Nr. 39, April 2002
 
9) Kontrolliertes Trinken als neues Therapiekonzept
In Deutschland sind 2,4 Millionen Menschen vom Alkohol abhängig und weitere vier Millionen missbrauchen ihn. Bisher galt als einzig sinnvolle Therapie die Abstinenz. Jetzt will man versuchen, das bereits theoretisch diskutierte Modell des kontrollierten Trinkens, das bislang vor allem als Präventionsziel galt, auch in die Therapie zu übernehmen. Die Suchttherapietage, die jährlich am Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg stattfinden, haben 2002 das Thema „Konsum kontrollierbar – kontrollierter Konsum. Suchttherapie jenseits des Abstinenzparadigmas?“. Der Nürnberger Psychologie-Professor Joachim Körkel hat das Therapiekonzept entwickelt, und die psychosoziale Beratungsstelle für Suchtkranke der Caritas in Nürnberg bietet dieses Therapiekonzept bislang als einzige Stelle an. Zielgruppe sind nicht ehemals Abhängige, die abstinent leben, sondern akut Abhängige, die die Spirale des immer-mehr-trinken-müssens durchbrechen wollen. Dazu wird mit ihnen ein Konzept erarbeitet, wann sie wie viel trinken dürfen und in welchen Situationen auf keinen Fall zum Alkohol gegriffen werden darf. (Quelle: taz Hamburg 17./18.11.01, S.29).