Polizei : Newsletter Nr. 191, Dezember 2015

 1)   Bürger filmen die Polizei
 2)   Nationale Identität in einem Zeitalter der Migration
 3)   Baden-Württemberg startet “Precobs”
 4)   Hohe Gefangenenzahlen in den USA: Konträre Positionen
 5)   Polizeiarbeit: Ein Journal zu Politik und Praxis
 6)   Landespolizeibeauftragter Rheinland-Pfalz legt Jahresbericht vor
 7)   Wohnungseinbruch als traumatisches Ereignis
 8)   Grüner Polizeikongress - Polizeiarbeit ohne Generalverdacht. Referate online.
 9)   Jugendgewalt ist die vierthäufigste Todesursache bei Jugendlichen weltweit
10)  Schulden, Sparmaßnahmen und Korruption in Griechenland
11)  Migrationsbewegungen werden weltweit zunehmen
12)  Armut im Stadtviertel erhöht Risikobereitschaft und Straffälligkeit Jugendlicher
13)  Wiederholte Viktimisierung
14)  Impact Faktor – wie in der Wissenschaft gerankt (und getäuscht) wird
15)  Radikalisierung als Inszenierung
16)  Haushaltsarmut und nichttödliche gewalttätige Viktimisierung
17)  Quote gewalttätiger Verbrechen “steht nicht im Zusammenhang mit gewalthaltigen Videospielen”
18)  Tagung „Polizei und Minderheiten“
19)  Jahrestagung der Kooperationsstelle Kriminalprävention in Bremen
20)  Bürgerbeteiligung in der Polizei Rheinland-Pfalz
21)  Polizei Niederlande setzt Mobiltelefone flächendeckend ein
 
1) Bürger filmen die Polizei
Die amerikanische Bürgerrechtsvereinigung ACLU hat eine App zur Verfügung gestellt, mit der man polizeiliche Übergriffe filmen und an ACLU senden kann, bevor die Polizei das Handy oder das Video beschlagnahmt oder zerstört. Quelle: https://www.mobilejusticeca.org/
 
 
2) Nationale Identität in einem Zeitalter der Migration
In den vergangenen 20 Jahren haben die westlichen Industrienationen einen signifikanten Anstieg bei rechten Gesellschaftsbewegungen und Parteien verzeichnet. Der Ursprung und die Programme dieser Gruppierungen unterscheiden sich zwar in wichtigen Dingen, aber alle entstanden in einem Klima der sich verstärkenden Globalisierung. Diese Schrift untersucht von folgenden vier Gruppen konstruierte Erzählungen zur Bedrohung durch Einwanderung: British National Party, One Nation Party, Tea Party Patriots und Minuteman Civil Defense Corps.  Quelle: “Flood, Invaders, and Parasites: Immigration Threat Narratives and Right-Wing Populism in the USA, UK and Australia". Kostenlos verfügbar unter http://www.tandfonline.com/toc/cjis20/36/5
 
 
3) Baden-Württemberg startet “Precobs”
Nunmehr reiht sich auch Baden-Württemberg in die Länder ein, die der neuen Software vertrauen, die Straftaten vorhersagen soll („predictive policing“). Immerhin wird hier erstmals das Projekt wissenschaftlich begleitet – vom Max-Planck-Institut in Freiburg. Man darf gespannt auf die Ergebnisse sein. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=248
 
 
4) Hohe Gefangenenzahlen in den USA: Konträre Positionen
David Brooks hat in der New York Times über “The Prison Problem” geschrieben und sich eher skeptisch gegen vielfach vorgetragene Determinanten (etwas harsche Verfolgung von Drogentätern und Minderheiten) geäußert: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=249 Dagegen geht Ryan King, ein Mitarbeiter des auf Reformen ausgerichteten Urban Institute, in einer längeren Erwiderung sehr kritisch ein: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=250
 
 
5) Polizeiarbeit: Ein Journal zu Politik und Praxis
Die Oxford Journals haben zu Polizeiarbeit eine exklusive Auswahl an Artikeln zusammengestellt. Sie handeln von einer Reihe von Themen: von bevölkerungsrepräsentativer Polizeiarbeit bis zum Einsatz der Wissenschaft in Polizeibehörden. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=251
 
 
6) Landespolizeibeauftragter Rheinland-Pfalz legt Jahresbericht vor
Danach sind zwischen 19. Juli 2014 und 30. Juni 2015 sind insgesamt 83 Beschwerden und Eingaben an ihn gerichtet worden, davon 54 von nicht im Polizeidienst stehenden Bürgern und 29 von Polizeibediensteten. 10 Beschwerden wurden als unzulässig gewertet. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=252
 
 
7) Wohnungseinbruch als traumatisches Ereignis
Die Ergebnisse einer Betroffenenbefragung zu Einflussfaktoren posttraumatischer Belastungssymptome werden im Heft 4 der Monatsschrift für Kriminologie (S. 365 ff.) vorgestellt. Anhand einer Befragung von 1.329 Einbruchsopfern in fünf Großstädten Deutschlands wird der Frage des Ausmaßes von PTBS in Folge eines erlebten Einbruchs nachgegangen.
 
 
8) Grüner Polizeikongress - Polizeiarbeit ohne Generalverdacht. Referate online.
Die Dokumentation der Referate, die während des Kongresses, der im Frühjahr 2015 in Hamburg stattfand, sind im Internet verfügbar. Darunter Beiträge zu Racial Profiling, Polizei und Rechtsstaatlichkeit, Rocker-Kriminalität, Polizei und Bürger sowie der Beitrag von Thomas Feltes und Andreas Ruch zu „Das Stadion als Gefahrengebiet – Grenzen polizeilicher und privater Eingriffsbefugnisse im Umfeld von Fußballspielen“. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=253
 
 
9) Jugendgewalt ist die vierthäufigste Todesursache bei Jugendlichen weltweit
Neues WHO-Manual zeigt die gesundheitlichen Folgen von Jugendgewalt auf und bietet einen Überblick über Präventionsmaßnahmen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=254
 
 
10) Schulden, Sparmaßnahmen und Korruption in Griechenland
Nikos Passas, Professor für Kriminologie und Strafjustiz an der Northeastern University und Vorsitzender der Abteilung für Internationales der American Society of Criminology hielt eine Rede zu Schulden, Sparmaßnahmen und Korruption in Griechenland. Die 18-minütige Vorlesung ist verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=d4Dj0qdWLnk
 
 
11) Migrationsbewegungen werden weltweit zunehmen
In einem Bericht stellt die Weltbank fest, dass es einen grundlegenden Bevölkerungswandel in der Welt gibt. Dieser werde die Welt für die kommenden Jahrzehnte verändern und, trotz vielfacher Herausforderungen, die Chance zur Überwindung von extremer Armut bieten. Außerdem werden umfassende Migrationsbewegungen unvermeidbar sein. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=255
 
 
12) Armut im Stadtviertel erhöht Risikobereitschaft und Straffälligkeit Jugendlicher
Dieser Artikel untersucht die Bedeutung des gesamten Stadtviertels und unterschiedlicher konzentrierter Benachteiligungskonfigurationen bei der Formung geschlechtsspezifischer Unterschiede in der Risikobereitschaft und Straffälligkeit. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das gesamte Stadtviertel eine Wirkung hat und sie sich je nach Geschlecht unterschiedlich auswirkt. Gegenseitige Beeinflussung der unmittelbaren und der entfernteren Nachbarschaft wurden auch mit unterschiedlichen Möglichkeiten und Mediatoren der sozialen Desorganisation assoziiert. Unter den kritischeren potenziellen Mediatoren der Verbindung zwischen ortsabhängigen Nachteilen und der Risikobereitschaft befanden sich ein straffälliger Bekanntschaftskreis, Charakterzug und das wahrgenommene Nichtvorhandensein von Erfolgsmöglichkeiten innerhalb des Gesetzes. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=256
 
 
13) Wiederholte Viktimisierung
Wohnobjekte, Opfer und Orte, die von Tätern bereits überfallen wurden, besitzen ein erhöhtes Risiko innerhalb kurzer Zeit erneut überfallen zu werden. Es wurde angedeutet, dass die Wahl der vorigen Verbrechensorte durch die Täter die Wahl der nachfolgenden Verbrechensorte beeinflusst. Dieser Artikel untersucht die wiederholte Wahl ein und desselben Verbrechensortes und prüft so die Hypothese, dass Täter eine erhöhte Wahrscheinlichkeit besitzen, an einem Ort ein Verbrechen zu begehen, an dem sie bereits zuvor ein Verbrechen begangen haben, als an einem Ort, an dem sie noch keines begangen haben. Die Ergebnisse zeigen, dass vorige Verbrechensorte die Wahl der nachfolgenden Verbrechensorte stark beeinflussen. Dieser Effekt ist stärker, wenn die Verbrechen häufig, vor Kurzem und in der Nähe sind und wenn es sich um dieselbe Verbrechensart handelt. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=257
 
 
14) Impact Faktor – wie in der Wissenschaft gerankt (und getäuscht) wird
Beim „impact factor“ handelt es sich um eine errechnete Zahl, deren Höhe den Einfluss einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift wiedergibt. Er gibt Auskunft über die Quantität, wie oft die Artikel einer bestimmten Zeitschrift in anderen Publikationen zitiert werden. In der Praxis wird er für die Beurteilung wissenschaftlicher Publikationsleistungen verwendet. Entsprechend kritisch wird dieses Kriterium unter Wissenschaftlern teilweise gesehen. Eine Auswertung der drei führenden US-amerikanischen Kriminologie-Zeitschriften bestätigt jetzt den Verdacht, dass der Impact-Faktor entscheidend durch Selbstzitierungen konstruiert wird. Quelle: Thomas Baker, An Evaluation of Journal Impact Factors. In: The Criminologist Sept/Oct 2015, S.3 ff. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=258
 
 
15) Radikalisierung als Inszenierung
In einem Beitrag im „forumkriminalprävention“ (3, 2015, S. 6 ff.) erklären Andreas Zick und Nils Böckler vom Bielefelder Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung den Prozess der Radikalisierung als personale und gruppenbezogene (Selbst-)Inszenierung. Präventionsmaßnahmen müssen daher in diesen Bereichen ansetzen. Quelle:   http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=259
 
 
16) Haushaltsarmut und nichttödliche gewalttätige Viktimisierung
Eine kürzlich in den USA durchgeführte Studie zeigte, dass Personen aus armen Haushalten an oder unterhalb der US-Armutsgrenze eine doppelt so hohe Quote gewalttätiger Viktimisierung aufwiesen als Personen aus Haushalten mit hohem Einkommen. Allerdings gab es bei den armen Personen keine Unterschiede je nachdem, ob sie in städtischen Gegenden oder in ländlichen Gegenden leben und arme, in der Stadt lebende Schwarze wiesen ähnliche Gewalttätigkeitsquoten auf wie in der Stadt lebende Weiße – was zeigt, dass der ausschlaggebende Aspekt das Einkommen ist und nicht Ethnie oder ländliches/städtisches Gebiet. http://www.bjs.gov/index.cfm?ty=pbdetail&iid=5137
 
 
17) Quote gewalttätiger Verbrechen “steht nicht im Zusammenhang mit gewalthaltigen Videospielen”
Entgegen früheren Studien, die einen Zusammenhang zwischen Videospielen und Gewalt nachzuweisen glaubten, zeigt eine neuere Studie aus den USA, dass es keinen solchen Zusammenhang gibt. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=260 Zum gleichen Ergebnis kommt Arabella Liedtke in ihrer Dissertation „School Shootings und Counter Strike“ (Felix-Verlag 2015). Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=261
 
 
18) Tagung „Polizei und Minderheiten“
Im Rahmen der 20. Jahrestagung des Arbeitskreises Empirische Polizeiforschung ist ein „Call for Papers“ zum Thema „Polizei und Minderheiten“ erschienen. Die Tagung findet vom 6.-9. Juli 2016 in Rothenburg/OL (Sachsen) statt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=262
 
 
19) Jahrestagung der Kooperationsstelle Kriminalprävention in Bremen
Die Tagung findet am 16.12.2015 statt und trägt den Titel „Lebenswelt Internet – Chancen und Risiken des digitalen Zeitalters“. http://www.kriminalpraevention.bremen.de
 
 
20) Bürgerbeteiligung in der Polizei Rheinland-Pfalz
Die Masterarbeit von Judith Thier an der Deutschen Hochschule der Polizei beschäftigt sich mit der (so der Untertitel) „Betrachtung verankerter Beteiligungsinstrumente im Kontext innerorganisatorischer und externer Bedürfnisse“. Die Autorin kommt zu dem Ergebnis, dass in Erkenntnis der Chancen einer Bürgerbeteiligung die Polizei die Hilfe des Bürgers als unerlässlich erachten, ihre Helfer „wollen“, die Hilfe einfordern, anerkennen und wertschätzen sollte. Die Arbeit samt Anlagenband steht im Online-Bereich des Newsletter : Polizeiwissenschaft zur Verfügung. http://www.polizei-newsletter.de/documents/2015_THIER_Judith_Masterarbeit.pdf
 
 
21) Polizei Niederlande setzt Mobiltelefone flächendeckend ein
Ab 2016 sollen Polizisten in den Niederlanden mit dem Samsung Galaxy S5 im Dienst die Möglichkeit haben, aufgenommene Personalien mit der Polizei-Datenbank abzugleichen und Aussagen aufzunehmen, die direkt digital signiert werden und so als Beweismaterial verwendet werden können. Im kommenden Jahr sollen 33.000 Polizisten entsprechend ausgerüstet werden. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=263