Nr. 55, August 2003
 
5) Gemeinderechtssprechung in Ruanda
2001 wurde in Ruanda ein Gesetz beschlossen, das sogenannte „Gacaca“-Rechtsprechungen vorsieht. Diese beinhalten die Prinzipien kommunaler Mediation und Konfliktlösung. Vier unterschiedliche administrative Ebenen (von der lokalen bis zur nationalen Ebene) sind nun zuständig für die Verurteilung von Rechtsverletzungen, die im Zusammenhang mit Verbrechen wie Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord stehen. Solche Verbrechen waren in Ruanda während des Bürgerkrieges 1994 geschehen und kosteten eine Million Menschen das Leben. Die Tribunale werden in Gemeinden, die noch immer weitgehend homogen und autark sind, traditionelle Methoden des Konflikt-Management mit einbeziehen. Seit April 2002 werden 250000 Richter in die „Gacaca“-Methode eingewiesen. Gleichzeitig findet eine Informationskampagne über den Umgang mit Konflikten statt. Pilot-Projekte finden seit sechs Monaten statt. Richard Friedli, ein Religionssoziologe, gibt einen Überblick über die Funktionsweise dieser Rechtsprechungsmethode und zeigt ihre Unterschiede zur „westlichen“ Justiz auf. Vgl. hierzu http://www.unifr.ch/spc/UF/septembre02/palabre.html