Polizei : Newsletter Nr. 160, Februar 2013

 1)   Bewerbung für den englischsprachigen Masterstudiengang „Criminal Justice, Governance and Police Science“
 2)   Finanzgeschäfte mit der Resozialisierungsquote von straffälligen Menschen
 3)   Polizeiliche Kriminalstatistik mit neuen Möglichkeiten
 4)   Policing American Style in Frankfurt?
 5)   Vor- und Nachteile von Acht-, Zehn- und Zwölf-Stundenschichten im Polizeidienst
 6)   Hansafans beobachten die Polizei
 7)   V-Leute-Einsatz in der Fußballfanszene
 8)   Neuauflage der OpferFibel
 9)   Neue Zeitschrift European Journal of Policing Studies
10)  International vergleichende Untersuchung von Tötungsdelikten
11)  Praxishandbuch Polizei- und Ordnungsrecht
12)  Ausschreibung des Fritz Sack-Preises 2013
13)  Call for Papers der KirmG: Risiken der Sicherheitsgesellschaft. Sicherheit, Risiko und Kriminalpolitik
14)  Call for Papers der GiwK: Auf dem Weg zu einer sicheren Gesellschaft?
15)  Stanley Cohen verstorben
 
1) Bewerbung für den englischsprachigen Masterstudiengang „Criminal Justice, Governance and Police Science“
Am Lehrstuhl für Kriminologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) wird der berufsbegleitende Masterstudiengang „Criminal Justice, Governance and Police Science“ angeboten. Das Curriculum wurde gemeinsam mit der Forschungseinrichtung „Governing and Policing Security“ (GaPS) des University College Ghent entwickelt und ist als englischsprachiger Fernstudiengang konzipiert. Das Programm richtet sich an Bewerber, die in internationalen Organisationen in den Bereichen der inneren und äußeren Sicherheit tätig werden wollen oder tätig sind. Entsprechend liegt der Fokus des Programms in der Aus- und Weiterbildung von Berufsgruppen, die in Transitions- oder Post-Konflikt-Gesellschaften im Bereich von Sicherheitspolitik, Kriminalitätsbekämpfung, (internationaler) Strafverfolgung und des Menschenrechtsschutzes aktiv sein wollen oder sind. Bewerbungsschluss für den Beginn des Studiums im April 2013 ist der 28. Februar 2013. Weitere Informationen zum Studiengang, zum Zulassungsverfahren und zu Stipendien: http://www.macrimgov.eu
 
 
2) Finanzgeschäfte mit der Resozialisierungsquote von straffälligen Menschen
In den USA können Anleger seit kurzem Geld in Social-Impact-Bonds investieren. „Die Idee: Ein Investor stellt Geld, mit dem ein sozialer Träger gefährdete Ex-Häftlinge coacht und ihnen Bildung vermittelt. Sinkt die Quote der Wiederholungstäter um zehn Prozent oder mehr, erhält der Investor sein Geld zurück und eine Rendite obendrauf. Wird die Marke gerissen, geht er leer aus.“ Die Investmentbank Goldman Sachs ist nun mit 9,6 Millionen Dollar in das Projekt eingestiegen. Das Engagement einer Investmentbank im Bereich der Resozialisierung von straffälligen Menschen mag zunächst befremdlich erscheinen. Das Projekt ist jedoch mit zahlreichen Chancen verbunden: „Geht der Plan auf, muss der Staat weniger für die Prävention als für die spätere Nachsorge zahlen. Scheitert das Vorhaben, profitiert der Staat auch, denn er bürdet das Risiko nicht dem Steuerzahler auf.“ Quelle und weitere Informationen: http://www.spiegel.de/wirtschaft/goldman-sachs-spekuliert-mit-social-impact-bonds-auf-us-gefaengnisse-a-874436.html
 
 
3) Polizeiliche Kriminalstatistik mit neuen Möglichkeiten
Das Bundeskriminalamt hat die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2011 im Internet veröffentlicht. Da die PKS zwischen 2009 und 2011 auf ein erweitertes und bundesweit einheitliches System umgestellt wurde (der PNL berichtete in Nr. 157, 7), stehen nun neue Darstellungs- und Analysemöglichkeiten zu Verfügung. Darüber hinaus kann das Kriminalistische Institut des BKA (bei konkreten Anfragen) Sonderauszählungen anfertigen und verschicken. Weitere Informationen können dem aktuellen Berichtsband entnommen werden: http://www.bka.de/nn_193232/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/PolizeilicheKriminalstatistik/pksJahrbuecher/pks2011ZZ,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/pks2011ZZ.pdf
 
 
4) Policing American Style in Frankfurt?
„Welche diskursiven, organisatorischen und strategischen Verschiebungen im Polizieren von Großstadtphänomenen lassen sich beobachten? Welche Rolle spielt der Transfer von Wissensbeständen bzw. Diskurselementen aus den USA?“ Ein von der DFG finanzierter Forschungsverbund untersucht den Wandel städtischer Sicherheitspolitiken in Frankfurt am Main. Das Projekt „Neuordnungen des Städtischen“ setzt sich insbesondere mit dem internationalen Transfer von Polizeistrategien auseinander und beleuchtet mögliche Folgen einer Einführung von zero tolerance policing, broken windows theory und community policing in Deutschland. Weitere Informationen über das Projekt finden sich im Internet: http://www.neuordnungen.info/policing/
 
 
5) Vor- und Nachteile von Acht-, Zehn- und Zwölf-Stundenschichten im Polizeidienst
Karen Amendola von der George Mason University (Virginia/USA) berichtet im Rahmen eines Vortrags über ein weiteres Forschungsprojekt bei dem die Auswirkungen von unterschiedlichen Einsatzzeiten im Polizeidienst miteinander verglichen wurden. Im Rahmen des Projektes wurden Polizeibeamte zunächst zufällig verschiedenen Gruppen zugeordnet. Eine Gruppe von Beamten arbeitete in Acht-Stundenschichten, eine in Zehn- und eine Zwölf-Stundenschichten. Nach einigen Wochen wurden die Beamten gebeten ihre Lebensqualität zu bewerten. Darüber hinaus wurde unter anderem in Reaktionstests die Leistungsfähigkeit der Beamten erfasst. Im Ergebnis äußerten sich die Beamte, die in Zehn-Stundenschichten arbeiteten zufriedener als die Beamten, die in Acht- und Zwölf- Stundenschichten arbeiteten. Die Zehn-Stundenschicht erwies sich auch für die Leistungsfähigkeit der Beamten als positiv. Der Vortrag ist online als zwölfminütiges YouTube-Video verfügbar: http://www.youtube.com/watch?v=xoOdH8OpS1w&list=PLpIlUxHJ-xbqzPm6DXOkXkn08onGoPnws
 
 
6) Hansafans beobachten die Polizei
Fans von Hansa Rostock haben die Initiative „Hansafans beobachten die Polizei“ gegründet. Die Initiative versteht sich als „eine übergreifende Solidaritätsgemeinschaft für den Kampf gegen zweifelhafte Allgemeinverfügungen und Verbote […]. Hierbei steht die Unterstützung von Hanseaten, die aufgrund von Geschehnissen rund um die Spiele der Kogge Probleme mit der Justiz und Stadionverbot bekommen haben im Vordergrund.“ Quelle und weitere Informationen: von http://www.blau-weiss-rote-hilfe.de/
 
 
7) V-Leute-Einsatz in der Fußballfanszene
Die Polizeibehörden in Nordrhein-Westfalen haben zwischen 2008 und 2012 ca. zehn Vertrauenspersonen in der Fußballszene eingesetzt. Dies geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage der Piratenfraktion hervor. Frank Herrmann, Abgeordneter der Piratenfraktion im Landtag NRW und Urheber der Anfrage kritisierte das Vorgehen: „Die staatliche Kontrolle und Bespitzelung von Stadionbesuchern hat ein Ausmaß erreicht, das nicht vereinbar mit einer rechtsstaatlichen Demokratie ist […] Die Maßnahmen, die gegen Fußballfans angewendet und auf Initiative der DFL zukünftig sogar noch verschärft werden, ähneln mittlerweile denen eines Überwachungsstaats.“ Quelle und weitere Informationen: http://raderpiraten.wordpress.com/
 
 
8) Neuauflage der OpferFibel
Das Bundesministerium der Justiz hat eine Neuauflage der OpferFibel veröffentlicht. Das Dokument gilt als überregionales Standardwerk zum Opferschutz im Strafverfahren und bietet umfassende und nützliche Informationen zum Strafverfahren und zu den besonderen Rechten der Opfer von Straftaten. „Die neue Auflage berücksichtigt die zahlreichen gesetzlichen Änderungen zum Opferschutz, die in den letzten Jahren erfolgt sind.“ Quelle und Link zum Download der Fibel: http://www.bmj.de/SharedDocs/Downloads/DE/broschueren_fuer_warenkorb/DE/OpferFibel.pdf?__blob=publicationFile
 
 
9) Neue Zeitschrift European Journal of Policing Studies
Im Januar 2013 erschien erstmals das European Journal of Policing Studies (EJPS). Das Journal erscheint vier Mal im Jahr und soll den wissenschaftlichen Austausch über Polizeiwissenschaft in Europa vorantreiben. Die Beiträge richten sich nicht nur an WissenschaftlerInnen sondern auch an interessierte Polizeibeamte. Die Herausgeber der neuen Zeitschrift haben nun um die Einreichung von Artikeln gebeten. Weitere Informationen finden sich im Internet: http://www.maklu-online.eu/nl/crime/ejps/
 
 
10) International vergleichende Untersuchung von Tötungsdelikten
Jährlich werden weltweit schätzungsweise 650.000 Menschen durch Gewalteinwirkung absichtlich getötet. Verlässliche Daten liegen bisher allerdings nur für ca. 60 (überwiegend gut entwickelte) Länder vor. Im Rahmen des World Homicide Surveys sollen nun verlässliche Daten für wesentlich mehr Länder gesammelt werden. Das Projekt basiert dabei im Wesentlichen auf einer Online-Befragung von Experten. Weitere Informationen über das World Homicide Survey finden sich im Internet: http://worldhomicidesurvey.org/
 
 
11) Praxishandbuch Polizei- und Ordnungsrecht
Unter der Rubrik Buchbesprechungen ist auf der Website des Polizei-Newsletters (http://polizei-newsletter.de/books_german.php) eine neue Rezension zu finden: Thomas Feltes bespricht das „Praxishandbuch Polizei- und Ordnungsrecht“ von Adrian Pewestorf, Sebastian Söllner und Oliver Tölle. Das Buch richtet sich an Polizeibeamte und ist auf dem aktuellen Stand. „Allerdings ist die Darstellung doch sehr stark (bzw. fast ausschließlich) an der Rechtsprechung orientiert, (kritische) Literaturmeinungen werden weitestgehend ignoriert. Dies mag der polizeilichen Praxis entsprechen und ihr vielleicht auch entgegen kommen, dient aber letztendlich nur dazu, dass das polizeiliche Handeln als in sich geschlossenes System weiter gefestigt wird und die wissenschaftliche Welt mehr oder weniger außen vor bleibt.“
 
 
12) Ausschreibung des Fritz Sack-Preises 2013
Die Gesellschaft für interdisziplinäre wissenschaftliche Kriminologie GiwK hat den Fritz Sack-Preis 2013 ausgeschrieben. Der Preis wird alle zwei Jahre ausgeschrieben und soll Personen auszeichnen, „die sich mit einer hervorragenden wissenschaftlichen Arbeit in besonderer Weise um die Entwicklung oder Förderung der interdisziplinären wissenschaftlichen Kriminologie verdient gemacht haben“. Der Preis ist mit 2.000,-€ dotiert. Nominierungen können noch bis zum 30. April 2013 eingereicht werden. Weitere Informationen sind online verfügbar: http://www1.uni-hamburg.de/giwk/dateien/sackpreis2013.pdf
 
 
13) Call for Papers der KirmG: Risiken der Sicherheitsgesellschaft. Sicherheit, Risiko und Kriminalpolitik
Die Kriminologische Gesellschaft (KrimG) hat um die Einreichung von Beiträgen für die 13. wissenschaftliche Fachtagung gebeten. Die Konferenz trägt den Titel „Risiken der Sicherheitsgesellschaft. Sicherheit, Risiko und Kriminalpolitik“ und wird zwischen dem 26. und 28. September 2013 in Fribourg (Schweiz) stattfinden. „Alle Vorschläge werden bis zum 31. Juli 2013 an die Adresse des verantwortlichen Veranstalters, KrimG-Präsident Prof. Dr. Marcel Niggli, erbeten.“ Quelle und weitere Informationen: http://www.krimg.de/drupal/node/245
 
 
14) Call for Papers der GiwK: Auf dem Weg zu einer sicheren Gesellschaft?
Die Gesellschaft für interdisziplinäre wissenschaftliche Kriminologie (GiwK) hat ebenfalls um die Einreichung von Beiträgen für eine Fachtagung gebeten. Geplant ist eine zweitägige Veranstaltung im März 2014 in Bielefeld. Die Tagung wird den Titel „Auf dem Weg zu einer sicheren Gesellschaft?“ tragen. Behandelt werden neuartige Sicherheitsdiskurse und Bedrohungsszenarien, alte und neue Akteure der Sicherheitsproduktion, Instrumente, Techniken und Praktiken der Sicherheitsproduktion sowie neue Gruppen, Gegenstände und Ursachen der Gefährdung von Sicherheit. Angebote für Tagungsbeiträge können noch bis zum 28. Februar 2013 per Mail an axel.groenemeyer@uni-dortmund.de gesendet werden.
 
 
15) Stanley Cohen verstorben
Am 7. Januar 2013 ist Stanley Cohen verstorben. Der gebürtige Südafrikaner studierte zunächst Soziologie und Soziale Arbeit in Johannesburg. In den sechziger Jahren kam er ins Vereinigte Königreich und promovierte an der London School of Economics (LSE). 1967 wurde er Dozent an der University of Durham, später dann Professor an der University of Essex und an der LSE. Cohen gilt als Mitbegründer der kritischen Kriminologie. Quelle und weitere Informationen: http://blogs.lse.ac.uk/condolences/2013/01/08/stancohen/