Nr. 184, April 2015
 
13) Stört der Einbrecher auch den Nachbarn?: Nebeneffekte auf individuelles Wohlergehen durch Verbrechen
Durch Verbrechen verursachte indirekte psychologische Auswirkungen tragen wahrscheinlich wesentlich, über die finanziellen Kosten der direkten Viktimisierung hinaus, zu den Gesamtkosten eines Verbrechens bei. Anhand detaillierter Kriminalstatistiken für ganz Deutschland, die mit Daten zu dem individuellen psychischen Gesundheitszustand vom deutschen Sozio-oekonomischen Panel verknüpft werden, untersuchen wir, ob die örtliche Kriminalitätsrate die psychische Gesundheit der Anwohner beeinträchtigt. Wir schätzen, dass ein Anstieg der örtlichen Kriminalitätsrate um eine Standardabweichung das individuelle psychische Wohlergehen der Anwohner um durchschnittlich ein Prozent wesentlich reduziert. Bei Eigentumsdelikten und Gesamtkriminalitätsraten fallen die Auswirkungen kleiner aus. In die Ergebnisse wurde Migration nicht miteinbezogen, auch gelten sie nicht ausschließlich für Ballungsräume, sondern entstanden eher in weniger dicht bevölkerten Gegenden. Im Gegensatz zu vorhandener Literatur zu Verbrechensanfälligkeit kommen wir zu dem Schluss, dass Männer, höher Gebildete und Alleinstehende stärker auf Veränderungen in der Gewaltverbrechensrate in ihren Stadtvierteln reagieren. Eine mögliche Erklärung hierfür wäre, dass diejenigen, die mehr Angst vor Verbrechen haben, bessere Umgangsstrategien entwickelt haben und dadurch weniger auf Veränderungen der Kriminalitätsrate reagieren. Quelle: SOEP papers 737, 2015 http://www.diw.de/sixcms/detail.php?id=diw_01.c.497926.de