Polizei : Newsletter Nr. 180, Dezember 2014

 1)   Risk Assessment Tools are not reliable
 2)   Zuwanderung und soziale Probleme aus historischer Perspektive
 3)   Zur Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland
 4)   Zeitschrift „Suburban“ – Heft zu Stadt und Polizei
 5)   Broken Windows 2.0
 6)   Fehler in forensischen Gutachten
 7)   Online-Coach für wissenschaftliches Schreiben
 8)   Nachwirkungen von #8222;Stuttgart21“
 9)   Heiliger Krieg - heiliger Profit
10)  Entwicklung von Tötungsdelikten in Europa
11)  Polizeiarbeit in Europäischen Hauptstädten
12)  Jugendliche Intensivtäter in der Schweiz
13)  Institut für Polizeiwissenschaft an der FH Polizei Brandenburg
14)  Cop Culture und demografischer Wandel bei der Polizei
15)  Psychische Störung und Straftaten: Diskussion der Zusammenhänge
16)  “freispruch” jetzt online
17)  Zentrum für Sicherheitsforschung beim LKA Stuttgart
18)  Buchbesprechungen
 
1) Risk Assessment Tools are not reliable
The use of risk assessment tools may overestimate sex offenders’ likelihood of committing another crime. “Actuarial” risk assessments are designed to let state criminal justice systems evaluate risk as car insurance companies do. A list of factors that correlate with recidivism is used to group offenders into categories. But these instruments often look only at historical, or “static,” factors in an offender’s background. Source: Steven Yoder: The Promise (and Perils) of Predicting Sex Crimes. In: The Crime report, Sept. 11, 2014 http://www.thecrimereport.org/news/inside-criminal-justice/2014-09-the-promise-and-perils-of-predicting-future-sex-crim
 
 
2) Zuwanderung und soziale Probleme aus historischer Perspektive
Einen historischen Blick auf die Debatte um Zuwanderung und Armut wirft das Video-Blog „nordstadtgeschichten“. Der Beitrag zeigt, wie die Wahrnehmung sozialer Probleme im historischen Kontext gleich bleibt und sich nur die Protagonisten - Wahrnehmende und Wahrgenommene - verändern. Die Folgen von Zuwanderung lassen sich dabei stets von zwei Seiten betrachten: Zum Beispiel als Ausbeutungs-Geschichte von Wohnungs- und Arbeitssuchenden oder als „Täterschafts“-Geschichte der Zuwanderer. http://vimeo.com/103232483
 
 
3) Zur Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland
Ein Beitrag der Zeitschrift Deutsche Polizei beschäftigt sich mit aktuellen Entwicklungen im Bereich Antisemitismus, der durch die aktuellen Geschehnisse im Nahen Osten neuen Auftrieb bekommen hat. Der Artikel setzt sich mit Bewegungen pro-palästinensischer Gruppen auseinander, die sich mit rechts- und linksextremen Gruppierungen in ihrem Kampf gegen den Staat Israel verbündet haben und befasst sich mit der Frage, wie diesem Phänomen effektiv begegnet werden kann. Quelle: Samuel Salzborn: „Unheimliche Allianzen“. In: Deutsche Polizei 10, 2014, S. 4-7.
 
 
4) Zeitschrift „Suburban“ – Heft zu Stadt und Polizei
Das aktuelle Heft geht der Frage nach, wie städtische Räume durch Polizei(-arbeit) einerseits und Illegalität andererseits konstruiert werden und wie die Interaktion zwischen Polizei (bzw. Sicherheit) und Illegalität (bzw. Illegalisierungen) zu der Produktion des Städtischen beitragen. Die Zeitschrift steht kostenlos im Internet (als pdf) zur Verfügung: http://www.zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/index
 
 
5) Broken Windows 2.0
The public debate in New York City over “broken windows” has become almost deafening. According to the New York Times and the Nation, the commitment of the New York Police Department (NYPD) to low-level law enforcement is a broken policy that has “exacerbated discrimination, not improved safety (Nation).” Opinion writers at the City Journal and the New York Daily News have pushed back. The Journal called broken windows “a moral imperative;” while, according to The News, it is a “proven policy that is helping save lives.” See the discussion at http://www.thecrimereport.org/viewpoints/2014-08-broken-windows-20-a-smarter-version
 
 
6) Fehler in forensischen Gutachten
Wie können Menschen im Rahmen forensisch-psychiatrischer Gutachten umfassend und korrekt beurteilt werden? Sind Fehler und Irrtümer in diesem diffizilen Prozess wirklich immer vermeidbar? Die medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft stellt ab sofort regelmäßig neue Fälle vor, die von einem Gutachter beurteilt werden. Auch als App verfügbar. Die Serie beginnt mit „Wahnhafte Störung vs. Schizophrenie: Der Seelenwanderer“. Quelle: http://www.mwv-berlin.de/1020.html#c2786 oder direkt unter http://issuu.com/mwv-berlin/docs/_1_f__lle_aus_der_forensik
 
 
7) Online-Coach für wissenschaftliches Schreiben
Der Bremer Online-Coach für wissenschaftliches Schreiben im Studium ist ein Online-Ratgeber, der beim Schreiben wissenschaftlicher Texte im Studium unterstützt. Auch wer sein Studium bereits abgeschlossen hat und an einer Promotion oder einer wissenschaftlichen Publikation arbeitet, wird hier noch hilfreiche Ratschläge finden. Der Schreibcoach ist fachübergreifend. Er enthält mehr als dreihundert Textmodule mit praktischen Empfehlungen zu allen Phasen eines wissenschaftlichen Schreibprojektes. Quelle: http://www.bremer-schreibcoach.uni-bremen.de/cms/
 
 
8) Nachwirkungen von #8222;Stuttgart21“
In dem seit Juni 2014 laufenden „Wasserwerfer-Prozess“ in Stuttgart geht es "nur" um die persönliche Schuld der beiden Angeklagten. Da sie den Einsatz weder insgesamt geplant haben noch oben in der Befehlskette standen, kann ihnen nicht vorgeworfen werden, was Vorgesetzte und möglicherweise Politiker zu verantworten haben, sofern sie nicht persönlich an rechtswidrigen Handlungen beteiligt waren oder diese hätten verhindern müssen. Aber immerhin werden Details bekannt, die man nicht erwartet hat. Eine eigene Website dokumentiert seit Oktober den Prozess: http://www.wasserwerfer-prozess.de/
 
 
9) Heiliger Krieg - heiliger Profit
In den letzten Jahren sind einige afrikanische Staaten mehr und mehr zur Bühne des internationalen Terrorismus geworden. Wie Marc Engelhardt zeigt, verbinden Gruppen wie al-Shabaab in Somalia oder Boko Haram in Nigeria mit ihren terroristischen Aktivitäten auch handfeste Profitinteressen. Die Gruppen, egal welcher religiösen oder politischen Ausrichtung, eint dabei mehr als sie unterscheidet. http://www.bpb.de/192288
 
 
10) Entwicklung von Tötungsdelikten in Europa
Mehrere Beiträge im Heft 5, 2014 des „European Journal of Criminology“ beschäftigen sich mit der Entwicklung der Tötungsdelikte in Europa und analysieren den Rückgang in den meisten Ländern, der sich seit Anfang der 1990er Jahre abzeichnet. Auch weitere Aspekte wie Besonderheiten ungeklärter Tötungsdelikte (in der Schweiz) und Zusammenhänge zwischen Tötungsdelikten und Serienmord werden behandelt. Quelle: http://euc.sagepub.com/content/11/5.toc
 
 
11) Polizeiarbeit in Europäischen Hauptstädten
Heft 1, 2014 der gleichen Zeitschrift beschäftigen sich mit der Polizeiarbeit in Europäischen Hauptstädten. Behandelt werden Berlin, Sofia, London, Paris und Barcelona. Die Zeitschrift sollte in allen Bibliotheken von Polizei-Fachhochschulen vorhanden sein. Quelle: http://www.maklu-online.eu/en/tijdschrift/ejps/volume-2/issue-1/
 
 
12) Jugendliche Intensivtäter in der Schweiz
Gestützt auf Daten zu den jugendstaatsanwaltschaftlichen Registrierungen aus dem Kanton Zürich wird erstmals für die Schweiz nachgewiesen, dass eine kleine Gruppe jugendlicher Straftäter (3,8 – 4,5%) für bis zu 69% der Straftaten ihrer Altersgruppe verantwortlich ist. Der Beitrag analysiert diese Gruppe der jugendlichen Intensivtäter. Quelle: Viviane Freihofer: Intensivtäter im Vergleich mit Mehrfach- und Bagatelltätern. In: Schweizerische Zeitschrift für Kriminologie 2, 2014, S. 10-24
 
 
13) Institut für Polizeiwissenschaft an der FH Polizei Brandenburg
Seit 2012 gibt es an der Fachhochschule der Polizei in Brandenburg ein Institut für Polizeiwissenschaft. Ziel dieses Institutes ist die Schärfung des wissenschaftlichen Profils der FHPol, die bessere Verankerung akademischen Denkens in der Polizei sowie die eigenständige Weiterentwicklung einer spezifisch auf das Berufsfeld Polizei ausgerichteten Forschung. Quelle: http://www.fhpolbb.de/institut-für-polizeiwissenschaft. Dort ist u.a. auch das COMPOSITE Projekt angesiedelt, das sich mit Veränderungsprozessen in der Polizei im europäischen Vergleich beschäftigt, s. http://www.composite-project.eu/
 
 
14) Cop Culture und demografischer Wandel bei der Polizei
Mehrere Beiträge in einem Schwerpunktheft der „Oranienburger Schriften“ (Ausgabe 1, 2014) beschäftigen sich mit den Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Polizei. U.a. legen Antonio Vera und Katharina Kölling eine empirische Analyse des Zusammenhangs zwischen Alterung, Organisationskultur und Leistungsfähigkeit der Polizei vor. Titel: Cop Culture und demografischer Wandel. S. http://www.fhpolbb.de/publikationen
 
 
15) Psychische Störung und Straftaten: Diskussion der Zusammenhänge
Eine Studie in den USA mit 143 Straftätern mit schweren psychischen Störungen (die knapp 430 Taten begangen hatten) zeigt, dass nur sieben Prozent der Taten unmittelbar auf die psychische Erkrankung zurückgeführt werden konnte. Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse sowie eine (methodische) Kritik der Studie findet sich im Online-Bereich unter http://www.polizei-newsletter.de/documents/2014_Peterson_Psychisch_kranke_Straftaeter.pdf
 
 
16) “freispruch” jetzt online
Das Magazin der Strafverteidigervereinigungen “freispruch” steht ab sofort auch im Internet zur Verfügung. Freispruch Nr. 2 hatte das Schwerpunktthema „Drogen & Strafrecht. Das Märchen von der Wirksamkeit der Prohibition“, Freispruch Nr. 3 beschäftigt sich mit dem Völkerstrafrecht. Quelle: http://blog.strafverteidigervereinigungen.org/
 
 
17) Zentrum für Sicherheitsforschung beim LKA Stuttgart
Zum 01.01.2014 wurde beim LKA Stuttgart ein eigener Stabsbereich 021 „Zentrum für Sicherheitsforschung“ (ZfS) eingerichtet, der landesweit für die Polizei die Sicherheitsforschung koordiniert. Das ZfS forscht nicht selbst, sondern hat v.a. folgende Aufgaben: Erhebung und Koordination des landesweiten polizeilichen Forschungsbedarfs; Ideenentwicklung und Sondierung konkreter Sicherheitsforschungsvorhaben in den Dienststellen und Einrichtungen der Polizei des Landes BW; Anregung und Koordination von nationalen und europäischen Forschungsprojekten; Abstimmung der polizeilichen Sicherheitsforschung mit anderen Sicherheitsbehörden in Bund und Land; Konsortienbildung und proaktive Unterstützung bei der Projektskizzenerstellung; Kontaktaufnahme bzw. -pflege und -vermittlung im Bereich der Sicherheitsforschung mit Partnern aus den Sicherheitsbehörden, der Wissenschaft und Wirtschaft; Service- und Auskunftsstelle der Polizei Baden-Württemberg im Bereich der Sicherheitsforschung; Bewertung, Vermittlung und Bearbeitung interner und externer wissenschaftlicher Anfragen; Sondierung und Vermittlung von Forschungsergebnissen im Hinblick auf praktische Umsetzung im Polizeibereich. Erreichbar ist das Zentrum für Sicherheitsforschung unter stuttgart.lka.stab.zfs@polizei.bwl.de oder telefonisch unter 0711-5401-2021 bzw. 0711-5401-2041.
 
 
18) Buchbesprechungen
The Cop and the Sociologist. Investigating Diversity in German Police Forces Mit dem Thema Diversity und der Debatte um Vielfalt in der deutschen Polizei beschäftigt sich Barbara Thériault in ihrem Werk “The Cop and the Sociologist „Investigating Diversity in German Police Forces”. Nach Rezensent Benjamin Schmidt „ermöglicht die Autorin dabei den Blick hinter die Kulissen ihrer Forschung und lässt auch den Laien, welcher nicht direkt vertraut ist mit der Arbeit eines Sozialforschers, die Entstehung dieses Werkes nachvollziehen. […]Selten hat ein Fachbuch in dieser Form unterhalten und gleichzeitig gut informiert.“ http://www.polizei-newsletter.de/books/2014_The_Cop_and_the_Sociologist.pdf
 
Psychologie der Eigensicherung Mit dem Thema, welche Rolle psychologische Faktoren in Gefahrensituationen spielen und warum man vielmehr die Psychologie und die Tricks gewaltbereiter Personen kennen, realitätsnahe Szenarien einüben und entschlossen handeln muss, erklärt Uwe Füllgrabe in seinem Werk Psychologie der Eigensicherung – Überleben ist kein Zufall. Nach Rezensent Frank Ebert „[…] untermauert der Autor sein erklärtes Ziel, Polizeibeamte daran zu hindern, Opfer zu werden, anschaulich mit zahlreichen Einzelheiten und praxisnahen Beispielen aus dem polizeipsychologischen Alltag“. http://www.polizei-newsletter.de/books/2014_Buchbesprechung_zu_Uwe_Fuellgrabe.pdf
 
Übermittlung nachrichtendienstlicher Erkenntnisse an Strafverfolgungsbehörden Mit dem Thema, der Zusammenarbeit deutscher Nachrichtendienste mit Polizei und Staatsanwaltschaft, wie die Ereignisse um den „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) und die aktuellen Enthüllungen in der „NSA-Affäre“ neuerdings bestätigt haben, beschäftigt sich Nikolaos Gazeas in seinem Werk „Übermittlung nachrichtendienstlicher Erkenntnisse an Strafverfolgungsbehörden“. Nach Rezensent Frank Ebert bleibt abzuwarten, „ob und inwieweit die Vorschläge des Autors Eingang in die Gesetzgebung finden“. http://www.polizei-newsletter.de/books/2014_Buchbesprechung_zu_Nikolaos_Gazeas.pdf