Nr. 102, November 2007
 
6) Menschen statt Bücher – ein Versuch, Vorurteile abzubauen
In der Bibliothek in Malmö kann man neben Büchern auch Menschen ausleihen. Ausleihfrist: eine Dreiviertelstunde. Die Stadtbibliothek von Malmö verleiht ein paar Mal im Jahr "lebende Bücher": Menschen, die einer Minderheit angehören. "Rede nicht über dein Vorurteil, sondern triff es - und werde es dadurch los", lautet der Slogan der Aktion. In Malmö ist jeder vierte Einwohner Ausländer und es gibt Stadtteile, in denen kaum ein Schwede lebt. Gettobildung ist die Folge: mangelnde Sprachkenntnisse, Arbeitslosigkeit, eine hohe Kriminalitätsrate und das Gefühl sozialer Isolation. Entsprechend groß sind die Vorurteile gegenüber den jeweils anderen Gruppen. Die Idee: Menschen zusammenbringen, die sich im täglichen Leben nicht begegnen. Leute finden, die bei der Aktion mitmachen wollten, war leichter als gedacht. Für manche begehrte "Ausleihobjekte" gibt es sogar Wartelisten. Besonders gefragt: der Imam und die muslimische Frau. Sonst noch im Angebot: Eine Lesbe, ein Transvestit, ein Behinderter, eine Obdachlose, ein Tierrechtsaktivist, eine Feministin, ein Farbiger, einen Roma, einen Sinto, einen Exstrafgefangenen, einen Dänen. Quelle: taz 30.6.2007, S. 14