Polizei : Newsletter Nr. 73, März 2005

 1)   Jugendkriminalität: Ursachen und Zusammenhänge
 2)   Trends in Mordfällen an Jugendlichen in den USA 1980-2000
 3)   Vergleich nationaler Kriminalitätszahlen
 4)   Handbuch zur Förderung kommunalen Engagements im Bereich Sozialraumentwicklung
 5)   DNA Informationen mit der Fingerspitze
 6)   Freiburger Max-Planck-Wissenschaftler legt bisher umfassendste Untersuchung zur organisierten Kriminalität in Deutschland vor
 7)   Neues DJI-Bulletin: Wundermittel gesucht! - Vom schwierigen Umgang mit schwierigen Jugendlichen
 8)   Faltblatt zu Suizidgefährdeten in der Polizei
 9)   Neues Opferrecht in Deutschland
10)  Disziplin und Beschwerden über die Polizei in England und Wales
11)  Was sind eigentlich Opferinteressen? Referat von Jan Philipp Reemtsma
12)  Stadtteilentwicklung und Quartiermanagement und Kriminalprävention in städtischen Siedlungen
13)  Denkzeit-Training
14)  Kriminologische Spuren in Hessen: Freundesgabe für Arthur Kreuzer zum 65. Geburtstag
 
1) Jugendkriminalität: Ursachen und Zusammenhänge
Die Entwicklung effektiver Interventionsprogramme ist von ausschlaggebender Bedeutung, um kriminelles Verhalten zu reduzieren und die soziale Zufriedenheit zu verbessern. Umgekehrt sind wirksame Programme von einer fundierten wissenschaftlichen Untersuchung der Kriminalitätsursachen abhängig. Das Forschungsprogramm des Office of Juvenile Justice and Delinquency Prevention (OJJDP) ist die bisher größte und umfangreichste Ursachenforschung in diesem Bereich. In den letzten 17 Jahren hat dieses Programm, das aus drei Längsschnittstudien(the Denver Youth Survey, the Pittsburgh Youth Study, and the Rochester Youth Development Study) besteht, wesentlich zum Verständnis kriminellen Verhaltens beigetragen.  Dieser Artikel fasst einige der vielen Ergebnisse dieser Studien und polizeiliche Vorgehensweisen, die daraus resultierten, zusammen. Quelle: The Causes and Correlates Studies: Findings and Policy Implications by Terence P. Thornberry, David Huizinga, and Rolf Loeber  http://www.ncjrs.org/html/ojjdp/203555/
 
 
2) Trends in Mordfällen an Jugendlichen in den USA 1980-2000
Dieser 8-seitige Bericht wertet Statistiken des Federal Bureau of Investigations Uniform Crime Reporting Program aus – insbesondere Daten über Mordfälle – um Trends in Mordfällen an Jugendlichen zwischen 1980 und 2000 auszuwerten. Ziwchen 1980 und 2000 wurden in den USA etwa 434.000 Menschen ermordet, davon ca. 10% Jugendliche. Die Zahl der ermordeten Jugendlichen im Jahr 2000 betrug 1.610 und lag damit 47% unter der Zahl von 1993 (2.880 Opfer) – dem Jahr mit der höchsten Rate innerhalb des Berichtszeitraumes. Tatsächlich wies das Jahr 2000 die niedrigste Zahl von jugendlichen Opfer in den 20 Jahren auf. Online unter: http://ojjdp.ncjrs.org/publications/PubAbstract.asp?pubi=11831
 
 
3) Vergleich nationaler Kriminalitätszahlen
Unter dem Titel "Cross-National Studies in Crime and Justice" werden die Ergebnisse einer Studie zusammengefasst, die Trends in Kriminalität und Bestrafung von 1981 bis 1999 in acht Ländern dokumentiert: Australien, Kanada, England, Niederlande, Schottland, Schweden, Schweiz, USA. Vollständiger Text unter: http://www.ojp.usdoj.gov/bjs/abstract/cnscj.htm
 
 
4) Handbuch zur Förderung kommunalen Engagements im Bereich Sozialraumentwicklung
Basierend auf einer Untersuchung der Universitäten Bristol und Glasgow zur Wirksamkeit kommunaler Beteiligung an sozialräumlichen Initiativen auf lokaler und regionaler Ebene, wird auf der Homepage des britischen Home Office ein von Christine Sylvest Larsen veröffentlichtes Praxishandbuch vorgestellt. Vor dem Hintergrund, des jeweils differenziert zu betrachtenden lokalen Kontextes, soll das Handbuch als Ratgeber für lokale Akteure dienen und sie in ihrer Arbeit unterstützen. Es werden Hinweise gegeben, welche Fördermöglichkeiten es gibt, welche Verfahren und Methoden sinnvoll erscheinen und welche Art kommunaler Beteiligung für welche Bereiche in welcher Form von Bedeutung ist. Diesbezüglich wird auch auf die Bedeutsamkeit der Evaluierung entsprechender Projekte und Initiativen mit geeigneten methodischen Instrumenten hingewiesen, um eine Effektivität zu gewährleisten bzw. zu überprüfen. Für weitere Informationen siehe: http://www.homeoffice.gov.uk/rds/pdfs04/dpr27.pdf und http://www.homeoffice.gov.uk/rds/pdfs04/rdsolr5304.pdf
 
 
5) DNA Informationen mit der Fingerspitze
Unter http://www.DNA.gov, finden Sie ein umfangreiches Informationsangebot über Finanzierung, Aus- und Fortbildung, Veröffentlichungen und andere Quellen in Bezug auf DNA Technologie, wie sie in den USA zur Aufklärung von Kriminalfällen, zum Schutz von Unschuldigen und zur Identifizierung vermisster Personen eingesetzt wird.
 
 
6) Freiburger Max-Planck-Wissenschaftler legt bisher umfassendste Untersuchung zur organisierten Kriminalität in Deutschland vor
Der Freiburger Kriminologe Jörg Kinzig hat die bisher gründlichste Untersuchung zur Organisierten Kriminalität (OK) in Deutschland vorgelegt. Ausgangspunkt der mehrjährigen Studie, die im Rahmen des Forschungsschwerpunkts "Organisierte Kriminalität" am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht durchgeführt wurde, ist die seit Mitte der 1990er Jahre zu beobachtende unkritische Verwendung des Begriffes Organisierte Kriminalität in den Medien. Weitere Informationen: http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2004/pressemitteilung20041104/
 
 
7) Neues DJI-Bulletin: Wundermittel gesucht! - Vom schwierigen Umgang mit schwierigen Jugendlichen
Jugendhilfe hat auch mit "besonders schwierigen Jugendlichen" zu tun - das sind Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren, die in eine Spirale von Drogen, Gewalt und Kriminalität geraten, aber mit "herkömmlichen" Mitteln der Jugendhilfe nicht mehr erreichbar sind, weil sie deren Angebote verweigern oder durch Provokation und Gewalt "sprengen". Das Bulletin des Deutschen Jugendinstituts beschäftigt sich mit dieser Gruppe. download unter http://cgi.dji.de/cgi-bin/bulladmin/panel.php?sprache=D
 
 
8) Faltblatt zu Suizidgefährdeten in der Polizei
Das von der Polizei Baden-Württemberg entwickelte Faltblatt steht im Download-Bereich des Polizei-Newsletter sowie direkt unter http://www.polizei-newsletter.de/online_documents/Faltblatt_Suizid_Polizei_BW.pdf

zur Verfügung
 
 
9) Neues Opferrecht in Deutschland
Das Opferrechtsreformgesetz ändert in fünf Artikeln bereits bestehende Gesetze. Opfer müssen ab dem Erstkontakt mit den Strafverfolgungsbehörden auf ihre erweiterten Rechte hingewiesen werden. Die für die Polizei wesentlichen Änderungen sind die Möglichkeit der Zuziehung einer Vertrauensperson bei Verletztenvernehmungen, die Belehrung über die erweiterten Befugnisse von Verletzen, der mögliche Hinweis auf den Täter-Opfer-Ausgleich bei Beschuldigtenvernehmungen, die geschlechtsneutrale Formulierung der körperliche Untersuchung und die Akteneinsicht und Kopie der Videovernehmung. http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/stpo/index.html
 
 
10) Disziplin und Beschwerden über die Polizei in England und Wales
In den 12 Monaten bis März 2004 gingen bei der Polizei 15.885 Beschwerden ein - ein Anstieg von 4 % gegenüber den vorausgegangenen 12 Monaten. In diesem Zeitraum wurden 69 % der einzelnen Beschwerden formlos geregelt, zurückgezogen oder blieben ergebnislos. Mehr als die Hälfte betraf Versagen im Dienst und etwa ein Fünftel betraf Schikanen. Beschuldigungen wegen Fehlverhaltens bestätigten sich in 1.545 Fällen. Als Ergebnis dieser Verfahren wurden 95 Beamte entlassen bzw. die Kündigung wurde ihnen nahegelegt – eine Verminderung um 17 % gegenüber den vorausgegangenen 12 Monaten. Quelle: Home Office Statistical Bulletin 17/04 - Police Complaints and Discipline England and Wales, 12 months to March 2004,

http://www.homeoffice.gov.uk/rds/pdfs04/hosb1704.pdf
 
 
11) Was sind eigentlich Opferinteressen? Referat von Jan Philipp Reemtsma
Das Referat, das Prof. Dr. phil. Jan Philipp Reemtsma zur Feier des 25. Jahrestag der Gründung des „Weißen Ring“ Hamburg am 18.10.2004 gehalten hat, steht im Online-Bereich des PNL zum download bereit; direkt unter http://www.polizei-newsletter.de/pdf/VortragReemtsma.pdf (Danke an Jan Philipp Reemtsma und den Weißen Ring Hamburg)
 
 
12) Stadtteilentwicklung und Quartiermanagement und Kriminalprävention in städtischen Siedlungen
In mehreren Projekten beschäftigt sich Herbert Schubert von der FH Köln mit „Sozialraum-Management“ und dabei auch mit Kriminalprävention im städtischen Raum. Zu folgenden Projekten finden sich auf der website http://www.sozial-raum-management.de/ Informationen und z.T. ausführliche Dokumente: (1) Erarbeitung eines integrierten Handlungskonzepts zur Erhöhung der objektiven und subjektiven Sicherheit im Wohnumfeld für den Transfer in die Wohnungswirtschaft und in das kommunale Management - am Beispiel eines Stadtteils in Leverkusen. (2) Entwicklung von Methoden einer interkulturell orientierten Stadt- und Sozialplanung sowie Wohnungsbewirtschaftung in Sozialräumen mit einem hohen Migrantenanteil: Im Blickpunkt dieses Projektes stehen interkulturelle Aspekte der sozialen Stadtteilentwicklung und der Bewirtschaftung von Wohnungsbeständen. (3) Kriminalprävention im Städtebau und in der Wohnungsbewirtschaftung: Weil Kriminalprävention im Wohnumfeld und Sicherheit im Wohnquartier nicht über eine einzelne Strategie, sondern nur über ein integriertes Bündel von Handlungsformen zu erreichen ist, wird ein Einblick an Hand von vier Handlungsebenen gegeben.
 
 
13) Denkzeit-Training
Das Denkzeit-Training wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Evaluation sozialer Arbeit mit delinquenten Jugendlichen an der Freien Universität Berlin entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Programm, das auf die Förderung bestimmter kognitiver Kompetenzen zielt, welche von delinquenten Jugendlichen in ihrer sozialen Umwelt oft nicht genügend entwickelt werden konnten: Die Fähigkeit zur Empathie, zur Perspektivenübernahme, zur Analyse sozialer Konflikte, zur Abschätzung von Handlungsfolgen und zur Affektkontrolle. Näheres zu dem Programm und der begleitenden Evaluationsstudie erfahren sie unter www.denkzeit.com.
 
 
14) Kriminologische Spuren in Hessen: Freundesgabe für Arthur Kreuzer zum 65. Geburtstag
Aufgrund der in diesem Werk angesprochenen unterschiedlichen Themenbereiche ist dieses Buch auch für Polizeibeamte und nicht nur für Wissenschaftler interessant. Unter anderem werden Themen wie Rasterfahndung, Gewalt in Schulen und die Kriminalprävention in Hessen angesprochen. Eine ausführliche Besprechung des Buches findet sich im Buchbesprechungsteil des Polizei-Newsletter unter http://www.polizei-newsletter.de/books_german.php