Polizei : Newsletter Nr. 281, Januar 2024

 1)   Gesundes Führen mit dem ‚Health-oriented Leadership‘-Ansatz
 2)   US-Bürgermeister bitten um Hilfe bei der Krise der psychischen Gesundheit
 3)   Forensische Fehler und Fehlurteile
 4)   Polizeikultur: Polizeiführer in den USA schließen sich zusammen
 5)   Reaktionszeit bei Polizeieinsätzen
 6)   Sammelband zu Polizei und Risiko: Call for Papers
 7)   Abschlussbericht UA Hanau veröffentlicht
 8)   Standardisierte Fragen bei Anrufen soll Gewalt in der Familie verhindern
 9)   Covid und Todesfälle in Gefängnissen
10)  US-Polizei hat Zugriff auf Telefondaten Millionen Unverdächtiger
11)  Streckmittelmelder für Konsumenten von Cannabis
12)  Neuer Podcast “Tatmotiv Hass”
13)  Mitarbeiter des Gesundheitswesens in den USA zunehmend besorgt über Gewalt durch Patienten
14)  Längsschnittstudie über Stress bei Justizvollzugsbeamten
15)  Polizei und häusliche Gewalt – jede/r vierte Polizeibeamte selbst Opfer
 
1) Gesundes Führen mit dem ‚Health-oriented Leadership‘-Ansatz
Die Befunde einer Pilotstudie in Niedersachsen zu diesem Thema wurden veröffentlicht. Der Ansatz bietet Führungskräften verschiedene Möglichkeiten zur Gesundheitsförderung. Wer sich und andere achtsam führt, kann die psycho-physische Gesundheit, Leistung und Wohlbefinden bei sich und Geführten positiv beeinflussen. Führungskräfte können zudem negative Folgen arbeitsbezogener Stressoren auf Geführte abmildern. Die Studie zeigt, wie gesunde (Selbst)Führung von Führungskräften und Teams gestärkt werden kann. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1060 
 
 
2) US-Bürgermeister bitten um Hilfe bei der Krise der psychischen Gesundheit
Eine parteiübergreifende Gruppe von Bürgermeistern macht auf die der Krise der psychischen Gesundheit aufmerksam, die sich im ganzen Land verschlimmert. Die Probleme, die sich aus der Krise ergeben, reichen einer Studie zufolge von Obdachlosigkeit über Drogenkonsum bis hin zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen und einem Mangel an Fachkräften für Verhaltensforschung und psychische Gesundheit. 97 % gaben an, dass die Nachfrage nach psychosozialen Diensten in ihrer Stadt in den letzten zwei Jahren zugenommen hat. https://www.usmayors.org/wp-content/uploads/2023/06/USCM-Mental-Health-Survey-2023.pdf
 
 
3) Forensische Fehler und Fehlurteile
Forensische Fehler können ein erhebliches Problem darstellen. Bei etwa der Hälfte der in einer Studie analysierten Fehlurteile hätten verbesserte Technologien, Zeugenaussagen oder Praxisstandards eine Fehlverurteilung zum Zeitpunkt des Prozesses verhindern können. Der Bericht geht auch auf die Schwere dieser Fehler ein: Bis zum Jahr 2023 wurden in den USA mehr als 3.000 Fehlurteile registriert. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1061
 
 
4) Polizeikultur: Polizeiführer in den USA schließen sich zusammen
Eine wachsende Zahl von Polizeibeamten in den USA hat sich „The Curve“ angeschlossen, einer gemeinnützigen Organisation, die von Polizeichefs gegründet wurde, um Polizeiführer zu unterstützen, die sich für eine Veränderung der Polizeikultur einsetzen. Wenn sich die Führungspraktiken nicht verbessern, so „The Curve“, bleibt bei der Polizei meist alles beim Alten. Dabei bestimmt die Kultur einer Abteilung, wie sich die Beamten verhalten. „The Curve“ unterstützt Führungskräfte, die sich für die Schaffung einer lebendigen, positiven und zukunftsorientierten Kultur einsetzen. https://www.thecurve.org/
 
 
5) Reaktionszeit bei Polizeieinsätzen
Eine Meta-Studie hat sich mit der Frage beschäftigt, wie wichtig die Reaktionszeiten bei Polizeieinsätzen sind. Insgesamt wurden 39 Studien ausgewertet, wobei es sich als schwierig erwiesen hat, endgültige Schlussfolgerungen zu den kausalen Faktoren im Zusammenhang mit der Reaktionszeit der Polizei zu ziehen. Die Autoren empfehlen daher, in künftigen Studien die Mechanismen klar zu beschreiben, sich auf die Komponenten der polizeilichen Reaktionszeit zu konzentrieren (Meldezeit, Abfertigungszeit, Reisezeit - oder eine Kombination davon). Der Beitrag enthält auch den Versuch, ein Kausalmodell der polizeilichen Reaktionszeit aus den Unterkategorien der Prädiktorvariablen abzuleiten, die in den empirischen Studien beobachtet wurden. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1062
 
 
6) Sammelband zu Polizei und Risiko: Call for Papers
Polizei und Risiko wird der Titel des ersten Sammelbandes lauten, der Bestandteil einer neuen Schriftenreihe des Instituts für Polizei- und Kriminalwissenschaften (IPK) der HSPV NRW ist. Der Band soll interdisziplinär angelegt sein und rechtswissenschaftliche, soziologische/kriminologische aber auch polizeipraktische Blicke auf aktuelle Herausforderungen und Fragestellungen aus dem System der Polizei und aus der Perspektive der Wissenschaft zum Oberthema „Polizei und Risiko“ werfen. Einsendeschluss für Beitragsvorschläge ist der 31.01.2024. https://www.hspv.nrw.de/nachrichten/artikel/polizei-und-risiko-call-for-papers
 
 
7) Abschlussbericht UA Hanau veröffentlicht
Am 30.11.2023 wurde der 744 Seiten umfassende Bericht des Untersuchungsausschusses zu den Morden von Hanau im Jahr 2020 veröffentlicht. Er enthält auch die abweichenden Berichte der (damaligen) Nicht-Regierungsfraktionen. https://starweb.hessen.de/cache/DRS/20/4/11754.pdf
 
 
8) Standardisierte Fragen bei Anrufen soll Gewalt in der Familie verhindern
Gewalt in der Partnerschaft und Tötungen durch häusliche Gewalt sind ein ernstes Problem, nicht nur, aber auch in den USA. Experten zufolge kann die Polizei dazu beitragen, solche Tötungen zu verhindern, indem sie einen Fragebogen verwendet, der in mehreren Bundesstaaten der USA bei Anrufen wegen häuslicher Gewalt eingesetzt wird. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1063
 
 
9) Covid und Todesfälle in Gefängnissen
Eine Studie zu Todesfällen in US-Gefängnissen auf dem Höhepunkt der COVID-19-Krise im Jahr 2020 hat ergeben, dass die Sterblichkeitsrate im Vergleich zu 2019 um 77 % gestiegen ist, mehr als dreimal so stark wie in der Allgemeinbevölkerung. Die Studie ist die umfassendste Analyse der Todesfälle in Haft seit 2020. Die tatsächliche Zahl der COVID-19-Erkrankungen im Strafvollzug in den USA war bisher kaum bekannt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1064
 
 
10) US-Polizei hat Zugriff auf Telefondaten Millionen Unverdächtiger
In den USA erlaubt ein geheimes Regierungsprogramm namens Data Analytical Services (DAS) Strafverfolgungsbehörden, auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene, anlasslos auf Telefondaten von Amerikanern zuzugreifen, auch wenn diesen keine Straftat zur Last gelegt wird. Ein Bericht beschreibt, dass das Programm in Zusammenarbeit mit dem Telekommunikationsunternehmen AT&T umgesetzt wird und die Analyse von Anrufdetails ermöglicht. Kettenanalysen sollen helfen, weitreichende Kontaktnetzwerke aufzudecken, die über direkte Verbindungen zu Verdächtigen hinausgehen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1065
 
 
11) Streckmittelmelder für Konsumenten von Cannabis
Seit 2013 gibt es diesen Streckmittelmelder, der auch Preise und andere regionale Informationen zu Cannabis enthält. User können sich gegenseitig anonym vor gestrecktem Cannabis in ihrer Region anonym warnen. Ein Blick in aktuelle Berichte erschreckt. http://www.dirty-weed.com/
 
 
12) Neuer Podcast “Tatmotiv Hass”
In dem Podcast der Polizei Berlin werden in acht einzelnen Folgen verschiedene Facetten der Hasskriminalität in Gesprächen mit jeweils eingeladenen Expertinnen und Experten betrachtet. Die bisherigen Folgen dieses themenspezifischen Wissenspodcast sind u.a. hier verfügbar: https://www.radio.de/podcast/tatmotiv-hass-ein-infopodcast-der-polizei-berlin
 
 
13) Mitarbeiter des Gesundheitswesens in den USA zunehmend besorgt über Gewalt durch Patienten
Beschäftigte im Gesundheitswesen sind zunehmend besorgt über Gewalt durch Patienten, ein Problem, das landesweit zunimmt. Die Ermordung einer Krankenschwester in einer Einrichtung hat bei Kollegen und Gesetzgebern Alarm ausgelöst, die seit Jahren für einen besseren Schutz der Beschäftigten in der häuslichen Krankenpflege plädieren. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1066
 
 
14) Längsschnittstudie über Stress bei Justizvollzugsbeamten
In den USA wurde die erste Langzeitstudie zu beruflichem Stress, Gewaltexposition und psychischer Belastung bei einer Kohorte von Justizvollzugsbeamten durchgeführt, wobei die kurz- und langfristigen Auswirkungen chronischer betrieblicher und organisatorischer Stressfaktoren im Zusammenhang mit gewalttätigen und traumatischen Vorfällen untersucht wurden. Man will kausale Zusammenhänge ermitteln, um ein umfassenderes Verständnis der Risikofaktoren für klinisch erhöhte Symptome von Angst, Depression, posttraumatischem Stress und Suizidgedanken zu erlangen. Einer früheren Studie zufolge wiesen 5% aller Justizvollzugsbeamten in Massachusetts Anzeichen von Suizidalität auf, 20 % hatten Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und 25 % Symptome von Wut und Angst – Werte, die denen von Polizeibeamten entsprechen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1067
 
 
15) Polizei und häusliche Gewalt – jede/r vierte Polizeibeamte selbst Opfer
In einer Studie in GB beschrieben befragte Polizeibeamte persönliche Erfahrungen mit Viktimisierung durch häusliche Gewalt. Es ergab sich eine Lebenszeitprävalenz von etwa 22 %. Frauen waren häufiger von häuslicher Gewalt betroffen als Männer. Von den Opfern offenbarten 47 % ihre Viktimisierung einem Kollegen, 37 % einem Vorgesetzten und 27 % wurden von einem Partner misshandelt, der ebenfalls bei der Polizei arbeitete. Diese umfassendste Beschreibung der Viktimisierung durch häusliche Gewalt in der Polizei zeigt, dass die Mitarbeiter der Polizei trotz ihrer beruflichen Rolle als Hüter und Vollstrecker des Gesetzes in ähnlicher Weise von häuslicher Gewalt betroffen sind wie die Allgemeinbevölkerung. Wie in der Allgemeinbevölkerung stellt diese Häufigkeit der Viktimisierung ein weit verbreitetes Problem und eine Bedrohung für das Wohlergehen der Polizeibediensteten dar. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10439463.2023.2184817