Polizei : Newsletter Nr. 130, Mai 2010

 1)   Untersuchung der Gewalt am 1.Mai in Berlin
 2)   Gesundheitsfürsorge bei der Polizei
 3)   Aus Politik und Zeitgeschichte: Strafvollzug
 4)   Untersuchung zu Selbstmordattentätern
 5)   Leben ohne Papiere
 6)   Evaluierung der Sicherheitsbehörden
 7)   Mädchenkriminalität
 8)   Forschungsbericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
 9)   Risiko- und Schutzfaktoren für das Kindes- und Jugendwohl
10)  Entwicklung der registrierten Jugendkriminalität in den Niederlanden
11)  Website des US. National Institute of Corrections
12)  Studie zur Rückfallwahrscheinlichkeit von Gewalt- und Sexualtätern
13)  Call for Papers: Polizei und Polizieren in multi-ethnischen Gesellschaften
14)  Rezensionen
15)  Stellenausschreibung
 
1) Untersuchung der Gewalt am 1.Mai in Berlin
Die Freie Universität Berlin hat vor kurzem eine Analyse der Gewalt am 1. Mai in Berlin vorgelegt. Die Untersuchung bezieht sich auf die Ereignisse des Jahres 2009 und basiert auf einer Auswertung von qualitativen Interviews, Internetforen und Gerichtsakten. Im Zuge der Untersuchung zeigte sich, dass die Festgenommenen überwiegend unpolitisch sind und das Vorgehen der Polizei von Schaulustigen als willkürlich und unstrukturiert wahrgenommen wurde. Den Ergebnissen der Untersuchung wurde in Wissenschaft und Praxis allerdings skeptisch begegnet. Insbesondere die Methodik der Untersuchung wurde kritisch hinterfragt. Der Autor der Studie Professor Klaus Hoffmann-Holland stellte sich dieser Kritik und räumte ein, dass die Studie kein „»repräsentatives«, aber immerhin ein »authentisches« Bild der Gewalt am 1. Mai“ zeichnen würde (Neues Deutschland vom 11.02.2010, Onlineversion). Der vollständige Forschungsbericht, der sich mit allen kritischen Fragen zur Anlage der Untersuchung sehr gründlich auseinandersetzt, steht im Internet zum Download bereit: http://www.jura.fu-ber-lin.de/einrichtungen/we2/professoren/ls_hoffmannholland/projekte/1_mai_studie_berlin/Forschungsbericht_2010-1.pdf
 
 
2) Gesundheitsfürsorge bei der Polizei
Die Hochschule Magdeburg Stendal untersuchte von April 2006 bis September 2009 den Bedarf an berufsspezifischer Gesundheitsfürsorge von haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräften der Landes- und Bundespolizei, der Feuerwehr, des Rettungsdiensts und des technischen Hilfswerks. Im Rahmen der Untersuchung haben über 10.000 Einsatzkräfte an einer schriftlichen Befragung teilgenommen. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen polizeilichen und nicht-polizeilichen Einsatzkräften. Bei Polizeibeamten wird bspw. durch die Wahrnehmung der Quantität der Arbeitsbelastung das subjektive Wohlbefinden erheblich stärker beeinträchtigt, als bei nicht-polizeilichen Einsatzkräften. Das Bundesministerium des Inneren und das Bundespolizeipräsidium wollen das Angebot an Gesundheitsfürsorge nun entsprechend den neuen Erkenntnissen anpassen. Der vollständige Forschungsbericht mit allen Ergebnissen und Handlungsempfehlungen der Hochschule Magdeburg Stendal steht im Internet zum Download bereit: http://www.gesundheit-im-einsatzwesen.de/02Dokumente/Berichte/090930_Abschlussbericht_Public.pdf
 
 
3) Aus Politik und Zeitgeschichte: Strafvollzug
Der gewaltsame Tod einer Besucherin in einem Langzeitbesuchsraum der JVA Remscheid hat in den Medien wieder für eine Diskussion der Haftbedingungen in deutschen Gefängnissen gesorgt. Während viele Gefangene im geschlossenen Vollzug, entgegen der Bestimmungen des Strafvollzugsgesetzes, in schlechten Räumlichkeiten teilweise gemeinschaftlich untergebracht sind, zeichnete die Berichterstattung gelegentlich ein Zerrbild vom deutschen Strafvollzug in dem von „Sexzellen“, „Kuschelpädagogik“ und „Luxusgefängnissen“ berichtet wurde. Die im Februar 2010 erschienene Ausgabe von „Aus Politik und Zeitgeschichte“ beschäftigt sich mit dem Thema Strafvollzug auf wissenschaftlicher Basis. Dabei wird auch die grundsätzliche Frage nach dem „Sinn des Strafens“ und die Kosten-Nutzenbilanz vom geschlossenen Vollzug beleuchtet. Das Vollständige Heft steht im Internet zum Download bereit: ttp://www.bpb.de/publikationen/ZXXSXL,0,Strafvollzug.html
 
 
4) Untersuchung zu Selbstmordattentätern
M. Najeeb Shafiq and Abdulkader H. Sinno haben unter dem Titel „Education, Inco-me, and Support for Suicide Bombings: Evidence from Six Muslim Countries“ eine Untersuchung von Selbstmordattentätern vorgelegt. Im Rahmen der Studie wurde insbesondere der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die Faktoren Erziehung und Einkommen auf die Genese von Selbstmordattentätern haben können. Die Studie konzentriert sich auf sechs, überwiegend muslimisch geprägte Staaten (Indonesien, Jordanien, Libanon, Marokko, Pakistan und Türkei). Die Autoren kom-men zu dem Ergebnis, dass eine Generalisierung ihrer Befunde problematisch ist und sich die Bedeutung der Faktoren Erziehung und Einkommen in allen untersuchten Ländern teilweise erheblich unterschieden. Weitere Informationen finden sich im Internet: http://jcr.sagepub.com/cgi/content/abstract/54/1/146
 
 
5) Leben ohne Papiere
In der Hansestadt Hamburg leben nach Schätzungen zwischen 10.000 und 100.000 Menschen ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung. Im März 2008 hat das Diakonische Werk Hamburg in Kooperation mit der Nordelbischen Kirche und ver.di eine Studie zu der „Lebenssituation von Menschen ohne gültige Aufenthaltspapiere in Hamburg“ in Auftrag gegeben. Die Untersuchung sollte nicht nur Klarheit über die Anzahl der Menschen bringen, die ohne Papiere in Hamburg leben, sondern vor allem deren Lebenssituation näher beleuchten. Die Ergebnisse der Studie liegen nun vor und der vollständige Abschlussbericht steht im Internet zum Download bereit: http://www.diakonie-hamburg.de/fix/files/doc/Leben_ohne_PapiereLF.pdf
 
 
6) Evaluierung der Sicherheitsbehörden
Eine Expertenkommission soll die Schnittstellen der Aufgabenbereiche von Bundespolizei, Zoll und Bundeskriminalamt evaluieren und an die aktuellen Rahmenbedingungen anpassen. Innerhalb dieser Schnittstellenbereinigung sollen die Kernkompetenzen der verschiedenen Behörden deutlicher voneinander abgegrenzt werden, um die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden zu verbessern. Weitere Informationen finden sich im Internet: http://www.bmi.bund.de/cae/servlet/contentblob/951836/publicationFile/62159/evaluierung.pdf
 
 
7) Mädchenkriminalität
Das US Justizministerium hat eine Studie zum Thema Mädchenkriminalität veröffentlicht. Die Untersuchung beschäftigt sich mit den Zusammenhängen und Gründen für das delinquente Verhalten von Mädchen. Eine Ergebnisübersicht kann im Internet heruntergeladen werden: http://www.ncjrs.gov/pdffiles1/ojjdp/226358.pdf
 
 
8) Forschungsbericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
Der Forschungsbericht 8 des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge "Fortschritte der Integration" beschreibt die Lebensverhältnisse von in Deutschland lebenden Migranten aus der Türkei, Griechenland, Italien, Polen und aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien. Der Bericht basiert auf den Befunden einer Befragung von ca. 4.500 Migranten. Dabei wurden nicht nur sozioökonomische Merkmale erfasst, sondern auch die sozialen Kontakte zu Deutschen. Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchung lag auf der Evaluation der Bindung an Deutschland und an das jeweilige Heimatland. Der vollständige Forschungsbericht steht im Internet zum Download bereit: http://www.bamf.de/cln_101/nn_443728/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Forschung/Forschungsberichte/fb8-fortschritte-der-integration,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/fb8-fortschritte-der-integration.pdf
 
 
9) Risiko- und Schutzfaktoren für das Kindes- und Jugendwohl
Die Studie “Criminogene en beschermende factoren bij jongeren die een basisraadsonderzoek ondergaa“ befasst sich mit der Analyse von kriminologischen Risikofaktoren, Gefährdungsmomenten, aber auch mit Schutzfaktoren für das Kin-des- und Jugendwohl in den Niederlanden. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse ist im Internet verfügbar: http://english.wodc.nl/onderzoeksdatabase/voorstudie-aard-criminogene-beschemende-en-risicofactoren-factoren-jongeren-die-instromen-bij-de-raad-voor-de-kinderbescherming.aspx?cp=45&cs=6798
 
 
10) Entwicklung der registrierten Jugendkriminalität in den Niederlanden
Die Studie „Monitor Jeugdcriminaliteit“ beschäftigt sich mit der Entwicklung der registrierten Kriminalität von Jugendlichen bzw. Heranwachsenden zwischen dem 12ten und 24ten Lebensjahr. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum von 1996 bis 2007 und wurde in den Niederlanden durchgeführt. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich im Internet unter: http://www.wodc.nl/images/Cahier%202010-2_summary_tcm44-252107.pdf
 
 
11) Website des US. National Institute of Corrections
Das US National Institute of Corrections stellt auf seiner Homepage zahlreiche Materialien zum Thema Strafvollzug zur Verfügung. Das Institut ist dem US Justizministerium angegliedert und soll die Arbeit der Justizvollzugsanstalten durch einen online Informationsdienst unterstützen. http://nicic.org/PopularTopics
 
 
12) Studie zur Rückfallwahrscheinlichkeit von Gewalt- und Sexualtätern
Die Fachhochsule der Stiftung Rehabilitation Heidelberg hat die Rückfallwahrscheinlichkeit junger Gewalt- und Sexualstraftäter untersucht. Dafür wurden 153 einschlägig Verurteilte nach ihrer ersten Haftentlassung über mehrere Jahre hinweg beobachtet. Dabei zeigte sich, dass die Rückfallwahrscheinlichkeit mit dem Alter der Täter abnimmt. Die Studie „Legalbewährung jugendlicher und heranwachsender Sexual- und Gewaltstraftäter. Eine Studie zur prädiktiven Validität von Risiko- und Schutzfaktoren“ ist im Verlag für Polizeiwissenschaft 2009 erschienen, ISBN 978-3-86676-055-4.
 
 
13) Call for Papers: Polizei und Polizieren in multi-ethnischen Gesellschaften
Der 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie wird vom 11.-15. Oktober 2010 in Frankfurt am Main unter dem Titel „Transnationale Vergesellschaftung“ abgehalten. Eine Ad-hoc-Gruppe widmet sich dem Thema „Polizei und Polizieren in multi-ethnischen Gesellschaften“. Vorschläge zu den Themen „Migranten in der Polizei“, „Migranten als polizeiliches Gegenüber“ oder „Polizei und Raum: Zur Bedeutung des sozialräumlichen Kontexts polizeilichen Verhaltens angesichts sozialer und ethnischer Segregation“ sind bis 13. Mai erbeten. Abstracts sollten per Mail an Dietrich Oberwittler (d.oberwittler[KEINSPAM]@mpicc.de) oder Rafael Behr (rafael.behr[KEINSPAM9hdp.hamburg.de) gerichtet werden.
 
 
14) Rezensionen
Unter der Rubrik Buchbesprechungen ist auf der Website des Polizei-Newsletter folgende neue Rezensionen erschienen: Ingo Techmeier beschäftigt sich mit dem Buch von Tilman Lutz „Soziale Arbeit im Kontrolldiskurs. Jugendhilfe und ihre Akteure in postwohlfahrtstaatlichen Gesellschaften“.
 
 
15) Stellenausschreibung
Am Lehrstuhl für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum ist ab Juni 2010 eine wissenschaftliche Mitarbeiter-Stelle zu besetzen. Gesucht werden insbesondere Juristinnen und Juristen zur Mitarbeit in Forschung und Lehre in den Bereichen Kriminologie, Jugendstrafrecht, Strafvollzug und Polizeiwissenschaft. Informationen über den Lehrstuhl und seine Aktivitäten im Bereich der Forschung und Lehre finden sich im Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/kriminologie Die Stellenbeschreibung ist online verfügbar: http://www.ruhr-uni-bo-chum.de/kriminologie/pdf/Stellenausschriebung%20RUB%202010_II%20MASTER.pdf