Polizei : Newsletter Nr. 83, Februar 2006

 1)   OJJDP Report hilft Gerichten bei der Beurteilung Jugendlicher
 2)   Online-Zugang zu Sexualstraftäter-Archiven
 3)   DNA-Nachweis-Trainingsmodule jetzt auch online.
 4)   Online-Publikation „Gewalt als soziales Problem an Schulen“
 5)   Partnerschaft “Kugelsichere Westen”
 6)   Der DJI-Jugendsurvey
 7)   Zufriedenheit der Chicagoer Bürger mit Polizeieinsätzen
 8)   Neue Publikation zur Erkennung von „Hot Spots„
 9)   Umgang mit Misshandlung von Senioren
10)  Zusammenhänge zwischen biologischen Faktoren und Delinquenz
11)  Studie über legalen Waffenbesitz und Schützenvereine
12)  Online- Zeitschrift für Internationale Strafrechtsdogmatik
13)  100 Jahre Schweizerische Polizei- und Justizministerkonferenz (KKJPD)
14)  Polizei-Poeten suchen Kolleginnen und Kollegen fürs zweite Buch.
15)  Kriminalität im Grenzgebiet
16)  Wissen einfach verwalten
17)  Interkulturelle Kompetenz in der Polizeiausbildung
18)  Europäischer Verwaltungskongress in Bremen
 
1) OJJDP Report hilft Gerichten bei der Beurteilung Jugendlicher
"The Mathematics of Risk Classification: Changing Data into Valid Instruments for Juvenile Courts" (44 S.) (NCJ 209158) kann Jugendgerichten bei ihrem Bemühen helfen, jugendlichen Tätern durch Entwicklung und Anwendung von Instrumenten zur Risikoklassifikation angemessene Intervention, Behandlung und Bestrafung zukommen zu lassen. Volltext unter: http://www.ojjdp.ncjrs.org/publications/PubAbstract.asp?pubi=12183
 
 
2) Online-Zugang zu Sexualstraftäter-Archiven
Das Department of Justice kündigt die Aktivierung der Nationale Sex Offender Public Registry (NSOPR) Web site an, die landesweit den Echtzeitzugang zu den veröffentlichten Daten über Sexualstraftäter mit einer einzigen Internet-Suchaktion zulässt. Die Seite erlaubt Eltern und besorgten Bürgern, in den 22 bestehenden Staats- und Regionalarchiven über Sexualstraftäter zu recherchieren. Informationen unter: http://www.nsopr.gov
 
 
3) DNA-Nachweis-Trainingsmodule jetzt auch online.
Das beliebte "What Every Law Enforcement Officer Should Know About DNA Evidence" (Module 1 und 2) ist jetzt online verfügbar. Dieser zweiteilige Lehrgang bietet Basis- und Aufbauschulung in DNA-Nachweis-Indentifizierung und Informationen über die Aufbewahrung und Sammlung von DNA-Nachweisen. Weitere Informationen unter: http://www.dna.gov/training/letraining/index.htm
 
 
4) Online-Publikation „Gewalt als soziales Problem an Schulen“
Die Studie von Wolfgang Melzer wird als pdf-Datei kostenlos im „open access“ zum Download zur Verfügung gestellt. Verlag Barbara Budrich, Stauffenbergstr. 7, D-51379 Leverkusen Opladen, www.budrich-verlag.de Allerdings muss man sich dazu auf der website registrieren und das Buch wie bei Internet-Bestellungen üblich bestellen – allerdings zum Preis von 0.- Euro. Etwas mühsam, zumal man das Buch erst suchen muss, da der Verlag keine konkreten links zur Verfügung stelle. Also: Unter „suchen“ „Melzer“ eingeben, und dann erscheint das Buch.
 
 
5) Partnerschaft “Kugelsichere Westen”
Eine eigene Website für einen zusätzlichen Fundus, um den Bedarf an neuen Westen des amerikanischen Vollzugspersonals zu bedienen. Bewerbung und Zahlung erfolgt online. http://www.ojp.usdoj.gov/bvpbasi/
 
 
6) Der DJI-Jugendsurvey
Das DJI hat zum dritten Mal Jugendliche und junge Erwachsene repräsentativ zu ihren Lebenslagen, Werten, gesellschaftlich-politischen Orientierungen und Aktivitäten befragt. Der DJI-Jugendsurvey ist Teil der Sozialberichterstattung des DJI. Diese will auf empirischer Basis durch "Dauerbeobachtung" in Wiederholungsbefragungen zuverlässige Informationen über die soziale und persönliche Situation von Kindern, Jugendlichen und Familien in Deutschland gewinnen. Der DJI-Jugendsurvey wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert.  www.dji.de/jugendsurvey
 
 
7) Zufriedenheit der Chicagoer Bürger mit Polizeieinsätzen
Die Studie von Wesley G. Skogan beschäftigt sich mit der Zufriedenheit Chicagoer Bürgerinnen und Bürger mit selbst erlebten Polizeieinsätzen. Unterschieden wird hierbei zwischen Kontakten mit der Polizei, die von den Bürgern selbst initiiert werden (z.B. Melden einer beobachteten Straftat) und solchen, die von der Polizei initiiert werden (z.B. Verkehrs- oder Personenkontrollen). In Telefoninterviews wurden 2001 insgesamt 2513 Einwohner Chicagos ab 18 Jahre zu ihren Erfahrungen mit Polizeieinsätzen in den letzten 12 Monaten befragt. Fast 80 % derer, die in dem erfragten Zeitraum die Polizei gerufen hatten, waren mit der Vorgehensweise der Polizei in dieser Situation zufrieden. Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Fairness, aufmerksames Zuhören und Bereitschaft zu Erklärungen für polizeiliches Handeln haben sich als die bedeutsamsten Faktoren für eine hohe Zufriedenheit bei den Bürgern herausgestellt. Inwieweit sich Polizeibeamte in Einsatzsituationen so verhalten, ist jedoch in gewissem Maße von Faktoren wie dem Alter, der ethnischen Zugehörigkeit und der Sprachfähigkeit des polizeilichen Gegenübers abhängig. Quelle: Wesley Skogan, Citizen Satisfaction with Police Encounters, POLICE QUARTERLY Vol. 6,  2003, S. 298-321
 
 
8) Neue Publikation zur Erkennung von „Hot Spots„
"Mapping Crime: Understanding Hot Spots" (78 S.) (NCJ 209393) erklärt, dass es bei der Kriminalitätskartierung darum geht, Gebiete mit hoher Kriminalitätsrate, sogenannte „Hot spots“, zu identifizieren. Diese Analyse hilft der Polizei, Gebiete mit hoher Kriminalitätsrate und die begangenen Delikte zu identifizieren sowie die besten Reaktionsmöglichkeiten zu finden. Dieser Report beleuchtet Hot-Spot-Analysetechniken und Software und erklärt den Einsatz. http://www.ojp.usdoj.gov/nij/pubs-sum/209393.htm
 
 
9) Umgang mit Misshandlung von Senioren
"Elder Abuse Fatality Review Teams: A Replication Manual" (201 pp.) (NCJ 210901) wurde von der American Bar Association entwickelt und durch den OVC (Amt für Kriminalitätsopfer) gefördert. Es ist eine Anleitung für Gemeinden, die solche Teams einsetzen wollen. Diese Teams prüfen Todesfälle von Senioren, die verursacht wurden oder im Zusammenhang stehen mit Misshandlung, und können die Reaktion der Kommunalbehörden auf solche Misshandlungen und ihre Opfer verbessern. http://www.abanet.org/aging/fatalitymanual.pdf
 
 
10) Zusammenhänge zwischen biologischen Faktoren und Delinquenz
Trotz mancher Fortschritte im Verständnis der biologischen Grundlagen menschlichen Verhaltens bleiben die populärsten Delinquenztheorien auf Aspekte des sozialen Lernens sowie von sozialen und Umwelteinflüssen beschränkt. Alle diese ausschließlich auf die Umwelt fixierten Theorien haben große Mühe zu erklären, weshalb neurologische, hormonale und andere biologische Prozesse mit Kriminalität zusammenhängen, obwohl die Belege für solche Einflüsse stark zugenommen haben. Der Artikel stellt eine Theorie vor, die biologischen und Umwelteinflüssen Rechnung trägt und erklärt, weshalb Geschlecht, Alter und sozialer Status mit Delinquenz korrelieren. Ausgangspunkt ist die These, dass männliche Geschlecht­shormone über ihre Wirkungen auf das menschliche Gehirn die Wahr­scheinlichkeit von Wettstreit- und/oder viktimisierenden Verhaltensweisen erhöhen. Solches Verhalten kann man sich als Kontinuum vorstellen, von brutalen bis zu sehr differenzierten Verhaltensweisen. Männer mit hoher Lern- und Planungsfähigkeit dürften sehr bald nach der Pubertät nicht-kriminelle Methoden des Wettstreits (oder der Viktimisierung anderer) vorziehen. Die Theorie postuliert somit, dass schwerwiegende Kriminalität gehäuft unter jugendlichen Männern aus unteren Schichten auftritt. Source: Lee Ellis, A Theory Explaining Biological Correlates of Criminality. In: European Journal of Criminology 2, 3, 2005, S.287-315
 
 
11) Studie über legalen Waffenbesitz und Schützenvereine
In dem Buch „Faszination Waffe – Eine Studie über Besitzer legaler Schusswaffen in der Bundesrepublik Deutschland“ porträtiert der Soziologe Arne Niederbacher lebensnah die Welt der Schützen und ihre Faszination für Waffen. Eine ausführliche Besprechung des Buches findet sich auf der Buchbesprechungsseite des PNL unter http://www.polizei-newsletter.de/books_german.php. Weitergehende Informationen über das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Forschungsprojekt „Schießen im Verein“ stehen auf: http://www.hitzler-soziologie.de/Projekte/schuetzen.html.
 
 
12) Online- Zeitschrift für Internationale Strafrechtsdogmatik
Seit Januar 2006 steht diese Zeitschrift unter http://www.zis-online.com/ online zur Verfügung
 
 
13) 100 Jahre Schweizerische Polizei- und Justizministerkonferenz (KKJPD)
Die Konferenz der kantonalen Polizei- und Justizminister feierte am 9. und 10. November 2005 ihr 100-jähriges Bestehen. Hierzu fand am 9. November 2005 an der Hochschule für Wirtschaft in Luzern, organisiert vom Competence Center Forensik und Wirtschaftskriminalistik, eine Fachtagung statt zum Thema: „Der laufende Reformprozess in der Strafverfolgung – eine Herausforderung für Bund und Kantone.“ In verschiedenen Beiträgen wurden in origineller Form beleuchtet das rechtspolitische Konzept der Reformen, die Sicht der Kantone und des Bundes zur Umsetzung der Reformen sowie die Sicht der Wissenschaft. Weitere Referate beschäftigten sich mit der Verstärkung der Prävention, neuen Mitteln zur nachrichtendienstlichen Informationsbeschaffung sowie der Kontrolle der Sicherheitsüberwachung. Mehr ist zu finden unter www.ccfw.ch
 
 
14) Polizei-Poeten suchen Kolleginnen und Kollegen fürs zweite Buch.
Nach dem großen Erfolg des am 01.09.05 erschienen Bandes „Die erste Leiche vergisst man nicht- Polizisten erzählen“ ist in Zusammenarbeit mit dem Piper-Verlag für das Spätjahr 2006 das zweite Buch geplant. Erfahrene Autoren und Neulinge sind willkommen. Weiter Infos: www.polizei-poeten.de
 
 
15) Kriminalität im Grenzgebiet
In einem Beitrag, der auch online zum download verfügbar ist (http://www.polizei-newsletter.de/online_documents_german.php) stellt der Autor, Strafrechtsprofessor in Frankfurt an der Oder dar, dass der Versuch, durch eine kriminologische Analyse der Kriminalität in der Grenzregion Frankfurt(Oder)/Slubice zu einer wissenschaftlich fundierten Lösung der Probleme zu gelangen, scheitern muss. Die Kriminologie verfügt (so der Autor) nicht über die für dieses Vorgehen benötigten Erkenntnisse. Eine empirische Analyse der Grenzkriminalität würde daher bestenfalls zu plausiblen Alltagstheorien führen, aber weder wissenschaftliche Beweise liefern noch praktisch wesentlich weiterhelfen. Die zweite These des Autors lautet: Polizei und Justiz in Deutschland haben sich von der gesetzmäßigen Lösung der Kriminalitätsprobleme weit entfernt: Bei zahlreichen Delikten wird seit Jahrzehnten durch polizeitaktisches „Wegschauen“ eine „Eskalation“ vermieden. Aktenkundig gewordene Kriminalität wird von der Justiz immer häufiger ohne Verurteilung „erledigt“. Gerhard Wolf  (Hrsg.), Kriminalität im Grenzgebiet, Band 2: Wissenschaftliche Analysen, Schriftenreihe der Juristischen Fakultät der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Berlin u.a. 1998, S. 287 ff.
 
 
16) Wissen einfach verwalten
Die Software „Zettelkasten“ ermöglicht es, die tägliche Arbeit mit Texten zu erleichtern und wesentlich effektiver gestalten. Sowohl das Verwalten wichtiger Textstellen, daraus gewonnener Gedanken und Zitate als auch die anschließende Verwendung dieser Textsammlung zur eigenen Textproduktion werden durch den Zettelkasten erheblich vereinfacht. Ein großer, schnell verfügbarer Wissenskorpus kann damit aufgebaut werden. Das Bauprinzip der Software orientiert sich am Arbeitsprinzip des Zettelkastens von Niklas Luhmann. Die Software ist so klein, dass sie auf Memory-Sticks passt. Das Programm ist Freeware, also kostenlos für jeden Anwender zu beziehen. Quelle: http://zettelkasten.danielluedecke.de/.
 
 
17) Interkulturelle Kompetenz in der Polizeiausbildung
Im August 2004 hat die Ausländerbeauftragte des Land es Brandenburg in Kooperation mit der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg sowie dem Bund gegen ethnische Diskriminierung in der Bundesrepublik Deutschland (BDB) e.V. eine bundesweite Fachtagung zum Thema „Interkulturelle Kompetenz in der Polizeiausbildung" durchgeführt. Die Dokumentation hierzu ist im Frühjahr 2005 erschienen und im Online-Bereich des PNL zur Verfügung. http://www.brandenburg.de/media/1333/1.polizei.pdf
 
 
18) Europäischer Verwaltungskongress in Bremen
Am 10.10.2005 und am 11.10.2005 fand der 11. Europäische Verwaltungskongress in Bremen statt. Angeboten wurden fünf Foren mit den Titeln „Perspektiven einer wirtschaftlichen Verwaltung“, „Finanzmanagement: Ressourcen wirkungsvoll einsetzen“, „Personal- und Verwaltungsmanagement“, „Erfolgsfaktoren im Privatisierungsprozess am Beispiel der Privatisierung eines kommunalen Ver- und Entsorgungsunternehmens“ und „Qualitätsmanagement“.  Durchgeführt wurden darüber hinaus vier Workshops zu den Themenbereichen „Mobilität in Europa – Chancen und Möglichkeiten des Europäischen Arbeitsmarktes“, „Entwicklungen im Europäischen Binnenmarkt: Neue Regelungen zur Dienstleistungsfreiheit und Diskussion um die Dienstleistungen der kommunalen Daseinsvorsorge“, „Voneinander lernen“, sowie „Veränderungsprozesse in der Polizei gestalten – Chancen und Grenzen“. Eine hohe Relevanz für die Polizeiarbeit wiesen ein Vortrag von Herrn Holger Münch zum Finanzmanagmanagement bei der Bremer Polizei, sowie der Workshop mit dem Titel „Veränderungsprozesse in der Polizei gestalten – Chancen und Grenzen“ auf. Herr Münch zeigte in seinem Vortrag die Umsetzung eines strategie- und prozessorientierten Finanzmanagements auf. Herausgearbeitet wurde insbesondere, dass Finanzmanagement ein Teil eines ergebnisorientierten Steuerungssystems ist, das im Idealfall bei den Prozessen und Wirkungen ansetzt und Projekte, Ziele, Abläufe und die Grundausstattung mit der Finanzplanung verknüpfen sollte. Dargestellt wurde zudem die Umsetzung des prozessorientierten Finanzmanagements anhand von Beispielen aus den bisherigen Erfahrungen der Polizei Bremen mit der Neuordnung ihres Finanzmanagements. Der Fachworkshop Polizei unter dem Titel „Veränderungsprozesse in der Polizei gestalten – Chancen und Grenzen“ setzte sich aus drei Vorträgen sowie aus moderierten Diskussionsrunden zu den jeweiligen Vorträgen und einer Abschlusspräsentation zusammen. Michael Temme von der Polizei Köln referierte über „strategiebasiertes Management am Beispiel des Modellversuchs des PP Köln“. Ausgehend von der formulierten Vision der Polizei Köln, im Jahre 2010 die sicherste Millionenstadt Deutschlands zu sein, wurden die bisherigen Umsetzungsschritte des Modellversuchs dargelegt. Dr. Christian Barthel von der PFA Münster referierte über „Veränderungsmanagement in der Polizei – eine schwierige Balance zwischen konzeptioneller Blaupause und Organisationswirklichkeit“. Er erläuterte anhand mehrerer Thesen, wie Veränderungsprozesse in Polizeiorganisationen angenommen werden und welche Besonderheiten bei deren Umsetzung zu beachten sind. Dr. Dieter Beck von der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer trug zum Thema „Gestaltung von Veränderungsprozessen – Alltagspsychologische Vorstellungen und sozialwissenschaftliche Erkenntnisse“ vor. Ausgehend von den theoretischen Grundlagen von Veränderungsprozessen wurde deren Organisation sowie die Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren bei der Umsetzung von Veränderungsprozessen dargestellt. Der Kongress war insgesamt gut besucht, wobei sich die Teilnehmer zu fast 40% aus Mitarbeitern und Studenten der Hochschule Bremen rekrutierten und dem vorwiegend deutschen Teilnehmerkreis die wünschenswerte, europäische Dimension fehlte. Dennoch kann eine positive Bilanz gezogen werden: Die Teilnahme am 11. Europäischen Verwaltungskongress in Bremen stellte eine Bereicherung dar.