Polizei : Newsletter Nr. 151, April 2012

 1)   Cop-Recorder – Smartphone App soll die Handlungen von Polizeibeamten dokumentieren
 2)   Britische Regierung plant radikale Privatisierung der Polizei
 3)   Mehr Einfluss für die unabhängige Agentur, die polizeiliches Fehlverhalten in New York bekämpfen soll
 4)   Kempten wird Gerichtsstand für Straftaten von Soldaten im Ausland
 5)   Hasskriminalität im Vereinigten Königreich
 6)   Das Strafmaß zeigt keine abschreckende Wirkung
 7)   Statistik zu Freiheitsentziehende Maßregeln in Deutschland
 8)   Mediathek des Bundestages: Glücksspielsucht bekämpfen
 9)   Website des Terrorismus-Forschungszentrums TRAC vorübergehend kostenlos zugänglich
10)  Interaktive Online-Plattform der NATO
11)  Projekt zur Erforschung von städtischer Sicherheitsproduktion
12)  Neue Zeitschrift für Zukunftsforschung
13)  Rezension von Björn Hellfelds „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“
14)  Veranstaltungshinweis: Migrantinnen und Migranten in der Polizei
15)  Reinhart Lempp gestorben
 
1) Cop-Recorder – Smartphone App soll die Handlungen von Polizeibeamten dokumentieren
Die Smartphone-App „Cop-Recorder“ wurde entwickelt um auf Knopfdruck schnell und unauffällig die Konversation mit einem Polizeibeamten aufzunehmen und zu dokumentieren. Wird die App aktiviert, schaltet sich das Display des Gerätes aus. Die Verwendung der App ist also nicht sichtbar. Über eine Submit-Funktion kann die Aufnahme an www.OpenWatch.net übermittelt werden. Hier soll sie zunächst von Editoren überprüft werden, bevor sie schließlich im Internet veröffentlicht wird. Weitere Informationen, insbesondere zur rechtlichen Zulässigkeit dieser Applikation finden sich in einem Beitrag in der Zeitschrift Kriminalistik: Keller, C. & Schade, D. (2012). Cop Recorder – ein neues Phänomen im polizeilichen Alltag. Kriminalistik – Unabhängige Zeitschrift für die kriminalistische Wissenschaft und Praxis, 66, 85-91.
 
 
2) Britische Regierung plant radikale Privatisierung der Polizei
Die Regierung im Vereinigten Königreich hat private Sicherheitsunternehmen aufgefordert, Pläne zur Übernahme von Polizeiaufgaben zu erarbeiten. Insbesondere in den beiden englischen Regionen West Midlands und Surrey sollen zukünftig zahlreiche Aufgaben der Polizei von privaten Firmen übernommen werden. Die Aufgaben, die bereits in Kürze ausgelagert werden sollen, umfassen nicht nur unterstützende Tätigkeiten wie die Versorgung der Fahrzeugflotte oder die Optimierung von Geschäftsabläufen sondern die vollständige Übernahme und unabhängige Durchführung eines Streifendienstes, die Betreuung von Opfern oder die Untersuchung von Tatorten. Im Rahmen der Privatisierung sollen schon in den nächsten drei Jahren 2.700 Stellen im (staatlichen) Polizeidienst gestrichen werden. Weitere Informationen finden sich auf der Websites der Zeitung The Guardian: http://www.guardian.co.uk/uk/2012/mar/02/police-privatisation-security-firms-crime
 
 
3) Mehr Einfluss für die unabhängige Agentur, die polizeiliches Fehlverhalten in New York bekämpfen soll
Ermittlungen zu polizeilichem Fehlverhalten werden in New York seit 2007 von einer unabhängigen Agentur, dem Civilian Complaint Review Board (CCRR) begleitet. Die Agentur hatte bisher lediglich eine beratende Funktion und galt als zahnloser Tiger. Nun wurde beschlossen, dass den Empfehlungen der Agentur zukünftig eine größere Bedeutung beigemessen werden soll. So müssen Abweichungen von den Empfehlungen der CCRR von den jeweiligen Entscheidungsträgern zukünftig (öffentlich) begründet werden. Quelle und weitere Informationen: http://www.nytimes.com/2012/03/28/nyregion/civilian-complaint-review-board-gets-new-powers-to-prosecute-new-york-police.html?_r=3&hp
 
 
4) Kempten wird Gerichtsstand für Straftaten von Soldaten im Ausland
Straftaten die deutschen Soldaten im Zusammenhang mit einem Auslandseinsatz zur Last gelegt werden, sollen zukünftig nur noch in Kempten verhandelt werden. Dadurch soll sichergestellt werden, dass über Straftaten von Soldaten zukünftig „die Juristen entscheiden, die sich mit den speziellen Abläufen von Auslandseinsätzen und Auslandsermittlungen auskennen“. Die Neuregelung beendet langwierige Zuständigkeitsprobleme. Quelle und weitere Informationen: "http://www.bmj.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2012/20120328_Kempten_wird_Gerichtsstand_für_Straftaten_von_Soldaten_im_Ausland.html
 
 
5) Hasskriminalität im Vereinigten Königreich
Das Home-Office im Vereinigten Königreich hat die Ergebnisse einer Sonderauswertung des Crime-Survey 2010/2011 zum Thema Hasskriminalität veröffentlicht. Im Berichtszeitraum 2010/2011 waren demnach ca. 260.000 der insgesamt 9,5 Mio. polizeilich registrierten Vorfälle im Vereinigten Königreich durch Fremdenfeindlichkeit motiviert. Die Sonderauswertung, die auch Cybersecurity und Delinquenz unter Kindern und Jugendlichen thematisiert, steht im Internet zum kostenlosen Download bereit: http://www.homeoffice.gov.uk/publications/science-research-statistics/research-statistics/crime-research/hosb0612/hosb0612?view=Binary
 
 
6) Das Strafmaß zeigt keine abschreckende Wirkung
Das australische Bureau of Crime Statistics and Research hat die Ergebnisse einer Untersuchung zu Abschreckungseffekten veröffentlicht. Im Rahmen der quantitativ ausgerichteten Studie zeigte sich, dass die Entdeckungswahrscheinlichkeit einen geringen abschreckenden Effekt zu erzielen scheint. Die Höhe des Strafmaßes erwies sich hingegen als nicht bedeutsam. Harte bzw. lange Freiheitsstrafen haben demnach keine kriminalpräventive Wirkung. Der Ergebnisbericht der Studie kann kostenlos im Internet heruntergeladen werden: http://www.lawlink.nsw.gov.au/lawlink/bocsar/ll_bocsar.nsf/vwFiles/cjb158.pdf/$file/cjb158.pdf
 
 
7) Statistik zu Freiheitsentziehende Maßregeln in Deutschland
Der Beitrag „Freiheitsentziehende Maßregeln – Struktur und Entwicklung der Sanktionierungspraxis“ im Konstanzer Inventar für Sanktionsforschung wurde überabeitet und um die Daten von 2010 ergänzt. Der Beitrag ermöglicht einen schnellen und vollumfänglichen Zugang zum Verständnis der Struktur und Entwicklung der Sanktionspraxis in Deutschland. Darüber hinaus enthält das Dokument zahlreiche Daten und aufbereitete Statistiken. Der Beitrag steht zum kostenlosen Download im Internet bereit: http://www.uni-konstanz.de/rtf/kis/Freiheitsentziehende-Massregeln-in-Deutschland-Stand-2010.pdf
 
 
8) Mediathek des Bundestages: Glücksspielsucht bekämpfen
Der Deutsche Bundestag unterhält eine Online-Mediathek in der Videoaufnahmen von allen öffentlichen Anhörungen abrufbar sind. Im März dieses Jahres fand eine Anhörung von Sachverständigen zum Thema Glücksspielsucht statt. Dabei wurden insbesondere die negativen Begleiterscheinungen von Automatenglücksspiel in Spielhallen und Gaststätten thematisiert. Die eineinhalb stündige, teilweise sehr sehenswerte Anhörung von Sachverständigen kann nun über folgende URL abgerufen werden: http://www.bundestag.de/Mediathek/index.jsp?action=search&contentArea=details&offsetStart=0&id=1616193&&instance=m187&categorie=alle+&legislativePeriod=alle+&fraction=alle+&mask=search&startDate=21.03.2012&endDate=21.03.2012&&destination=search
 
 
9) Website des Terrorismus-Forschungszentrums TRAC vorübergehend kostenlos zugänglich
Das Terrorism Research & Analysis Consortium (TRAC) beschäftigt sich seit über acht Jahren mit verschiedenen Formen von politisch motivierter Gewalt. Das TRAC hat dabei zahlreiche wissenschaftliche Beiträge gesammelt und dokumentiert. Auf einer Homepage werden nun zahlreiche Beiträge zu politisch motivierter Gewalt zur Verfügung gestellt. Unter http://www.trackingterrorism.org/ können unter anderem Informationen über ca. 3.800 Terrororganisationen abgerufen werden. Darüber hinaus informiert das TRAC hier (mit News Feeds) über aktuelle Ereignisse und neuere, relevante Publikationen. Um das gesamte Informationsangebot nutzen zu können ist eine Anmeldung erforderlich. Derzeit bietet das TRAC einen kostenlosen, 90-tägigen Testzugang an.
 
 
10) Interaktive Online-Plattform der NATO
Die NATO unterhält seit kurzem die interaktive Online-Plattform WE-NATO. Auf der Homepage finden sich Artikel und Video-Beiträge zu den verschiedenen Themen die zum Spektrum der Aufgaben der NATO gehören. Darüber hinaus bietet die Plattform auch mehrere Blogs, über die sich Interessierte austauschen können und zugleich mit der Organisation in Kontakt treten sollen. Die Plattform ist über folgende URL erreichbar: http://we-nato.org/
 
 
11) Projekt zur Erforschung von städtischer Sicherheitsproduktion
Das Forschungsprojekt Dynamische Arrangements städtischer Sicherheitskultur (DynAss) untersucht die Ausgangspunkte städtischer Sicherheitsproduktion. Das interdisziplinär ausgerichtete Projekt soll mit Hilfe von Fallstudien klären, „wie bei kommunalen Akteuren sogenannte ‚Sicherheitsbilder‘ entstehen und wirksam werden.“ Sicherheitsbilder werden dabei als gedankliche Konstrukte verstanden die beschreiben, „wo und wie die jeweiligen Akteure Kriminalitätsgefährdungen räumlich verorten. Ihre Bedeutung liegt darin, dass sie orientierungsgebend sind und auf ihnen weitreichende Handlungsentscheidungen der Akteure basieren.“ Das Projekt soll dazu beitragen, „die Rationalität im kommunalen Sicherheitshandeln zu erhöhen und damit das Sicherheitsempfinden der Stadtbewohner […] verbessern.“ Quelle und weitere Informationen zu dem Projekt finden sich im Internet: http://www.dynass-projekt.de/
 
 
12) Neue Zeitschrift für Zukunftsforschung
Die neu gegründete „Zeitschrift für Zukunftsforschung“ soll den systematischen und interdisziplinären Austausch über zukunftsbezogene Forschung im deutschsprachigen Raum vorantreiben. Die Zeitschrift ist als online verfügbares Open Access Journal geplant. Die Beiträge sollen wissenschaftstheoretische, erkenntnistheoretische und methodologische Aspekte der Zukunftsforschung diskutieren. Die Herausgeber der neuen Zeitschrift haben nun um die Einreichung von Artikeln für die erste Ausgabe gebeten. Weitere Informationen finden sich im Internet: http://www.zeitschrift-zukunftsforschung.de/.
 
 
13) Rezension von Björn Hellfelds „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“
Unter der Rubrik Buchbesprechungen ist auf der Website des Polizei-Newsletters (http://polizei-newsletter.de/books_german.php) eine neue Rezensionen zu finden: Julia Schmidt rezensiert die Dissertationsschrift von Björn Hellfeld „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat: § 89a StGB“. Hellfeld kommt in seiner Untersuchung zu dem Ergebnis, dass § 89a StGB im Hinblick auf die Höhe der angedrohten Strafe gegen das Übermaßverbot“ verstößt.
 
 
14) Veranstaltungshinweis: Migrantinnen und Migranten in der Polizei
Am 23.04.2012 richtet das Institut für Polizei- und Kriminalwissenschaften (IPK) der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (FHöV) NRW das erste Symposium zum Thema „Migrantinnen und Migranten in der Polizei“ aus. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die Frage, wie die Polizei an der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe der Integration mitwirken kann. Das Symposium findet in Gelsenkirchen statt und richtet sich primär an die Lehrenden der FHöV NRW und an die Ausbildungsleitungen der Einstellungsbehörden aber auch an interessierte Studierende. Um eine Anmeldung wird bis spätestens 16.04. gebeten. Weitere Informationen finden sich in einem online verfügbaren Flyer: http://www.fhoev.nrw.de/uploads/media/MigrantinnenuMigranten_WEB.pdf
 
 
15) Reinhart Lempp gestorben
Mitte Februar 2012 verstarb der Tübinger Jugendpsychiater Reinhart Lempp, der bis zuletzt aktiv war (u.a. auch für eine IPA-Broschüre „Gemeinsam gegen Jugendkriminalität und Gewalt"). Der international renommierte Kinder- und Jugendpsychiater wurde 1923 in Esslingen geboren, studierte in Tübingen Medizin und entschied sich für die Weiterbildung in Psychiatrie, die er 1957 abschloss. Lempp wurde zu einem der Pioniere der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ein ausführlicher Nachruf findet sich in der Stuttgarter Zeitung: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.der-kinder-und-jugendpsychiater-reinhart-lempp-ist-tot-rat-fuer-kinder-und-deren-eltern.f06b1638-b9f4-4f9c-b0a0-c49b88173bae.html