Nr. 100, September 2007
 
6) Ethik und Effizienz in der Polizeiausbildung
Diese ethnologische Studie liefert Details über die Form, den Inhalt und weiter gefasste Anwendungen eines einführenden Ethik-Kurses an einer US-amerikanischen Polizeiakademie. Die Erfahrung entwickelt sich nach einem militärischen Basistraining, das die Wichtigkeit von Gehorsam gegenüber Autorität betont, und dem daraus resultierenden Scham-und-Ehre-Denken, das der Kern der Polizei-Sozialisation ist. Die Klasse von 70 Berufsanfängern wurde in 4 Untergruppen eingeteilt, um ein Kleingruppentraining in bestimmten Bereichen wie Selbstverteidigung, Waffen und Erste Hilfe zu vereinfachen. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass selbst im besten Fall das Ethik-Training das Berufsbild der neu Hinzukommenden (nur) unterdrückt. Trotz der besten Absichten entwickelt sich (wieder) ein traditionelles Modell der Polizei als Rechtsvollzugsorgan innerhalb einer Berufsanfänger-Kohorte, während progressivere Vorstellungen über die Rolle der Polizei (z.B. Aufbau einer gut funktionierenden Nachbarschaft) ignoriert werden. So wird ehrlich ethisches Verhalten durch die Strukturen eingeschüchtert von bühnenreifen Anstrengungen, die kollektive Fiktion des Polizeimandats aufrechtzuerhalten. Quelle: Conti, N., Nolan, J. J., 111 (2005). Policing the platonic cave: Ethics and efficacy in police training, in: Policing and Society 15(2), 166-186.