Nr. 77, Juli 2005
 
11) Polizeigewalt – Empirische Studie aus den USA
Die Anwendung von Gewalt durch Polizeibeamte ist in fast allen Ländern ein außerordentlich seltenes und außergewöhnliches Ereignis – ebenso die Anwendung von Gewalt gegen Polizeibeamte. Zwar sind die meisten der Kontakte zwischen Polizeibeamten und Bürgern gewaltfrei, aber diejenigen Kontakte, die mit Gewaltanwendung enden (gleich von welcher Seite) sind häufig Anlass für Diskussionen und spätere Ermittlungs- und ggf. auch Strafverfahren. In einem jüngst erschienen Buch gehen zwei bekannte amerikanische Polizeiforscher der Frage nach, wie sich Polizeigewalt entwickelt. Zu Beginn des Buches stellen die Autoren die internationale Polizeiforschung zum Thema Gewaltanwendung durch Polizeibeamte vor, bevor sie Ergebnisse ihrer eigenen empirischen Studie vorstellen. Um verschiedene Polizeibezirke zu vergleichen, die sie untersucht haben, führen sie als Messfaktor für die Gewaltanwendung den sog. „Force Factor“ (Gewaltfaktor) ein, der die relative Anwendung von Gewalt im Vergleich zu dem Widerstand oder der Gewaltanwendung, die von der Gegenseite ausgeht, darstellen soll. Das Buch beschäftigt sich auch mit dem Ablauf von polizeilichen Gewalthandlungen, und zwar dabei insbesondere aus der Sicht des Verdächtigen. Die Theorie, die bei der Analyse zugrunde gelegt wird, wird von den Autoren als „Authority Maintenance Theory“ bezeichnet, damit meinen die Autoren eine Theorie, wonach polizeiliches Handeln vor allem an der Aufrechterhaltung von Autorität orientiert ist. Ein wichtiges und ein lesenswertes Buch! Quelle: Geoffrey P. Alpert and Roger G. Dunham: Understanding Police Use Of Force. Officers, Suspects, and Reciprocity. Cambridge University Press 2004, Paperback ISBN 0 521 54675 3, 15,99 £ bzw. 22,99 $, gebunden ISBN 0 521 83773 1, 40 £ bzw. 65 $. Eine ausführliche Besprechung des Buches findet sich im Online-Bereich des Polizei-Newsletter unter http://www.polizei-newsletter.de/books_german.php