Polizei : Newsletter Nr. 75, Mai 2005

 1)   Masterstudiengang „Kriminologie und Polizeiwissenschaft“ zum Wintersemester 2005
 2)   Diplomarbeiten der Polizeihochschule Villingen-Schwenningen im Internet
 3)   Wirksamkeitsanalyse zur Beurteilung der Effizienz präventiver und repressiver polizeilicher Maßnahmen
 4)   Evaluation von polizeilichen Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf Disco-Wegen in der Stadt Duisburg (POLDI)
 5)   Im Jahr 2004 starben 154 Polizeibeamte in den USA – die meisten bei Verkehrsunfällen
 6)   Beschwerden über die Polizei – eine kritische Betrachtung
 7)   Polizeiliches Fehlverhalten – ein Forschungsüberblick
 8)   Vom CPD’s CLEAR System lernen
 9)   News Alert bei Google
10)  Verwarnungen mit Wiedergutmachung – eine britische Studie
11)  Einsatz von Aufprallmunition: Typen, Ziele, Wirkungen
12)  Geheime Hüter der Verfassung – Studie zum Verfassungsschutz NRW
13)  Verschenken statt entsorgen
14)  Nationale Viktimisierungsstudie 2004 in den USA veröffentlicht
15)  Tagung „Empirische Polizeiforschung VII - Evaluation in der Polizei“ vom 7.  bis 9. Juli 2005 in Bremen
16)  Grundzüge der Empirischen Sozialforschung- Eine praxisorientierte Einführung für Studierende der Polizei- und Verwaltungsfachhochschulen
 
1) Masterstudiengang „Kriminologie und Polizeiwissenschaft“ zum Wintersemester 2005
Erstmals zum Wintersemester 2005/2006 startet an der Ruhr-Universität Bochum der zwei­semestrige Masterstudiengang „Kriminologie und Polizeiwissenschaft“. Der Studiengang ist praxisbezogen und richtet sich sowohl an Bewerber mit abgeschlossenem (z.B. rechtswissenschaftlichen) Universitätsstudium als auch an Personen aus Polizei, Sozialarbeit sowie anderen Berufsfeldern mit einem Fachhochschulabschluss und qualifizierter Berufserfahrung. Das Akkreditierungsverfahren wurde Anfang April 2005 eröffnet, Bewerbungsschluss für das Wintersemester 2005 ist Mitte Juni. Weitere Informationen finden sich unter: www.kriminologie.com; zur Auf­nahme in einen Verteiler mit regelmäßigen Informationen über die neuesten Entwicklungen bitte eine E-Mail mit Angabe der Adresse und des bisherigen beruflichen Werdegangs (Kurzform) senden an: anfrage@kriminologie.com.
 
 
2) Diplomarbeiten der Polizeihochschule Villingen-Schwenningen im Internet
Nachdem ausgewählte und zur Veröffentlichung durch die Studierenden und ihre Betreuer freigegebenen Arbeiten bereits seit Ende 2004 im Intranet der Polizei Baden-Württemberg abrufbar waren, stehen seit dem 4. April 2005 die Kurzfassungen von über 200 Arbeiten des 23. Studienjahrgangs im Internet zur Verfügung. Die Kurzfassungen können dort nach Schlagworten durchsucht werden. Die Diplomarbeiten zukünftiger Studienjahrgänge sollen regelmäßig ergänzt werden. Neben der Onlinerecherche besteht die Möglichkeit, eine Sammlung sämtlicher freigegebener Diplomarbeiten gegen eine Schutzgebühr von 15 Euro auf DVD zu beziehen (E-mail an biblio@fhpol-vs.de), Onlinesuche unter http://www.fhpol-vs.de/dipform/suchenpub.asp
 
 
3) Wirksamkeitsanalyse zur Beurteilung der Effizienz präventiver und repressiver polizeilicher Maßnahmen
Um die Wirkzusammenhänge zwischen polizeilicher Überwachung und Verkehrssicherheit genauer zu erfassen, wurde von der Kreispolizeibehörde im Landkreis Warendorf in Zusammenarbeit mit der Universität Essen das Projekt „Wirksamkeitsuntersuchung repressiver und präventiver verkehrspolizeilicher Maßnahmen“ durchgeführt. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen einerseits dazu beitragen, polizeiliche Verkehrssicherheitsarbeit im Straßenverkehr möglichst effizient zu gestalten, andererseits bei den Autofahrern die Akzeptanz der Überwachungsmaßnahmen zu steigern und Anstöße zum Hinterfragen des eigenen Fahrverhaltens geben. Das Projekt fand im Rahmen der Verkehrssicherheitsarbeit mit dem Schwerpunkt „Junge Erwachsene“ statt, vornehmliche Zielgruppe waren junge Fahranfänger zwischen 18 und 25 Jahren Quelle: http://www.uni-essen.de/traffic_education/texte.kr/wd-gross.pdf
 
 
4) Evaluation von polizeilichen Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf Disco-Wegen in der Stadt Duisburg (POLDI)
Im Auftrag der Polizei Duisburg soll die Wirksamkeit von unterschiedlichen polizeilichen Maßnahmen zur Reduktion der sog. "Disco-Unfälle" untersucht werden.
Unterschieden wird zwischen repressiven Maßnahmen wie der Überwachung des Verkehrs durch Geschwindigkeits- und Alkoholkontrollen und präventive Maßnahmen, die auf der Einsicht der jungen Autofahrer basieren. Mit Hilfe pädagogischer Ansätze und der Aufklärung der Jugendlichen hinsichtlich der möglichen Folgen delinquenten Verhaltens im Straßenverkehr soll Einfluss auf deren Risikoverhalten ausgeübt werden. Welcher der beiden Maßnahmenkataloge die größere Akzeptanz und Wirksamkeit zeigt und ob vielleicht die Kombination beider Vorgehensweisen den größten Erfolg verspricht, wird seitens der Universität wissenschaftlich untersucht. Abschlussbericht unter  http://www.uni-essen.de/traffic_education/texte.sonst/Berichte/Poldi-Endbericht.pdf
 
 
5) Im Jahr 2004 starben 154 Polizeibeamte in den USA – die meisten bei Verkehrsunfällen
Der Bericht besagt, dass in den USA im Jahr 2004 insgesamt 154 Polizeibeamte  starben, 72 davon bei Verkehrsunfällen und 57 durch Schüsse. (Danke an W. Mallach und Jim Bonk).
 
 
6) Beschwerden über die Polizei – eine kritische Betrachtung
Der Autor geht von einem Bedürfnis nach Rechtssicherheit bei Beschwerden über die Polizei aus. Er bietet einen kritischen Überblick über die akademischen Debatten über dieses Thema (z.B. die Rolle der Polizei in der Öffentlichkeit) und über Verfahrenstypologien. Im Versuch der herkömmlichen Herangehensweise eines Managers identifiziert der Autor die vier Schlüsselfunktionen solcher Verfahren (Führung, Verantwortung, Wiedergutmachung and Verantwortlichkeit); die drei Parteien, deren Interessen berücksichtigt werden müssen (Kläger, beklagte Beamte und Polizeiführung) und die vier Gründe für Beschwerden (unprofessionelles Benehmen, kriminelles Verhalten, physische Übergriffe und unakzeptable Vorgehensweise). Mit Beispielen aus Großbritannien, die den Hintergrund für die Diskussionen bilden, werden die vier Funktionen (und die Debatten darüber) bewertet, wobei versucht wird, die dominierende Funktion der Führung abzugrenzen und mögliche Konflikte und Schwerpunkte der verschiedenen Funktionen aufzuzeigen. Der Autor schlägt ein dreistufiges  Beschwerdeverfahren vor, um sich effektiver mit den Beschwerden der Öffentlichkeit zu befassen. Quelle: Smith, G., Rethinking Police Complaints, in: British Journal of Criminology, 2004, 44(1):15–33.
 
 
7) Polizeiliches Fehlverhalten – ein Forschungsüberblick
Die Autoren befassen sich mit der Forschung über polizeiliches Verhalten und dem Ausmaß, in dem Gesetze und Regeln bei Verhören, Durchsuchungen und Verhaftungen, der Anwendung von exzessiver oder tödlicher Gewalt, bei Korruption und Rassen-Profiling von der Polizei beachtet werden. Sie gehen auch auf die Möglichkeiten ein, mit denen polizeiliches Fehlverhalten angegangen werden kann, z.B. durch polizeiinterne Verfahren, Einleitung von Strafverfahren und Abteilungen für die Bearbeitung von Bürgerbeschwerden. Quelle: Skogan, W.G. and T.L. Meares, Lawful Policing, in: Annals AAPSS, 2004, 593: 66–83.
 
 
8) Vom CPD’s CLEAR System lernen
"Policing Smarter Through IT: Lessons in Enterprise Implementation" (51 S.) (NCJ 206752), eine Ergänzung zu "Policing Smarter Through IT: Learning from Chicagos Citizen and Law Enforcement Analysis and Reporting (CLEAR) System", liefert dem Leser praktikable Strategien und Vorsichtsmaßnahmen, die bei der Entwicklung eines integrierten Informationssystems im Rahmen der Strafjustiz zu beachten sind. Zugang zum kompletten Text über COPS Online: http://www.cops.usdoj.gov/Default.asp?Item=1331
 
 
9) News Alert bei Google
Sie wollen wissen, was die Internet-Presse zur Ihrem Topthema meint oder wie ihr aktuelles Verfahren von ihr betrachtet wird ... oder einfach nur, ob Wolfsburg Meister wird? Dann geben Sie einfach Ihre Stichworte ein unter http://www.google.com/newsalerts?hl=de / http://news.google.de/ und sobald Google eine Nachricht in den Weiten des Netzes findet, werden Sie per eMail mit der Schlagzeile und dem Link zur vollständigen Nachricht versorgt.
 
 
10) Verwarnungen mit Wiedergutmachung – eine britische Studie
Der Bericht dokumentiert Ergebnisse einer 24-monatigen Studie zu Wiederholungssanktionierungen bei herkömmliche Verwarnungen und Verwarnungen mit Wiedergutmachung. Der erste Teil der Analyse vergleicht die Wiederholungsraten von Sanktionierungen von über 29.000 Kriminellen und wichtige Tätermerkmale. Die zweite Analyse vergleicht die verschiedenen Typen von Verwarnungen. Wenn man die Ergebnisse der Analysen zusammennimmt, gibt es keinen Hinweis darauf, dass Verwarnungen mit Wiedergutmachung zu einer wesentlichen Verminderung weder bei der Gesamtrate der Wiederholungssanktionen, noch bei der Häufigkeit oder Stärke der Vergehen führen. Es gab auch keinen Hinweis darauf, dass Wiedergutmachungsjustiz die Raten von Wiederholungssanktionierungen erhöht hatte. Quelle: Findings 255 - An evaluation of the impact of restorative cautioning: findings from a reconviction study http://www.homeoffice.gov.uk/rds/whatsnew1.html
 
 
11) Einsatz von Aufprallmunition: Typen, Ziele, Wirkungen
Aufprallmunition sind Projektile mit geringerer tödlicher Wirkung, die es der Polizei ermöglichen, potentiell gefährliche Personen mit vermindertem Verletzungs- oder Tötungsrisiko für die Verdächtigen, unschuldige Zuschauer oder die Polizisten selbst zu überwältigen. Die Studie untersucht die Umstände, unter denen Aufprallmunition eingesetzt wurde und die physischen Auswirkungen, die sie auf Personen hat. Der Bericht ist online erhältlich beim National Institute of Justice Website unter: http://www.ojp.usdoj.gov/nij/pubs-sum/206089.htm
 
 
12) Geheime Hüter der Verfassung – Studie zum Verfassungsschutz NRW
Erstmals hat ein deutscher Geheimdienst seine Panzerschränke zu wissenschaftlichen Zwecken geöffnet: In seinem Buch "Geheime Hüter der Verfassung" zeichnet der Bochumer Politologe Wolfgang Buschfort die Entstehungsgeschichte des Verfassungsschutzes nach, basierend auf Originalakten des Landesverfassungsschutzes in Düsseldorf. Die zentralen Ergebnisse: Das Land Nordrhein-Westfalen legte den Grundstein für den bundesdeutschen Verfassungsschutz, baute den Nachrichtendienst jedoch ohne Zustimmung der britischen Besatzungsmacht auf. Vorrangige Beobachtungsziele der ersten Verfassungsschützer in der noch jungen Republik waren die FDP und die KPD. Das Buch: Wolfgang Buschfort: Geheime Hüter der Verfassung. Von der Düsseldorfer Informationsstelle zum ersten Verfassungsschutz der Bundesrepublik (1947-1961). Paderborn 2004, 327 Seiten, 39,90 Euro, ISBN: 3-506-71728-6
 
 
13) Verschenken statt entsorgen
Verschenk-Ringe dienen dazu, alles, was man nicht mehr braucht, aber nicht bei Ebay verkaufen kann, zu verschenken. Auch große Firmen wie z.B. IBM beteiligen sich daran. Infos unter www.freecycle.org Die deutschen „Verschenk-Rings“ (z.B. Berlin oder Rosenheim) sind leider nicht leicht zu finden (hilft nur die Such-Funktioin des Browsers in der Übersicht „All“). Und die Deutschen scheinen mehr zu suchen als zu verschenken…
 
 
14) Nationale Viktimisierungsstudie 2004 in den USA veröffentlicht
"Crime and the Nations Households, 2003" (4 S.) (NCJ 206348) stellt die geschätzte nationale Verbreitung der Haushalte vor, in denen mind. eine Person Opfer von Straftaten wurde. Kompletter Text unter: http://www.ojp.usdoj.gov/bjs/abstract/cnh03.htm
 
 
15) Tagung „Empirische Polizeiforschung VII - Evaluation in der Polizei“ vom 7.  bis 9. Juli 2005 in Bremen
Die Tagung „Empirische Polizeiforschung“ versteht sich traditionell als Forum des interdisziplinären Dialogs zwischen Polizeipraxis und Wissenschaft. Mit dem Schwerpunktthema „Evaluation“ trägt die VII. Tagung der „Empirischen Polizeiforschung“ der Tatsache Rechnung, dass in den Länderpolizeien zunehmend Reformprozesse und Präventionsprojekte initiiert werden, deren Wirksamkeit für die Innere Sicherheit nicht zuletzt unter dem Eindruck knapper Ressourcen empirisch zu belegen ist. Für Anfragen und Anmeldung: Daniela Bogusch, Institut für Polizei- und Sicherheitsforschung (IPoS), Hochschule für Öffentliche Verwaltung Bremen, Doventorscontrescarpe 172, 28195 Bremen, T.: 0421 – 361 5296, daniela.bogusch@hfoev.bremen.de, www.hfoev.bremen.de
 
 
16) Grundzüge der Empirischen Sozialforschung- Eine praxisorientierte Einführung für Studierende der Polizei- und Verwaltungsfachhochschulen
Das Buch richtet sich in erster Linie an Studierende an Polizei- und Verwaltungshochschulen und soll eine Einführung in die Grundzüge empirisch-wissenschaftlichen Vorgehens liefern. Dabei werden sowohl Grundbegriffe erläutert, als auch konkret wissenschaftliche Methoden zur Datengewinnung und Datenauswertung vorgestellt. Der Autor überzeugt durch seine stark praxisorientierte und anschauliche Darstellungsweise. Dem Leser werden zahlreiche Hinweise und Vorschläge zum Vorgehen bei wissenschaftlichen Untersuchungen und insbesondere auch dem Anfertigen eines wissenschaftlichen Berichts gegeben. Das Buch eignet sich trotz seines starken Bezugs zur Polizeiarbeit (im Hinblick auf die ausgewählten Beispiele) auch gut als Einführung für Studierende anderer Fachrichtungen. Insgesamt eine sehr gelungene Darstellung. Eine ausführliche Besprechung des Buches findet sich im Buchbesprechungsteil des Polizei-Newsletter unter http://www.polizei-newsletter.de/books_german.php  Bernhard Frevel, Grundzüge der Empirischen Sozialforschung, Eine praxisorientierte Einführung für Studierende der Polizei- und Verwaltungsfachhochschulen, VGS – Schümchen, Greven 1999, 136 S., ISBN: 3-931153-19-3