Nr. 44, September 2002
 
4) Zwei Studien zu vor Kriminalität schützenden und kriminell machenden Faktoren
In einer der seltenen empirischen Studien, die sich nicht mit Risikofaktoren, sondern mit schützenden Faktoren im Zusammenhang mit Jugendkriminalität beschäftigen, wird geprüft, warum einige als „high risk“ zu bezeichnende Jugendliche sich nicht oder nicht so problematisch verhalten, wie dies zu erwarten wäre. Protektive Faktoren haben aber nur in geringem Maße unabhängige Auswirkungen, jedoch sind kumulative Auswirkungen festzustellen. Quelle: Turner, Michael G. Good kids in bad circumstances: A longitudinal analysis of resilient youth. Ann Arbor, MI: University Microfilms International, 2000 (Dissertation, University of Cincinnati). Eine andere Studie untersucht die Verflechtung  von wirtschaftlichem und sozialem Stress, elterlicher Kompetenz und kriminalitätsbelasteten Gegenden. Diese Zusammenhänge bestehen nicht deshalb, weil sie weniger gesetzestreue Menschen in die Kriminalität treiben, sondern weil sie sich zerstörend auf die Qualität der elterlichen Erziehung auswirken, und so die Jugendlichen anfälliger macht für negative Einflüsse. Die Ergebnisse bestätigen die Bedeutung von elterlichem Verhalten und dem Einfluss von Gleichaltrigen als Vermittler in der Beziehung zwischen sozialer Benachteiligung und Kriminalität. Sie legen nahe, dass wirtschaftlicher Stress einen sehr störenden Einfluss auf die Erziehung hat, mit erhöhtem Risiko, dass Eltern ihre Kinder vernachlässigen oder missbrauchen oder hart, unberechenbar und/oder inkonsequent Disziplin verlangen. Kinder aus Familien, die wirtschaftlichem oder sozialem Stress ausgesetzt sind,  werden mit größerer Wahrscheinlichkeit kriminell als andere. Quelle: Weatherburn, Don; Lind, Bronwyn. Delinquent-prone communities. Cambridge, UK: Cambridge University Press, 2001 (Cambridge Criminology Series).