Nr. 107, April 2008
 
16) Kriminologie und wissensbasierte Kriminalpolitik
Der umfangreiche Band enthält insgesamt 35 Beiträge und zusätzlich ein Vorwort, eine Einführung – und diverse Grußworte für die Jahrestagung der wissenschaftliche Vereini-gung deutscher, österreichischer und schweizerischer Kriminologen, die vom 29.9. bis zum 1.10.2005 in Nürnberg unter dem Generalthema "Kriminologie und wissensbasierte Kriminalpolitik: Entwicklungs- und Evaluationsforschung" stattfand. Die (wie üblich bei solchen Sammelbänden) qualitativ unterschiedlichen Beiträge befassen sich mit Fragen wie: Wodurch kann der Kriminalität frühzeitig vorgebeugt werden? Wie wirksam sind die Maßnahmen bei jugendlichen Straftätern? Ist die Behandlung von Sexualstraftätern effektiv? Wie zuverlässig kann man die Rückfallgefahr von Gewalttätern vorhersagen? Was bewährt sich in der Drogenpolitik? Reduziert die Videoüberwachung tatsächlich die Kriminalität? Wie kann der Gewalt an Schulen begegnet werden? Wie wirkt sich der Medienkonsum auf junge Menschen aus? Wodurch kann der häuslichen Gewalt vorgebeugt werden? Insgesamt wollen die Herausgeber zeigen, dass die Kriminologie dazu beitragen kann, die Politik und Praxis der Prävention von Kriminalität zu verbessern. Dies ist ihnen im Prinzip auch gelungen. Wenn sie zudem auch Beiträge zur Frage aufgenommen hätten, ob dies in der Realität tatsächlich geschieht und wenn nein, warum nicht, wäre der Band sicherlich noch spannender geworden. Der Umsetzung kriminologischer Erkenntnisse in die Praxis ist leider kein eigenes Kapitel gewidmet, auch wenn dies hier und da am Rande angesprochen wird. So stellt der Band eine solide Bestandsaufnahme aktuellen kriminologischen Wissens im Bereich der Entwicklungs- und Evaluationsforschung dar. Allein: Dem Nicht-Insider macht es schon die Fülle der Beiträge, aber auch die Darstellung einzelner Autoren schwer zu erkennen, was wichtig(er) ist. Kriminologie und wissensbasierte Kriminalpolitik. Entwicklungs- und Evaluationsforschung. Herausgegeben von Friedrich Lösel, Doris Bender und Jörg-Martin-Jehle. ISBN 978-3-936999-33-4, 688 Seiten, € 35.-. Die ausführliche Besprechung von Thomas Feltes findet sich im Buchbesprechungsteil des Polizei-Newsletter http://www.polizei-newsletter.de/books_german.php