Nr. 63, April 2004
 
13) Polizei und Fehler
Zum Thema „Fehler in der Polizei“ schreibt ein Mitarbeiter des Bundesamtes der Schweizer Polizei folgendes: „Ein weiteres psychologisches Minenfeld ist die Frage der Fehlertoleranz bei der Polizei. Überregulierung sorgt auch innerhalb der Polizei nicht für Ordnung, sondern für Unordnung. Fehler und Verstöße werden durch zu hohe Regelungsdichte geradezu provoziert. So hat man immer genügend Strafgründe zur Hand und kann Fehler guten Gewissens ahnden – und damit die Hochmotivierten vor den Kopf stoßen. Der Volksmund kennt das Wort „Aus Fehlern soll man lernen“. Doch wie werden Fehler bei der Polizei als Lernmöglichkeiten genutzt? Paragrafen und Vorschriften scheinen den Rahmen sehr eng zu stecken. Viele verlieren alleine schon deswegen den Mut, Fehler überhaupt zuzugeben und darüber zu sprechen, sie zu „nutzen“. Wie soll das denn auch geschehen, wenn man gehänselt, lächerlich gemacht oder bestraft wird, wenn etwas schief läuft. Dabei lernen wir doch gerade dann am meisten und am schnellsten, wenn wir Fehler machen, wenn wir den Spannungsbogen zwischen richtig und falsch überblicken und unsere künftigen Handlungen demgemäß einteilen und beurteilen können. Sinnvolle Fehlerkultur bedeutet, dass wir den Sinn gemachter Fehler erkennen und als Lernpotential nutzen. „Fehler eröffnen neue Möglichkeiten zur Verwirklichung von Sinn“ (Christian R. Buschan, Polizei- und Logotherapie – ein innovatives Paar. In: Clemens Lorei (Hrsg.), Polizei und Psychologie, Frankfurt 2003, S. 187 ff, S. 192).