Nr. 84, März 2006
 
2) Subkultur vs. Neutralisations-Theorie
Seit geraumer Zeit wird darüber diskutiert, welche dieser beiden Theorien Kriminalität besser erklärt: Die Subkultur-Theorie, die davon ausgeht, dass Straftäter eine eigene, von den Werten der herrschenden Gesellschaft abweichende Kultur entwickeln, oder die Neutralisationstheorie von Sykes und Matza, die davon ausgeht, dass die Straftäter sehr wohl die herrschenden Werte kennen und akzeptieren, für sich selbst aber diese Tatsache neutralisieren. Eine aktuelle Studie, in der Interviews mit (unentdeckten) Schwerkriminellen (Räubern Drogenhändlern und Carjackern) durchgeführt wurden, lässt den Schluss zu, dass die Neutralisationstheorie abgewandelt werden muss: Diese Täter sehen sich selbst als „die Guten“ und die anderen, die der herrschenden Gesellschaft angehören, als „die Schlechten“ – allerdings ohne dabei eine eigene Subkultur zu entwickeln. Quelle: V. Topalli: When beeing Good is Bad: An explanation of Neutralization Theory. In: Criminology 43, 3, 2005, S. 797-836