Polizei : Newsletter Nr. 22, Oktober 2000

 1)   Internet schafft neue rechtsradikale Strukturen
 2)   Links zur Rechtsetzung und Rechtsprechung und zum Polizeirecht
 3)   Hinweise zu polizeilichen Ermittlungen bei Feuer und Brandstiftungen
 4)   18,8 Mio. Tote seit Ausbruch der AIDS-Epidemie
 5)   Sexuelle Gewalt und persönliche Auffälligkeiten. Eine Studie in der Schweiz
 6)   Führen ohne Budget
 7)   Bitte entrümpeln!
 8)   Benchmarking Kriminalität und Strafjustiz: Eine Studie aus den Niederlanden
 9)   Zum Reformbedarf der Polizeiausbildung
10)  Eine Million Dollar für Polizeiforschung
11)  Polizei und Sicherheitsgewerbe
12)  Verkehrsdelinquenz
13)  Headhunter
14)  Clinton beruft Task Force „Sport und Drogen“
15)  Zum Schluss:
 
1) Internet schafft neue rechtsradikale Strukturen
Vor virtuellen Neonazi-Organisationen hat der Wiesbadener Politologe Rainer Fromm gewarnt. Das Internet schaffe zunehmend eigenständige rechtsradikale Gruppierungen. Dies sei eine neue Qualität rechtsextremer Gefahren durch das Internet, sagte Fromm auf einer Tagung der Landeszentrale für politische Bildung in Weimar. Möglich sei, dass sich aus diesen Strukturen regelrechte Neonazi-Organisationen entwickelten. Den vollständigen Artikel finden Sie unter: http://www.heise.de/newsticker/data/wst-19.09.00-002/ Quelle: (dpa)/ (wst/c't)
 
 
2) Links zur Rechtsetzung und Rechtsprechung und zum Polizeirecht
Die Arbeitsgemeinschaft für juristisches Bibliotheks- und Dokumentationswesen (ajbd) hat eine Übersicht zu deutschsprachigen juristischen Informationen im Internet zusammengestellt: www.uni-karlsruhe.de/~BGH/ajbd-mat1.html (Danke an Harald Lode). Polizeirecht zum download: Auf der Homepage von Rainer Leggereit, Fachhochschuldozent aus Hessen, finden sich diverse polizeirechtliche Vorschriften zum download sowie aktuelle Rechtsprechung: www.leggereit.de . unter: http://www.abogado.de/ steht im Internet mit ca. 640.00 Stichworten und wöchentlich 7000 neuen Dokumente die Datenbank abogado. Sie durchsucht deutsche und internationale Rechner nach Dokumenten und Urteilen.
 
 
3) Hinweise zu polizeilichen Ermittlungen bei Feuer und Brandstiftungen
Hinweise und Tipps für polizeiliche Ermittler und andere, die mit solchen Themen betraut sind, enthält die Studie "Fire and Arson Scene Investigation: A Guide for Public Safety Personnel": http://www.ncjrs.org/ledocs.htm#181584
 
 
4) 18,8 Mio. Tote seit Ausbruch der AIDS-Epidemie
34,3 Mio. Menschen lebten 1999 mit diesem Virus, und allein im letzten Jahr starben weltweit 2,8 Millionen an dieser Krankheit. Betroffen ist vor allem Afrika, wo 24,5 Mio. Menschen infiziert sind und teilweise 50% der männlichen Jugendlichen diesen Virus in sich tragen. Quelle: taz 8./9. 7. 2000; www.aids2000.com; www.unaids.org
 
 
5) Sexuelle Gewalt und persönliche Auffälligkeiten. Eine Studie in der Schweiz
Bei der Studie des Institut de police scientifique et de criminologie der Universität Lausanne (Adresse: UNIL, CH 1015 Lausanne, Fax 0041-21-6924605) handelt es sich um eine der größten die je in einem westlichen Land durchgeführt wurde. Befragt wurden 21.347 Männer (Armeerekruten im Alter von 20 Jahren) danach, welche sexuellen Übergriffe sie in den letzten 12 Monaten begangen haben. Danach haben insgesamt 14% jemanden sexuell belästigt, genötigt oder sogar vergewaltigt. Diejenigen, die eine Vergewaltigung zugegeben haben, begehen auffallend häufiger auch andere Sexualdelikte, aber auch viele andere Delikte. 73% dieser Gruppe hatte bereits mit der Polizei zu tun gehabt, im Vergleich zu 26% der anderen Befragten). Die Studie berichtet weitere Auffälligkeiten im sozialen Profil und in der Biographie dieser Gruppe. So waren mindestens zwei Drittel dieser Gruppe selbst Opfer schweren sexuellen Missbrauchs (gegenüber 2,7% bei den andere). Quelle: Crimiscope 9, Juni 2000
 
 
6) Führen ohne Budget
Unternehmen in Skandinavien beginnen damit, die Budgetplanung radikal einzuschränken, um flexibler zu werden und sich mehr auf Kunden und Qualität zu fixieren. Auf europäischer Ebene wurde eine Erfahrungsaustausch-Gruppe „Beyond Budgeting Round Table“ gegründet. www.beyondbudgeting.org. Quelle: Trendletter 7, 2000.
 
 
7) Bitte entrümpeln!
Die Ordnung der Dinge bestimmt die Ordnung des Geistes, und Unordnung und zuviel Unnützes hält uns davor ab, uns dem wesentlichen zuzuwenden – meint die Lebenshilfe-Agentur Simplify (www.simplify.de) und schlägt vor, regelmässig sein Leben und sein Umfeld zu entrümpeln. Sammelwut fördere zudem Übergewicht und mache arm. Die Taz kommentierte dazu (8.7.2000): „Deshalb sind Reiche auch stets dünn, besitzen nichts und leben in leeren Räumen“. Also: Kopf entrümpeln!
 
 
8) Benchmarking Kriminalität und Strafjustiz: Eine Studie aus den Niederlanden
Einen Vergleich verschiedenster Kennzahlen mehrerer europäischer Länder zur Kriminalität hat das niederländische Justizministerium vorgelegt. Neben bekannten Kriminalitätszahlen werden auch Personal- und Sachkosten, Bevölkerungsstrukturen, Waffenbesitz, Konsumentenpreise für illegale Drogen, Korruptionszahlen u.a. Daten und Faktoren verglichen und analysiert. Die überaus instruktive und detailreiche Studie (in Englisch) von Frans van Dijk und Jaap de Waard „Legal infrastructure of the Netherlands in international perspective – Crime control“ ist im Juni 2000 erschienen und über das Justizministerium in Den Haag oder einer der Autoren (fdijk@best-dep.minjus.nl) zu beziehen.
 
 
9) Zum Reformbedarf der Polizeiausbildung
Der Vortrag von Prof.Dr. Hans-Gerd Jaschke anlässlich der Glienicker Gespräche am 7.4.2000 liegt nunmehr schriftlich vor. Interessenten, die etwas tiefergehenderes als die Quambusch´schen Ergüsse (Kriminalistik 5 und 7, 2000 und Focus Juli 2000) lesen wollen, können sich an den Autor wenden: Hans-Gerd.Jaschke@fhv.verwalt-berlin.de
 
 
10) Eine Million Dollar für Polizeiforschung
Wer einmal eine amerikanische Public High School besucht hat, kennt vielleicht das Bild, das sich dort oft täglich in den Pausen bietet: Polizeibeamten in Uniform patrollieren auf dem Schulgelände. Der Polizei wird hier eine zentrale Rolle für die Gewährleistung der Sicherheit in und um die Schulen eingeräumt. Dies wurde bisher so hingenommen. Jetzt soll eine Untersuchung an drei bis sechs Schulen Klarheit schaffen, ob die Ordnungshüter ihrer Aufgabe gerecht werden - hierfür werden eine Million Dollar zur Verfügung gestellt.

Quelle: JI, 01.07.00 Volume 6, Nr. 13
 
 
11) Polizei und Sicherheitsgewerbe
In der BKA-Forschungsreihe ist als Bd. 50 von Rainer Pitschas (Verwaltungshochschule Speyer) eine Studie zu „Polizei und Sicherheitsgewerbe“ erschienen. Das 250-Seiten starke Rechtsgutachten beschäftigt sich vornehmlich mit verfassungs- und verwaltungsrechtlichen Aspekten der Aufgabenverteilung zwischen Polizei und privaten Sicherheitsunternehmen. In der gleichen Reihe wird demnächst als Bd. 51 erscheinen: Joachim Obergfell-Fichs, Privatisierung von Aufgabenfeldern der Polizei. Bezug: BKA, KI 13, 65173 Wiesbaden. Die Bände der BKA-Forschungsreihe werden „in der Regel nur an Polizeidienststellen, Justizbehörden und amtliche Institutionen sowie an einschlägige wissenschaftliche Einrichtungen und Bibliotheken abgegeben“ – so der Klappentext. Dafür aber kostenlos... Da die Bände eine ISSN Nr. tragen, sollten sie aber auch allgemein zugänglich sein.
 
 
12) Verkehrsdelinquenz
Eine empirische Studie zu Zusammenhängen zwischen Verkehrs- und allgemeiner Kriminalität bzw. zur Frage, ob und inwieweit Verkehrsstraftäter auch im Bereich der allgemeinen Kriminalität auffällig sind, hat Peter Dohm, Hochschule für Polizei Baden-Württemberg, veröffentlicht. Zusätzlich werden die volkswirtschaftlichen Kosten der Verkehrskriminalität untersucht. Peter Dohm, Verkehrsdelinquenz, Holzkirchen 2000 (Felix-Verlag), 264 Seiten, DM 49.- (bei Bestellungen über mail@felix-verlag.de mit dem Hinweis auf den „Polizei-Newsletter“ gilt ein Sonderpreis von DM 39.-).
 
 
13) Headhunter
Was in den 80er Jahren nach der Romanvorlage «Running Man» von Stephen King noch sadistische Fiktion war, ist jetzt Realität: Die internationale Game-Show-Firma ExtraMile AG sucht Menschen, die sich für ein Kopfgeld jagen lassen. Unter www.realityrun.com hat die ganze Welt die Möglichkeit, sich an der Treibjagd zu beteiligen. Das «Spiel» hat ein einfaches Konzept: Ein sog. «RealityRunner» muss sich 24 Tage lang in einer Metropole dieser Welt versteckt halten. Die gesamte Weltöffentlichkeit erfährt über das Internet täglich mehr Informationen über die Identität des Gejagten. Wer ihn stellt, gewinnt das US-$ 10 000 Kopfgeld. Bleibt der Runner unentdeckt, sichert er sich die Prämie. Damit sich der Kandidat nicht ununterbrochen im Verborgenen halten kann, muss er Tagesaufgaben lösen, die als Bild-, Video- und Audiofiles im Internet veröffentlicht werden. Zusätzlich ist er verkabelt, damit die Öffentlichkeit den RealityRunner rund um die Uhr abhören kann. Neben der Möglichkeit den RealityRunner selbst zu stellen ist ein professioneller «RealityHunter» auf den Gejagten angesetzt. Die Internet-Show «RealityRun» findet in nahezu allen Städten der Welt statt und hat ihre Premiere am 01.08.2000 in Berlin/Deutschland. Der «Höhepunkt» ist ein Jahr später am 01.08.2001 in New York, USA. Dort läuft der RealityRunner dann um den Betrag von US-$ 100 000. Unter www.realityrun.com kann die Weltöffentlichkeit über die Auswahl der Kandidaten und bereits jetzt über den nächsten Spielort abstimmen.

Quelle: ots (03.07.00)
 
 
14) Clinton beruft Task Force „Sport und Drogen“
Zur Bekämpfung des zunehmenden Gebrauchs illegaler Drogen im Sport hat der amerikanische Präsident Clinton im August 2000 eine Task Force eingesetzt, die sich mit Präventions- und Kontrollstrategien in diesem Bereich beschäftigen soll. Anlass für die Einrichtung dieser Kommission war u.a. die Tatsache, dass innerhalb eines Jahres der Missbrauch von anaboilen Steroiden unter jungen Sportlern um 50% angestiegen ist. Quelle: http://www.whitehousedrugpolicy.gov/news/press/2000/080900b.html
 
 
15) Zum Schluss:
Du bist, was Du snackst!

“Snack Food Hedonics and Personality” lautet der Titel einer Untersuchung der amerikanischen Snack Food Association (www.sfa.org). Demnach sind Liebhaber des Kartoffelchips gleichermaßen an beruflichen wie privaten Erfolgen interessiert, handelt es sich bei Tortilla Chip Snackers in der Mehrzahl um Perfektionisten und zeichnen sich Freunde der Salzbrezel durch eine hohe emotionale Kompetenz aus. Quelle: Zukunftsletter 9/2000. Auf der Homepage von sfa findet sich auch ein Hinweis auf die SNAXPO 2001 in Florida und das „Potato Chips Seminar“.