicherheit-forschung.de/
 
 
10) Erfolgsfaktoren für die Arbeit mit Haftentlassenen
Eine Längsschnittanalyse untersucht den Einfluss staatlicher Unterstützungsangebote auf die Entwicklung Haftentlassener. Der größte Bedarf besteht demnach direkt nach der Zeit der Haftentlassung. Zudem wurde festgestellt, dass sich diejenigen Ex-Häftlinge besser bewähren, die Unterstützung durch Familie und Freunde erfahren. Dies zeigt, dass externe Hilfeeinrichtungen schon vor dem Entlassungstermin Kontakt zu Inhaftierten aufnehmen sollten, um die Arbeit nach der Haftentlassung zu erleichtern. Quelle: High hopes: Supporting ex-prisoners in their lives after prison. Research Report No. 509, Department for Work and Pensions (Hrsg.), London 2008, ISBN: 9781847123947
 
 
11) Videovorlesungen und Präsentationen zur Kriminologie
Die australische University of New South Wales bietet auf ihrer Websites zahlreiche Videovorlesungen und Präsentationen aus den Bereichen Kriminologie und Soziologie an: http://www.cjrn.unsw.edu.au/news_&_events/past_seminars.asp
 
 
12) Tagungshinweis: Drittes Zürcher Präventionsforum - Videoüberwachung
Das Europa-Institut der Universität Zürich lädt am 21. April 2010 zum dritten Zürcher Präventionsforum. Im Rahmen der eintägigen Veranstaltung sollen die Möglichkeiten und Grenzen der Videoüberwachung als Präventionsmaßnahme diskutiert werden. Im Zentrum der Tagung soll nicht nur die Erörterung von technischen und juristischen Rahmenbedingungen stehen sondern auch der Frage nachgegangen werden in wie weit Videoüberwachung zu einer Verbesserung des subjektiven Sicherheitsempfindens beitragen kann. Die Tagung richtet sich nicht nur an Präventionsexpertinnen und -experten sondern auch an Interessierte aus den Bereichen Polizei, Justiz, Politik und Wissenschaft. Anmeldeschluss ist der 7. April 2010. Das Programm der Tagung ist online verfügbar: http://www.eiz.uzh.ch/fileadmin/Dokumente/2010/Programm_Präventionsforum_21.04.2010.pdf
 
 
13) Call for Papers: Empirische Polizeiforschung XIII
Der Arbeitskreis Empirische Polizeiforschung hat um die Einreichung von Beiträgen für die 13. Jahrestagung gebeten. Die Konferenz wird unter dem Motto "Polizei: Job, Beruf oder Profession?" stehen und vom 1. bis 3. Juli 2010 in der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg in Oranienburg stattfinden. Im Mittelpunkt der Tagung werden u.a. die Themen Auswahl und Rekrutierung, Akademisierung der Polizei und Personalentwicklung stehen. Beitragsvorschläge können noch bis zum 31. März 2010 in Form von (maximal zweiseitigen) Abstracts eingereicht werden. Weitere Hinwiese finden sich im Internet: http://www.empirische-polizeiforschung.de/Call%20for%20Papers.pdf
 
 
14) Rezensionen
Unter der Rubrik Buchbesprechungen sind auf der Website des Polizei-Newsletter folgende neue Buchbesprechungen zu finden: Michael Alex setzt sich kritisch mit den zwei Bänden "Tragikkomisches aus dem Strafvollzug" von Peter Höflich, Michael Matzke und Ralf-Bernd Schramm auseinander. Thomas Feltes rezensiert die achte Auflage von Heribert Ostendorfs Kommentar "Jugendgerichtsgesetz" und das von Martin Möllers herausgegebene "Wörterbuch der Polizei", ist vor kurzem in der zweiten Auflage erschienen.
 
 
15) Stellenausschreibungen
Am Lehrstuhl für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum sind ab April 2010 mehrere wissenschaftliche Mitarbeiter-Stellen zu besetzen. Gesucht werden insbesondere Juristinnen und Juristen zur Mitarbeit in Forschung und Lehre in den Bereichen Kriminologie, Jugendstrafrecht, Strafvollzug und Polizeiwissenschaft. Informationen über den Lehrstuhl und seine Aktivitäten im Bereich der Forschung und Lehre finden sich ebenfalls im Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/kriminologie Die Stellenbeschreibung ist online verfügbar: http://www.ruhr-uni-bochum.de/kriminologie/pdf/Stellenausschreibung_Bochum_Februar_2010.pdf