Polizei : Newsletter Nr. 234, Oktober 2019

 1)   Kriminologie-Lehrbuch von Clages und Zeitner wird nicht mehr an Polizei-FHs des Bundes benutzt
 2)   Täglich (nur) gute Nachrichten
 3)   Studie zur Wirksamkeit von Bodycams im Wachdienst der Polizei NRW
 4)   “Drehtür”-Strafvollzug in den USA
 5)   Polizei 2020
 6)   Optimierung der Polizeiarbeit – Überblick
 7)   Alltagskulturen im Rheinland
 8)   Kantonspolizei Zürich untersucht Kompetenzen der Polizeieinsatzkräfte im Jahr 2030
 9)   Polizeigewalt ist ein soziales Phänomen, abhängig von der Umgebung – und nicht von individuellen Vorkommnissen
10)  Nachrichtendienste in Deutschland
11)  Ursachen von „mass violence“ in den USA
12)  Ungenaue Daten, schlechte Vorhersagen. Warum Predictive Policing nicht funktioniert
13)  Verzicht auf die Verwendung von Bodycam-Aufnahmen bei Ermittlungen gegen Polizeibeamte ist strafbare Strafvereitelung im Amt durch Unterlassen
14)  Analyse unterschiedlicher Aufklärungsquoten bei Tötungsdelikten
15)  Gesundheit in Gefängnissen – ein europäischer Vergleich
16)  Aufklärungsraten beständig rückläufig in den USA
17)  Widerstandsbeamte und polizeiliches Umfeld
18)  Wie verlässlich sind die Kriminalitätszahlen des FBI?
19)  Gesichtserkennung liefert oft falsche Treffer
20)  Studie zu regionalen Unterschieden bei „Hate-Crimes“ in Deutschland
 
1) Kriminologie-Lehrbuch von Clages und Zeitner wird nicht mehr an Polizei-FHs des Bundes benutzt
Auf eine schriftlichen Anfrage durch die Bundestagsabgeordnete Irene Mihalic hat die Bundesregierung Ende September 2019 mitgeteilt, dass sie „die kritische Bewertung des Lehrbuchs der Autoren Horst Clages und lnes Zeitner mit dem Titel „Kriminologie: Für Studium und Praxis" (teilt). Das Lehrbuch … (mache) unvollständige und veraltete Ausführungen zu kriminogenen Faktoren, die teilweise auf Studien aus Zeiten des Nationalsozialismus beruhen. Das benannte Lehrbuch findet daher am Fachbereich Kriminalpolizei der Hochschule des Bundes weder in der hochschulischen Lehre, noch im Rahmen von Literaturhinweisen zur Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten Verwendung“. Die Frage von I. Mihalic lautete: „Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung daraus, dass in einem aktuellen Lehrbuch (Kriminologie für Studium und Praxis) für Polizeianwärter des gehobenen Dienstes laut Stern … in nicht einordnender Weise Kriminologen und Juristen erwähnt werden, die in der NS-Zeit eine fragwürdige Rolle gespielt haben und dass sogar Begriffe wie "Sippenforschung" unkritisch verwendet werden, als seien sie Begriffe aus aktuell relevanten Forschungskontexten?“ Bleibt zu hoffen, dass die Länder FHs dem Beispiel folgen.
 
 
2) Täglich (nur) gute Nachrichten
Der Spruch „only bad news are good news“ scheint sich immer mehr zu bewahrheiten. Dagegen setzt eine Website, die nur „gute Nachrichten“ und lösungsorientierte Beiträge der deutschsprachigen Medien bringt und sie in einer kompakten Tagesausgabe bündelt. Ein Nachrichten-Service, der optimistisch macht und neue Perspektiven aufzeigt. https://goodnews.eu/
 
 
3) Studie zur Wirksamkeit von Bodycams im Wachdienst der Polizei NRW
Entgegen der Erwartung liegt der Anteil der registrierten geschädigten Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten in den Schichten mit Bodycam über dem Anteil in den Schichten ohne Bodycam. Zur Erklärung der erwartungswidrigen Befunde ergibt sich aus den Daten, dass Bodycams das Verhalten von Polizeibeamten in Richtung eines unangemessen zurückhaltenden Einschreitens und einer formaleren Sprache beeinflussen und dadurch tätliche Angriffe begünstigen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=641
 
 
4) “Drehtür”-Strafvollzug in den USA
Ein Bericht in den USA stellt fest, dass sich das wirtschaftliche und ethnische Ungleichgewicht in der Gefängnispopulation dort auch massiv auf die Rückfallquote auswirkt. Menschen, die mehrfach im Gefängnis landen, sind überproportional Schwarz, haben niedriges Einkommen, eine niedrige Bildung und sind arbeitslos. Rund ein Viertel aller Neuinhaftierten sind Rückfalltäter, und fast 500.000 werden mehr als dreimal pro Jahr innerhalb von 12 Monaten inhaftiert. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=642
 
 
5) Polizei 2020
Vor 50 Jahren kam die EDV zur Polizei. In Folge kochten viele Behörden ihr eigenes Süppchen. Das Programm "Polizei 2020" soll ein einheitliches System schaffen. Worin besteht es, wer macht es, wie wird es finanziert, was ist bislang geschehen? http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=643
 
 
6) Optimierung der Polizeiarbeit – Überblick
Einen guten Überblick über verschiedene Möglichkeiten, Polizeiarbeit zu optimieren um Strafverfolgung und Gerechtigkeit zu verbessern liefert ein Beitrag von Braga und McDonald. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1745-9133.12458
 
 
7) Alltagskulturen im Rheinland
Kostenlos und online zugänglich: Unbekannte Dokumentarfilme über ländliches Leben im Rheinland stellen teils ausgestorbene Berufe wie „Augenpliester“ und „Scherennagler“ vor. https://alltagskulturen.lvr.de/ s. dazu auch den Bericht in der taz https://taz.de/Archiv-Suche/!5619093&s=leben%2Bfilmen&SuchRahmen=Print/
 
 
8) Kantonspolizei Zürich untersucht Kompetenzen der Polizeieinsatzkräfte im Jahr 2030
Mittels der Szenario-Technik sowie Fokusgruppen wurden Kompetenzen eruiert, auf welche der Fokus für die Personalentwicklung bis ins Jahr 2030 gelegt werden kann. Die vollständige Dokumentation ist abrufbar unter https://irf.fhnw.ch/handle/11654/27824
 
 
9) Polizeigewalt ist ein soziales Phänomen, abhängig von der Umgebung – und nicht von individuellen Vorkommnissen
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie aus den USA https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/07418825.2018.1480792
 
 
10) Nachrichtendienste in Deutschland
Eine Veröffentlichung der Bundeszentrale für politische Bildung beschäftigt sich mit den Nachrichtendiensten der Bundesrepublik Deutschland in den 1970er, 1980er und 1990er Jahren. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=644
 
 
11) Ursachen von „mass violence“ in den USA
Eine Studie aus den USA beschäftigt sich mit der Frage, welche Ursachen und individuellen Hintergründe bei den Taten vorliegen, bei denen mehrere Menschen getötet werden (Amokläufe, Attentate). Dabei geht es auch um psychische Störungen als Auslöser.  http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=645
 
 
12) Ungenaue Daten, schlechte Vorhersagen. Warum Predictive Policing nicht funktioniert
In einer Studie gehen Forscher der Frage nach, wie Daten, die von der Polizei ungesetzlich gesammelt wurden, die Ergebnisse von Predictive-Policing-Programmen beeinflussen können. https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3333423
 
 
13) Verzicht auf die Verwendung von Bodycam-Aufnahmen bei Ermittlungen gegen Polizeibeamte ist strafbare Strafvereitelung im Amt durch Unterlassen
Zu diesem Ergebnis kommt ein Beitrag, der sich mit der Dienstvereinbarung des Bundesinnenministeriums beschäftigt, wonach Bodycam-Aufnahmen, die zur Einsatzdokumentation gemacht wurden, bei Vorwürfen polizeilichen Fehlverhaltens nicht für interne Ermittlungen der Bundespolizei verwendet werden dürfen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=646
 
 
14) Analyse unterschiedlicher Aufklärungsquoten bei Tötungsdelikten
Eine Studie aus den USA zeigt, dass Unterschiede zwischen den Aufklärungsquoten verschiedener Behörden bei Tötungsdelikten durch Fallspezifika, Ermittlungsmethoden und organisatorische Unterschiede zustande kommen.  https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1745-9133.12449
 
 
15) Gesundheit in Gefängnissen – ein europäischer Vergleich
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein „fact sheet“ zur gesundheitlichen Betreuung von Gefangenen in Lage der in 38 europäischen Staaten veröffentlicht. Für jedes Land werden relevante Informationen zu verschiedenen Aspekten der Zusammensetzung der Gefangenen, zu Krankheiten, verfügbarem Personal sowie zur Betreuung zusammengestellt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=647
 
 
16) Aufklärungsraten beständig rückläufig in den USA
In einer Analyse wird gezeigt, warum dies der Fall ist und was dagegen unternommen werden kann. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1745-9133.12450
 
 
17) Widerstandsbeamte und polizeiliches Umfeld
In einer Studie mit fast 9.000 Polizeibeamten zeigen die Forscher, dass exzessive Gewaltanwendung durch Beamte im Zusammenhang steht mit früheren Vorfällen (Stichwort: Widerstandsbeamte). Zudem fungieren Kollegen als soziales Umfeld, über das Fehlverhalten gelernt und weitervermittelt wird. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1745-9133.12459
 
 
18) Wie verlässlich sind die Kriminalitätszahlen des FBI?
Jedes Jahr im Oktober veröffentlicht das FBI die aktuellen Kriminalitätszahlen. Diese Zahlen sind zum einen unvollständig: Cybercrime, Drogenkriminalität und Umweltkriminalität werden nicht erfasst; sie sind aber auch unverlässlich, da sie in vielen Bereichen auf Schätzungen beruhen. https://www.asc41.com/Criminologist/2019/ASC-Criminologist-2019-05.pdf
 
 
19) Gesichtserkennung liefert oft falsche Treffer
Trotzdem wird sie in den USA von vielen Städte eingesetzt. San Francisco will die umstrittene Technologie nun verbieten. Wissenschaftler entdecken immer neue Probleme. So werden Frauen mit Männern verwechselt. Zudem wird Gesichtserkennungssoftware oft ohne unabhängige, externe Tests eingesetzt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=648 Mit ethischen Problemen bei der Anwendung der Software beschäftigt sich die Londoner Polizei http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=649
 
 
20) Studie zu regionalen Unterschieden bei „Hate-Crimes“ in Deutschland
Gebiete, die früher einen niedrigen Anteil von Ausländern aufwiesen, dann aber relative viele Asylanten zugewiesen bekommen, zeigen ebenso einen höheren Anteil von Hasskriminalität wie wirtschaftlich benachteiligte Gebiete. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=650