Nr. 37, Februar 2002
 
10) Langzeitwirkungen von Psychotherapien
Nicht zuletzt seit der Finanzkrise des Gesundheitswesens sind Psychotherapien u.a. auch deshalb umstritten, weil man glaubt, Erfolge seien nicht oder nur schwer nachweisbar. Für den sicherlich am schwierigsten zu evaluierenden Bereich der Psychoanalyse liegt jetzt eine überaus aufwendige Studie vor, in der über 200 Psychoanalytiker und über 400 ehemalige Patienten einbezogen sind. Die repräsentative Katamnesestudie von psychoanalytischen (Langzeit-)Behandlungen, die zwischen 1990 und 1993 beendet worden waren, untersucht die Auswirkungen dieser Behandlungen, wie sie sich 1998 und 1999 und damit im Abstand von fünf bis neun Jahren nach Behandlungsende dargestellt haben. Im Ergebnis zeigt die Studie, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Internationalen Psychoanalytischen Gesellschaft unterstützt wurde, dass etwa 80% der ehemaligen Patienten positive Veränderungen in bezug auf Wohlbefinden, persönliche Entwicklung und Beziehungen zu anderen berichten, 70-80% hinsichtlich der Bewältigung von Lebensereignissen, Selbstwertgefühl, Stimmung, Lebenszufriedenheit und Leistungsfähigkeit. Neben diesen eher subjektiven Befunden zeigte sich auch, dass die durchschnittlichen Krankschreibungen und Arztbesuche deutlich zurück gingen, und zwar von 6,7 Arztbesuchen bzw. 10,3 Arbeitsunfähigkeitstagen vor der Behandlung auf jeweils 4 Arztbesuche und 4 AU-Tage im letzten Jahr. Insgesamt kann die Studie somit einen signifikant positiven Effekt von psychoanalytischen Therapien nachweisen. Quelle: M. Leuzinger-Bohlber u.a., Langzeitwirkungen von Psychoanalysen und Psychotherapien: Eine multiperspektivische, repräsentative Katamnesestudie. In: Psyche 3, 2001, S. 193-276