Nr. 91, November 2006
 
4) Repressive Kriminalpolitik weiterhin erfolglos
Gegenwärtig erlebt die Abschreckungsidee weltweit wieder eine Renaissance: es werden praktisch überall (wenn auch mit unterschiedlichen Begründungen) mehr Straftatbestände geschaffen, es werden höhere Strafen verlangt und verhängt, die Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters wird gefordert, Sonderstrafen (wie die Sicherungsverwahrung) werden ausgeweitet, Mindeststrafen werden eingeführt u.a.m.. Eine empirische Studie aus den USA untersucht nun die Auswirkungen der dort inzwischen in 22 Staaten eingeführten Möglichkeit, Strafverfahren gegen Jugendliche vom Jugendgericht zum Erwachsenengericht abzugeben und kommt zu dem Ergebnis, dass diese Regelungen nicht den erwarteten abschreckenden Effekt haben. Vielmehr gibt es Hinweise darauf, dass die Rückfallrate bei Jugendlichen, deren Verfahren vor Erwachsenengerichten verhandelt wird, höher ist als bei Jugendliche, die bei Jugendgerichten landen. Quelle: B. Steiner, C. Hemmens, V. Bell, Legislative Waiver Reconsidered: General Deterrent Effects of Statutory Exclusion Laws Eacted Post 1979. In: Justice Quarterly 32, 1, 2006, S. 34-59.