Nr. 36, Januar 2002
 
2) Das Versagen der Geheimdienste
Die Geheimdienste der USA gelten als die mächtigsten der Welt. Warum haben sie dem 11. September 2001 ebenso wenig verhindern können wie das Lockerbie-Attentat, den Anschlag auf das WTC von 1993 und andere terroristische Attacken? Die Frage ist relativ einfach zu beantworten: Je intensiver die elektronische Überwachung ist, umso mehr setzen die Terroristen (und andere sicherlich auch) auf persönliche Kommunikation. In der amerikanischen NSA-Zentrale (National Security Agency) kann man zwar Telefonate vorführen, die Ussama bin Laden mit seiner Mutter über Satellitentelefon geführt hat; bei den kritischen Aktionen setzte er wie andere aber auf Lowtech-Kommunikationsmittel, was u.U. zu einer trügerischen Sicherheit auf Seiten der Geheimdienste führen kann und wohl auch geführt hat. Dass dennoch die elektronischen Überwachungssysteme Carnivore und Echelon weiter vorangetrieben werden, lässt sich – dem US-Journalisten James Bramford zufolge – damit erklären, dass die USA diese Mittel nutzen und in der Vergangenheit genutzt haben, um ihre wirtschaftliche Macht zu festigen. Und tatsächlich gibt es Nachweise, dass Handelskonferenzen oder Vertreter privater Firmen abgehört und von der NSA überwacht wurden. Quelle: James Bamford, Body of Secrets, Anatomy of the ultra-secret National Security Agency from the Cold War through the dawn of a new century, New York 2001 (nach Nicky Hager, Das Ohr an der Welt. In: taz/ Le Monde Diplomatique November 2001, S. 6 f.)