Nr. 41, Juni 2002
 
8) "Bloody Sunday" wird untersucht
Das aufwändigste und teuerste Verfahren in der britischen Rechtsgeschichte (Kosten mindestens 160 Mio. Euro) findet seit 1998 in Derry (Nordirland) statt. Dort wird der sog. "Bloody Sunday" untersucht, bei dem am 30.1.1972 dreizehn Zivilisten von britischen Armeesoldaten während einer Demonstration getötet wurden. Die sorgfältig gestaltete Homepage dokumentiert den Verlauf des Verfahrens anhand aller Entscheidungen: http://www.bloody-sunday-inquiry.org.uk Ebenso können die Wortprotokolle eingesehen werden. Insgesamt waren 2.100 Zeugen vorgesehen, die zu 97% (auch weltweit) ermittelt werden konnten, obwohl der Vorfall inzwischen fast 30 Jahre zurück liegt. Lediglich die von der Armee benannten Zeugen waren schwer zu ermitteln: 40% der angegebenen Namen waren falsch. Mehrere Kronzeugen sind versteckt worden, da man um ihr Leben fürchtet. Praktisch alle Waffen, die damals eingesetzt wurden und als Beweisstücke benötigt werden (z.B. um den Einsatz von Dum-Dum-Geschossen zu prüfen), sind inzwischen vernichtet oder verkauft. Die Verhandlungen werden per Video in einen Saal in Derry übertragen, der 900 Personen Platz bietet. Unterstützt werden die Ermittlungen u.a. durch Computeranimationen, mit denen die Stadt Derry im Jahr 1972 virtuell nachgezeichnet wird. Quelle: taz 30.1.02