Nr. 80, November 2005
 
2) Medien und Kriminalität
Mit der immer wiederkehrenden Frage, ob und in welcher Form Medien die Kriminalität beeinflussen, beschäftigen sich zwei empirische Beiträge. Im ersten wurden insgesamt 480 Bürger in Washington befragt. Insgesamt zeigte sich, dass die Medien eine wichtige Rolle in Bezug auf die Einstellungen und die Verbrechensfurcht spielen. Dabei zeigen diejenigen, die ihren lokalen Fernsehsender als wichtigste Nachrichtenquelle angeben, die höchste Verbrechensfurcht im Vergleich zu denjenigen, die Tageszeitungen, nationale Fernsehangebote oder andere Medien angeben. Allerdings zeigt die Studie auch, dass Medien unterschiedliche Wirkungen haben und dass diese Wirkungen ganz entscheidend von der sozialen Struktur der betreffenden Personen abhängen. Hinzu kommt, dass dann die Medien besonders hohe Wirkungen haben, wenn ihre Botschaft mit den Erfahrungen und Lebensbedingungen der Mediennutzer übereinstimmt. Quelle: Weitzer, R., & Kubrin, C. E. (2004). Breaking news: How local TV news and real-world conditions affect fear of crime. Justice Quarterly, 21(3), 497-520. Mit der Frage, ob Gewaltdarstellungen im Fernsehen, im Film, in Videospielen und in der Musik Gewalt hervorrufen, beschäftigt sich ein anderer Artikel. Insgesamt wird festgestellt, dass sich ein solcher Effekt in vielen Studien gezeigt hat, wobei sich der Effekt vor allem für eher leichtere Formen der Aggression nachweisen lässt. Insbesondere spielt der Medienkonsum in früher Kindheit hier eine wichtige Rolle und vor allem dann, wenn er mit eigenen Gewalterfahrungen in der Familie verbunden ist. Aber auch hier spielen wieder die sozialen und sozialstrukturellen Umweltbedingungen eine nicht unerhebliche Rolle. Der Artikel zeigt auch, dass Maßnahmen von Eltern, die versuchen, diesem Effekt entgegenzusteuern, durchaus erfolgreich sein können. Quelle: Anderson, C. A., Berkowitz, L., Donnerstein, E., et al. (2003). The influence of media violence on youth. Psychological Science in the Public Interest, 4(3), 81-100.