Nr. 82, Januar 2006
 
8) Gewalttaten aus der Sicht der Hirnforschung
Vor dem Hintergrund neuerer Erkenntnisse zu den hirnbiologischen Korrelaten emotionaler Prozesse, die auf der Interaktion zwischen Assoziationskortex, limbischem System und Hirn­stamm beruhen, wird die zentrale Bedeutung des Mandelkerns und tiefer Zwischenhirnstrukturen für die Steuerung von Angst und Aggression hervorgehoben. Es werden Befunde von Veränderungen der Hirnstruktur und Funktion bei Gewalttätern skizziert, die durch bildge­bende und neuropathologische Studien erhoben wurden - mit Darstellung einiger prominenter Beispiele. Abschließend wird die Beeinflussbarkeit der Hirnbiologie durch biografische und psychosoziale Einflüsse dargestellt und das multidimensionale Bedingungsgefüge von Gewalt­taten, in das neben hirnpathologischen Teilkomponenten auch genetische Faktoren und die aktuelle soziale Konstellation eingehen, erörtert. Quelle: B. Bogerts, Gewalttaten aus der Sicht der Gehirnforschung. In: Werkstattschriften Forensische Psychiatrie und Psychotherapie 2004, S. 5-21