Nr. 127, Februar 2010
 
1) Gewalt durch und gegen Polizeibeamte
Als einen dialogischen Prozess und eine Eskalationsspirale versteht Amnesty Inter-national sowohl Gewalt „durch“ als auch „gegen“ Polizeibeamte. Im Gegensatz zu Untersuchungen von Gewalthandlungen gegenüber der Polizei existieren ausführliche empirische Untersuchungen des umgekehrten Phänomens bislang nicht. Auf Widerspruch stieß zuletzt der Fragebogen einer geplanten Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) zur Gewalt im polizeilichen Kontext. Dort wurde etwa nach persönlichen Gewalterfahrungen der Polizeibeamten im Kindesalter gefragt, ein Umstand, der nach psychologischen Erkenntnissen einen Prädiktor für eigenes gewalttätiges Verhalten im Erwachsenenalter darstellen kann. Politik und Gewerkschaft stellten sich gegen eine derartige „Persönlichkeitsausforschung“ (NRW-Innenminister Wolf), die „schwere Ansehensschädigungen der Polizei“ (DPolG) hervorrufen könne. Das KFN lenkte ein, die Befragung wird nun nicht darauf eingehen, wie hoch der polizeiliche Anteil an gewalttätigen Auseinandersetzungen ausfällt, obwohl Körperverletzungsdelikte durch Polizeibeamte immer wieder für Aufmerksamkeit in den Medien sorgen. Der Spiegel etwa berichtet über exzessive Gewaltanwendung gegen einen Betrunkenen, die zu einer Querschnitslähmung führte, die taz schreibt über die rechtswidrige Gewaltanwendung gegenüber einem Jugendlichen während einer Streifenfahrt. Quellen: Sektionsgruppe Polizei bei Amnesty International (Dank an MH); Gewalt gegen Polizei nimmt zu, FAZ vom 24.11.2009; http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,627366,00.html und http://www.taz.de/nc/regional/nord/nord-aktuell/artikel/1/junge-polizistin-packt-aus