Nr. 68, Oktober 2004
 
4) Kriminelle Karrieren, die anhand von Gerichtsdaten rekonstuiert wurden, unterscheiden sich von solchen, die anhand von selbstberichteter Kriminalität nachgezeichnet wurden
Das meiste Wissen über Delinquenz-Karrieren stammt aus amtlichen Registern. Die Studie Aufsatz vergleicht Schlussfolgerungen über Delinquenz-Karrieren aus Überweisungsdokumenten an Gerichte (court referrals) mit solchen, denen Dokumente selbst berichteter Kriminalität zugrunde lagen. Die analysierten Daten stammen aus dem „Seattle Social Development Project“, einem Längsschnittsurvey mit 808 Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren. Die Häufigkeit der Straffälligkeit nimmt im Alter von 12-13 Jahren stark zu, wahrscheinlich auf Grund des Widerwillens der Jugendgerichtsbarkeit in den USA, sich mit sehr jungen Straffälligen zu befassen. Die individuelle Häufigkeit, straffällig zu werden, nimmt laut der „Selbstberichte“ (self-reports) mit dem Lebensalter zu, während sie in den Gerichtsüberweisungen eher gleich bleibend war. Ein junges Eintrittsalter in die Kriminalität lässt auf Basis beider Datenquellen die Vorhersage einer große Zahl von Straftaten zu. Ein Grund dafür könnte sein, dass sehr junge Straffällige, die an die Gerichte überwiesen wurden, eine Gruppe von Personen mit besonders extremen Merkmalen darstellen. Im Ergebnis erbringt die auf „Selbstberichten“ basierende Forschung zu Kriminalitätskarrieren andere Schlussfolgerungen als jene, die auf amtlichen Daten basiert. Quelle: David P. Farrington, Darrick Jolliffe, J. David Hawkins, Richard F. Catalano, Karl G. Hill, and Rick Kosterman: "Comparing Delinquency Careers in Court Records and Self-Reports," In: Criminology, Vol. 41 (3), August 2003, pp. 933-958.