Nr. 103, Dezember 2007
 
7) Langzeitstudie in der Kinderpsychologie und Entwicklungsforschung
In Kriminologie und Polizeiwissenschaft sind Langzeituntersuchungen von zunehmender Bedeutung. Querschnittuntersuchungen bilden den Ist-Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt ab; Längsschnittstudien blicken auf Zeitreihen und die Entwicklungen von Menschen oder Prozessen. In einer früheren Rezension berichtete ich von Langzeitstudien über Täter, kriminelle Karrieren und Ausstiege (http://www.polizei-newsletter.de/books_german.php). Das Buch „The Development of the Person“ berichtet über eine gänzlich andere prospektive Langzeitstudie, die nicht forensisch ausgerichtet ist. Die Minnesota-Studie wurde von vier ausgewiesenen Fachleuten durchgeführt, dürfte aber auch für kriminologisch und polizeiwissenschaftlich Interessierte spannend sein. Das Team um Alan Sroufe begleitet seit Mitte der siebziger Jahre die Entwicklung von 180 Kindern aus Armutsfamilien. Ziel der Studie ist, menschliche Entwicklungsprozesse generell besser zu verstehen. Breiter angelegt als frühere psychologische Untersuchungen wurden individuelle Faktoren bei Kindern, das Verhalten und die Einstellungen der Bezugspersonen und schließlich das soziale Umfeld in ihrem Zusammenspiel analysiert. Die Autoren verbanden vorliegende Forschungen zu Risikofaktoren mit einer dynamischen, nichtlinearen Sicht auf menschliches Verhalten in seiner Entwicklung. Eine ausführliche Besprechung des Buches durch Michael Stiels-Glenn findet sich im Buchbesprechungsteil des Polizei-Newsletter unter http://www.polizei-newsletter.de/books_german.php). Sroufe A; Egeland B; Carlson E.A.; Collins, A (2005) The Development of the Person. The Minnesota Study of Risk and Adaption from Birth to Adulthood, The Guilford Press, New York-London. 384 Seiten, 35,50 €, ISBN: 1-59385-158-8.