Polizei : Newsletter Nr. 255, September 2021

 1)   (Ost)Deutschlands Weg
 2)   Kongress Netzwerk demokratische Polizei
 3)   Falsche Geständnisse
 4)   Mehr tödliche Schüsse durch Polizei in den USA
 5)   Wie man polizeiliches Fehlverhalten vermeiden kann
 6)   Faktoren, die Rückfall beeinflussen
 7)   Defund the Police: Es fehlte bislang an Fakten
 8)   Waffenverbotszone in Leipzig
 9)   Soziale Neurowissenschaft
10)  Veränderung in den Mordraten in den USA 2021 zu 2020
11)  Omega-3-Fettsäuren reduzieren antisoziales und delinquentes Verhalten
12)  20 Jahre seit 9/11
13)  Predictive Policing – neu gedacht
14)  Polizeiausbildung in den USA: Verschiebung hin zu eher akademischen Inhalten
15)  Corona und soziale Ängste
16)  NYPD stellt Aus- und Fortbildung um
 
1) (Ost)Deutschlands Weg
In diesem Doppelband, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung, analysieren 90 sachkundige Autor/-innen den konfliktreichen deutschen Transformationsprozess seit 1989, insbesondere im Osten der Bundesrepublik und geben zugleich einen Überblick über den aktuellen Stand der Deutschland-Forschung. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=818
 
 
2) Kongress Netzwerk demokratische Polizei
Der von der niedersächsischen Polizeiakademie veranstaltete Kongress findet am 09. und 10. September 2021 im HCC Hannover statt. Die Anmeldefrist endet am 01.09.2021 https://www.pa.polizei-nds.de/kdp/kongress-demokratische-polizei-115592.html
 
 
3) Falsche Geständnisse
In einem Übersichtsbeitrag zur Entwicklung der Forschung in den vergangenen 40 Jahren über falsche Geständnisse wird dargestellt, wie umfassend einerseits das Thema erforscht ist, und wie verbreitet dennoch Verurteilungen sind, die auf falschen Geständnissen basieren. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=819
 
 
4) Mehr tödliche Schüsse durch Polizei in den USA
Mehr als 1.000 Menschen wurden 2020 von der Polizei in den USA erschossen, mehr als in den Jahren zuvor. Eine ausführliche Analyse sowie eine Darstellung von Einzelfällen hat die Washington Post zusammengestellt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=820
 
 
5) Wie man polizeiliches Fehlverhalten vermeiden kann
Eine empirische Studie in Australien hat verschiedene polizeiliche Managementmaßnahmen daraufhin untersucht, ob und wie sie polizeiliches Fehlverhalten verhindern und Beamt*innen, die zu Fehlverhalten neigen, identifiziert werden können. So sind positive Rückmeldungen und Verstärkungen geeignet, Fehlverhalten zu reduzieren. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=821
 
 
6) Faktoren, die Rückfall beeinflussen
In einer umfangreichen Meta-Studie wurden die Risikobereiche für Rückfälle nach Verurteilungen untersucht. Dazu gehörten umfangreiche Vorstrafenbelastung (z. B. Anzahl früherer Inhaftierungen) und Regelverstöße unter Aufsicht. Insgesamt waren statische Risikofaktoren den dynamischen bei der Vorhersage von Rückfällen überlegen. Für die Autoren der Studie ist die kontinuierliche Verhaltensüberwachung ein vielversprechendes Mittel, um Echtzeitänderungen des antisozialen Potenzials von Häftlingen zu erkennen, die in die Gemeinschaft entlassen wurden. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/1068316X.2021.1962866
 
 
7) Defund the Police: Es fehlte bislang an Fakten
Um Forschungslücken zur Frage zu schließen, ob und wie Polizei von Aufgaben entlastet werden kann, haben Forscher Millionen von Notrufen von neun US-Behörden analysiert. Sie berichten über die Arten von Anrufen, die Häufigkeit und die Zeit, die die Behörden für verschiedene Kategorien von Anrufen aufwenden, und die Ergebnisse dieser Anrufe. Im Ergebnis zeigt sich, dass die überwiegende Mehrheit der Notrufe nicht ohne erhebliche Ressourcenaufwand oder Anpassungen auf andere Organisationen übertragbar ist. Wenn die Polizei jedoch diese Verantwortung behält, muss sie, so die Forscher, überdenken, wie sie mit den Notrufen besser umgehen kann. https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/10986111211035002
 
 
8) Waffenverbotszone in Leipzig
Obwohl das Innenministerium Sachsen anderes behauptete: Es ist kein Effekt der Waffenverbotszone auf das Kriminalitätsaufkommen nachweißbar. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=822
 
 
9) Soziale Neurowissenschaft
Die Forschungsgruppe Soziale Neurowissenschaft des Max-Planck-Institutes in Berlin erforscht das menschliche Sozialverhalten. Mittels eines interdisziplinären und multi-methodischen Forschungsansatzes werden neuronale, hormonelle und entwicklungsbedingte Grundlagen von sozialer Kognition sowie sozialer Emotionen wie Empathie, Mitgefühl und Fairness untersucht. Es geht auch um die Trainierbarkeit von sozialen Fähigkeiten und deren Funktion in menschlicher Kooperation und Prosozialität. https://www.social.mpg.de/62758/forschung
 
 
10) Veränderung in den Mordraten in den USA 2021 zu 2020
In den meisten Städten der USA hat sich die Anzahl der Tötungsdelikte teilweise erheblich erhöht, aber nicht in allen. Eine jeweils aktualisierte Übersicht und Analyse findet sich hier: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=823
 
 
11) Omega-3-Fettsäuren reduzieren antisoziales und delinquentes Verhalten
Zu diesem Ergebnis kommt eine sog. „doppel-blind“-Studie in den USA mit insgesamt 145 jungen Straftätern https://link.springer.com/article/10.1007/s11292-019-09394-x
 
 
12) 20 Jahre seit 9/11
2021 jähren sich die Anschläge vom 11. September 2001 zum 20. Mal. Die Gewaltakte, wirkten sich noch über Jahre hinaus politisch und mental aus. Innenpolitisch schlug sich die Furcht vor islamistisch motiviertem Terrorismus in vielen Ländern in weitreichenden Sicherheitsgesetzen nieder. Ein Heft der APUZ beschäftigt sich mit der Frage, wie die Ereignisse und ihre Folgen nach zwei Jahrzehnten bewertet werden. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=824
 
 
13) Predictive Policing – neu gedacht
Now, predictive-policing companies are starting to focus less on “forecasting” crime and more on tracking cops, both to provide more oversight and to learn what behaviors correlate to reduced crime. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=825
 
 
14) Polizeiausbildung in den USA: Verschiebung hin zu eher akademischen Inhalten
In den USA haben die Ausbildungsakademien schon 2018 ihren Einsatz von militärischem Training erheblich reduziert, zwei Jahre vor der Welle von Protesten gegen die Polizei. Allerdings wurde weniger gelehrt, in die übermäßige Gewaltanwendung von Kolleg*innen einzugreifen. Eine alle fünf Jahre durchgeführte Studie hat auch gezeigt, dass die durchschnittliche Ausbildungszeit bei 822 Stunden (nicht Tagen!), also bei ca. 20 Wochen liegt. Zwar hat sich die Balance zwischen „Stress“-Training und Training ohne Stress verschoben; allerdings wurden auch knapp 20% überhaupt nicht in der Anwendung von Gewalt geschult. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=826
 
 
15) Corona und soziale Ängste
Der Beitrag widmet sich dem Einfluss der sozialen Kohäsion der Nachbarschaft auf das subjektive Sicherheitsgefühl und pandemiebezogene Zukunftsängste während der ersten Welle der COVID-19-Pandemie in Deutschland. Anhand von Befragungsdaten zeigt sich, dass Angehörige einer Risikogruppe besonders vom sozialen Kapital ihrer Nachbarschaften profitieren können. Die Wahrnehmung von Incivilities und der Kriminalitätsentwicklung wirken sich nur in sehr geringem Umfang auf das Sicherheitsgefühl aus. https://www.kriminologie.de/index.php/krimoj/article/view/125
 
 
16) NYPD stellt Aus- und Fortbildung um
Nach den Vorfällen von Polizeigewalt in den vergangenen Jahren und Monaten hat die New Yorker Polizei ihre Aus- und Fortbildung für die rund 35.000 Mitarbeitenden geändert. Im Vordergrund steht nun die (auch und vor allem verbale) Deeskalation von Situationen. https://www.washingtonpost.com/nation/2021/06/23/new-york-police-deescalate/ oder http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=827