Polizei : Newsletter Nr. 225, Dezember 2018

 1)   Studie zu Gewalt durch Polizeibeamte in Deutschland
 2)   Wie man zukünftiges polizeiliches Fehlverhalten voraussehen kann
 3)   Verhör- und Foltermethoden und die American Psychological Association
 4)   Polizei in England überlegt den Einsatz von „Fitness-Trackern“ zur Überwachung von Gefangenen im Polizeigewahrsam
 5)   Der Einsatz von Atemalkoholkontroll-Geräte reduziert Gewaltkriminalität
 6)   Zwillingsstudie in den Niederlanden
 7)   Verwicklung britischer Geheimdienste in Folter nach 9/11
 8)   Gemeinsame Analyse von PKS- und DNA-Daten führt zu genaueren Ergebnissen
 9)   Negative Auswirkungen des „Profiling“ von Gang-Mitgliedern
10)  „Fluchtpunkte“ aus Bochum
11)  Programme zur Förderung der psychischen Gesundheit und zur Reduktion des Drogenkonsums können dem Steuerzahler viel Geld sparen
12)  Ursachen des Anstiegs der Tötungsdelikte in den USA
13)  Einkommensverteilung in Deutschland
14)  Kurze Freiheitsstrafen wirken nicht
15)  Häusliche Gewalt – Zusammenstellung der Ergebnisse aus Studien in den USA zwischen 1967 und 2017
16)  Erfahrungen mit Body-Cams
17)  Nochmals: Body-Cams
 
1) Studie zu Gewalt durch Polizeibeamte in Deutschland
An der RUB wird derzeit unter der Leitung von Tobias Singelnstein eine Studie zu Gewalt durch Polizeibeamte durchgeführt. Betroffene haben die Möglichkeit, einen Online-Fragebogen auszufüllen. https://vmits0151.vm.ruhr-uni-bochum.de/kviapol.rub.de/
 
 
2) Wie man zukünftiges polizeiliches Fehlverhalten voraussehen kann
Die Auswertung der Faktoren, die für polizeiliches Fehlverhalten verantwortlich sind, können auch zur Vorhersage zukünftigen Verhaltens benutzt werden. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/0735648X.2018.1537882
 
 
3) Verhör- und Foltermethoden und die American Psychological Association
In einem kritischen Beitrag wird die Rolle der APA in den vergangenen Jahrzehnten im Zusammenhang mit Verhör- und Foltermethoden in den USA diskutiert.  https://www.nachdenkseiten.de/?p=46776#more-46776
 
 
4) Polizei in England überlegt den Einsatz von „Fitness-Trackern“ zur Überwachung von Gefangenen im Polizeigewahrsam
Nachdem es wiederholt zu Todesfällen im Polizeigewahrsam gekommen ist, überlegt die britische Polizei, ob sie Geräte einsetzt, die am Handgelenk getragen werden und die die Vitalfunktionen von Gefangenen überwachen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=567
 
 
5) Der Einsatz von Atemalkoholkontroll-Geräte reduziert Gewaltkriminalität
Forscher aus England konnten zeigen, dass dort, wo im Rahmen einer Pilot-Studie in Clubs Atemalkoholgeräte in Clubs eingesetzt wurden, weniger getrunken wurde und die Gewaltkriminalität um fast 40% zurückging. http://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/1477370817749498
 
 
6) Zwillingsstudie in den Niederlanden
Über einen Zeitraum von 27 Jahre hinweg haben Forscher in den Niederlanden Daten aus dem dortigen Zwillingsregister ausgewertet. Im Ergebnis können sie zeigen, dass das gemeinsame Umfeld während der Kindheit von besonderer Bedeutung ist. Genetische Faktoren spielen dennoch eine Rolle, wenn es um Unterschiede im Verhalten geht. https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00787-017-1014-y
 
 
7) Verwicklung britischer Geheimdienste in Folter nach 9/11
Einem Report zufolge gibt es Hinweise darauf, dass zwar keine einzelnen Beamten in Folter verwickelt waren, dass aber die Geheimdienste MI6 und MI5 sehr wohl in hunderten von Folterfällen und Auslieferungen in diesem Kontext verwickelt waren. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=568
 
 
8) Gemeinsame Analyse von PKS- und DNA-Daten führt zu genaueren Ergebnissen
Durch die Verwendung von vorhandenen DNA-Daten (z.B. von unbekannten Tätern) können die Aussagen zur kriminellen Netzwerken und deren räumlich-zeitlicher Verbreitung verbessert werden. http://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/1477370817749499
 
 
9) Negative Auswirkungen des „Profiling“ von Gang-Mitgliedern
Sog. “Profiling” Maßnahmen gegen junge Mitglieder von Latino-Banden haben – auch wenn der Ausgangspunkt oftmals nur Tattoos waren – verheerende Auswirkungen für die Einzelnen und die Gemeinschaften, in denen sie leben – so eine Studie der City University of New York, School of Law. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=569
 
 
10) „Fluchtpunkte“ aus Bochum
Inzwischen sind drei Kurze und prägnante Berichte aus dem Bochumer Projekt „Flucht als Sicherheitsproblem“ erschienen. „Fluchtunkt Nr.3“ beschäftigt sich mit Sicherheitsempfinden, Kriminalitätsfurcht und die „Angst vor dem Fremden“. Er gibt einen Überblick, wie verbrechensbezogene Unsicherheitsgefühle entstehen und wie allgemeine Verunsicherungen und die Wahrnehmungen von Fremden damit in Zusammenhang stehen. http://flucht.rub.de/index.php/de/veroeffentlichungen
 
 
11) Programme zur Förderung der psychischen Gesundheit und zur Reduktion des Drogenkonsums können dem Steuerzahler viel Geld sparen
Eine Studie aus den USA hat gezeigt, dass man mit entsprechenden Maßnahmen im Strafvollzug mittel- bis langfristig Steuermittel einsparen kann. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=570
 
 
12) Ursachen des Anstiegs der Tötungsdelikte in den USA
Mit der Frage, warum Tötungsdelikte in den USA 2015 und 2016 angestiegen sind, beschäftigt sich eine Studie – mit dem Ergebnis, dass einige eine „Opium-Epidemie“ verantwortlich machen, andere einen "Ferguson Effekt" bei der Polizei sehen. Kriminologen verweisen darauf, dass keine der beiden Erklärungen durch empirische Daten gestützt wird. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=571
 
 
13) Einkommensverteilung in Deutschland
Nach einer Studie des DIW sind die Realeinkommen seit 1991 gestiegen, aber mehr Menschen beziehen Niedrigeinkommen. Die Armutsrisikoquote lag im Jahr 2015 bei 16,8 % (bei Menschen mit direktem Migrationshintergrund sogar bei 29%), Mitte der 1990er Jahre dagegen bei rund 11%. Die Schere zwischen Arm und Reich wird also immer größer. http://www.diw.de/sixcms/detail.php?id=diw_01.c.584719.de
 
 
14) Kurze Freiheitsstrafen wirken nicht
In England wird gefordert, keine Freiheitsstrafen unter 12 Monaten mehr zu verhängen, weil die Rückfallquote dort höher ist als bei längeren Freiheitsstrafen. Stattdessen sollen diese Straftäter eingesetzt werden, um die Folgen des Brexit auf dem Arbeitsmarkt auszugleichen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=572
 
 
15) Häusliche Gewalt – Zusammenstellung der Ergebnisse aus Studien in den USA zwischen 1967 und 2017
Lawrence Sherman hat in einem Beitrag alle Studien zur Wirksamkeit polizeilicher Maßnahmen bei häuslicher Geaalt ausgewertet. Er kommt zu dem Ergebnis, dass Verhaftungen den Rückfall bei berufstätigen Tätern auf kurze Sicht verringern, bei arbeitslosen Tätern jedoch deutlich erhöhen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=573
 
 
16) Erfahrungen mit Body-Cams
Fast die Hälfte der Polizeibeamten in den USA trägt inzwischen eine Body-Cam. Strafanzeigen, die auf Aufzeichnungen mit diesen Kameras zurückgehen, richten sich aber zu 93 % gegen Bürger und nur zu 7% gegen Polizeibeamte (wegen exzessiver Gewalt). Damit hat sich die Hoffnung, dass durch den Einsatz von Body-Cams nicht nur Polizeibeamte, sondern auch Bürger sicherer unterwegs sein können, nicht bestätigt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=574
 
 
17) Nochmals: Body-Cams
Die erste und einzige methodisch saubere Studie zur Wirkung von Body-Cams hat gezeigt, dass sie praktisch keine Auswirkungen haben auf die Anwendung von Polizeigewalt, Bürgerbeschwerden, polizeiliche Maßnahmen oder Ergebnisse von Strafverfahren haben.http://bwc.thelab.dc.gov/TheLabDC_MPD_BWC_Working_Paper_10.20.17.pdf.