Nr. 79, Oktober 2005
 
9) Die dunkle Seite von “Gemeinschaft”: Kriminalität in dörflichen Gemeinschaften
Gleich zwei Studien beschäftigen sich mit der Kriminalität in ländlichen Gebieten und der Frage, ob die niedrigere Kriminalitätsrate dort eine Tatsache ist oder ob es sich hier um ein Konstrukt handelt. Interessanter Weise benutzt der Beitrag, der in englischer Sprache erschienen ist, den Begriff „Gemeinschaft“ im deutschen Original, um darauf hinzuweisen, dass in der Wissenschaft darüber diskutiert wird, dass diese „Gemeinschaft“ kriminalitätspräventiv wirken würde. Im Ergebnis zeigen diese beiden Beiträge, dass dörfliche Gemeinschaften informelle soziale Normen haben, nachdem bestimmte Straftaten toleriert werden und die Anzeige anderer Straftaten oder Nichtanzeige quasi informell vorgeschrieben wird. Als Konsequenz daraus leiden viele Opfer im Stillen, andere werden dazu genötigt, sich konform mit der Mehrheit zu verhalten und eine Anzeige gegen jemanden aus der eigenen „Gemeinschaft“ nicht zu erstatten. Andere Opfer wiederum werden so eingeschätzt, dass sie ihr Opferwerden „verdient“ haben. Diese Feststellungen beziehen sich nicht nur auf Eigentumsstraftaten, sondern auch auf andere Straftaten, z.B. auch auf Sexualstraftaten. Quelle: Barclay, E., Donnermeyer, J. E., & Jobes, P. C. (2004). The dark side of Gemeinschaft: Criminality within rural communities. Crime Prevention and Community Safety: An International Journal, 6(3), 7-22.