Polizei : Newsletter Nr. 144, September 2011

 1)   Polizeigewerkschaften fordern Entlassung von Professor der Hochschule der Polizei in Hamburg
 2)   Polizei in NRW prüft die Ausweitung der Nutzung von Facebook
 3)   Pilotprojekt zur elektronischen Fußfessel bei der Polizei in Bayern
 4)   Körperscanner am Flughafen versagt im Praxistest
 5)   Autodiebstahl aus Sicht der Opfer und der Täter
 6)   Online-Publikation zum Thema Fingerabdrücke
 7)   Polizeiarbeit und religiöse Besonderheiten
 8)   Initiative für Schlichtung und Mediation im Vereinigten Königreich
 9)   Schusswaffen in Kanada
10)  Kinder und Jugendliche in geschlossenen Einrichtungen im Vereinigten Königreich
11)  Multimediaangebot auf der Website des National Institute of Justice
12)  Kriminologische Studiengänge weltweit
13)  Veranstaltungshinweis: Organisation und Experten des Notfalls
14)  Rezensionen
15)  Stellenausschreibung
 
1) Polizeigewerkschaften fordern Entlassung von Professor der Hochschule der Polizei in Hamburg
Der Kriminologe und Polizeiwissenschaftler Rafael Behr hat für seine polizeikritischen Äußerungen nun selbst heftige Kritik geerntet. In einem Zeitungsinterview hatte Behr, der Professor an der Hochschule der Polizei in Hamburg ist, darauf verwiesen, dass „jammern [...] bei der Polizei Tradition“ habe. Darüber hinaus bezeichnete er die Haltung der Polizei, sich häufig als Opfer darzustellen als unprofessionell. Der Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) Joachim Lenders forderte daraufhin die Entlassung von Rafael Behr. Die Inhalte und Erkenntnisse, die Behr vorgetragen hatte, sind jedoch überwiegend in der Polizeiwissenschaft anerkannt und zutreffend. Weitere Informationen finden sich im Internet: http://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/article2002956/Gewerkschaften-Polizeikritiker-entlassen.html
 
 
2) Polizei in NRW prüft die Ausweitung der Nutzung von Facebook
Die Polizei in Nordrhein-Westfalen prüft den Betrieb eines Facebook-Accounts. Die Beamten erhoffen sich mit Hilfe von „Fans“ mehr Fahndungserfolge im Internet zu erzielen. Bisher nutze die Polizei in NRW soziale Medien im Internet eher passiv. So wurden bspw. Beweisfotos von Verkehrssündern mit Bildern in sozialen Netzwerken abgeglichen. Die nun geplante aktive Nutzung von sozialen Netzwerken zu Ermittlungszwecken ist bei Datenschützern jedoch stark umstritten. Quelle und weitere Informationen finden sich im Internet: http://www.derwesten.de/nachrichten/NRW-Polizei-prueft-Fahndung-auf-Facebook-id4951845.html
 
 
3) Pilotprojekt zur elektronischen Fußfessel bei der Polizei in Bayern
Die Polizei in Bayern testet ab September die Technik und Funktionsweise von elektronischen Fußfesseln. Zehn Polizisten und Justizangestellte aus München werden dabei ab September elektronische Fußfesseln testweise tragen. Sollte sich die Technik als zuverlässig erweisen, werden die Fußfesseln ab 2012 auch an Tätern erprobt. Bis Ende des Jahres müssen bayerische Gerichte noch 30 Fälle von nachträglich angeordneter Sicherungsverwahrung prüfen. Die elektronische Fußfessel könnte dabei die Aufenthaltsüberwachung von entlassenen Straftätern erleichtern, die auch „nach ihrer Haftentlassung als gefährlich gelten.“ Quelle und weitere Informationen: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/ueberwachung-gefaehrlicher-straftaeter-polizisten-testen-elektronische-fussfesseln-1.1123244
 
 
4) Körperscanner am Flughafen versagt im Praxistest
Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung haben die beiden Körperscanner, die am Flughafen Hamburg getestet wurden, den Praxistest nicht bestanden. Im Probebetrieb waren bei ca. 70% der Passagiere Nachkontrollen erforderlich. Bei den klassischen Kontrollen (mittels magnetischer Torsonden) sind in 50% der Fälle Nachkontrollen erforderlich. Durch die höhere Alarmquote wurden die „Passagierkontrollen durch den Körperscanner nicht beschleunigt, sondern verzögert.“ Quelle und weitere Informationen finden sich im Internet: http://www.sueddeutsche.de/reise/nach-praxistest-am-hamburger-flughafen-gewerkschaft-der-polizei-fordert-verzicht-auf-koerperscanner-1.1126921
 
 
5) Autodiebstahl aus Sicht der Opfer und der Täter
Eine Untersuchung der technischen Universität Chemnitz widmet sich dem Thema Autodiebstahl. Im Zentrum der Untersuchung, die als Dissertation im Fach Psychologie angenommen wurde, stehen insbesondere „die Beziehungen zwischen Autofahrern und -dieben“. Durch eine Befragung von 2000 Autofahrern konnte dabei unter anderem gezeigt werden, dass sich Autofahrer, in Zusammenhang mit einem Autodiebstahl häufig vor einem tätlichen Angriff fürchten. „Der finanzielle Schaden durch einen Autodiebstahl ist für sie zweitrangig.“ Autodiebe lassen sich nach der Untersuchung allenfalls durch einen geminderten Gewinn abschrecken. Die Studie steht im Volltext zum kostenlosen Download bereit: http://www.qucosa.de/fileadmin/data/qucosa/documents/7058/Dissertationsschrift__Tuchscheerer_Veroeffentlichung_ncp.pdf
 
 
6) Online-Publikation zum Thema Fingerabdrücke
Das US-amerikanische Office of Justice Programs hat ein Handbuch zum Thema Fingerabdrücke veröffentlicht. Das Dokument, das im Internet kostenlos heruntergeladen werden kann, enthält zahlreiche nützliche Hinweise zur Aufnahme und Identifikation von Fingerabdrücken: "https://www.ncjrs.gov/pdffiles1/nij/225320.pdf
 
 
7) Polizeiarbeit und religiöse Besonderheiten
Eine Untersuchung von Alistair McFadyen und Melanie Prideaux konnte belegen, dass es für die Polizeiarbeit von großem Nutzen ist, wenn die Beamten mit den religiösen Besonderheiten von Opfern, Zeugen und Tätern bekannt sind. Die Studie thematisiert auch die allgemeine Bedeutung von Religion für das Community Policing. Der komplette Beitrag steht im Internet zum kostenlosen Download bereit: http://www.leeds.ac.uk/arts/downloads/file/804/effective_community_policing
 
 
8) Initiative für Schlichtung und Mediation im Vereinigten Königreich
Die Regierung im Vereinigten Königreich hat eine Initiative auf den Weg gebracht die dazu anhält von gerichtlichen Prozessen abzusehen, solange bei Streitigkeiten nicht die Mittel der Mediation und Schlichtung ausgeschöpft wurden. Durch die Initiative sollen die Gerichte entlastet und Kosten gespart werden. Das britische Justizministerium schätzt, dass durch Mediation und Schlichtung in den letzten zehn Jahren bis zu 360 Millionen Pfund gespart werden konnten. Quelle und weitere Informationen: http://www.justice.gov.uk/news/press-releases/moj/moj-newsrelease230611a.htm
 
 
9) Schusswaffen in Kanada
Auf der Homepage der kanadischen Zeitschrift Montreal Gazette werden interaktive Grafiken und interessant aufgearbeitete Informationen zum Thema „Kriminalität und Schusswaffen“ in Kanada bereitgestellt. Den Daten kann entnommen werden, dass die Registrierung von Schusswaffen die Besitzer letztlich nicht davon abhält mit ihren Waffen Straftaten zu begehen. Die Grafiken finden Sie im Internet unter: http://www.montrealgazette.com/news/gun-crimes/index.html
 
 
10) Kinder und Jugendliche in geschlossenen Einrichtungen im Vereinigten Königreich
Das Youth Justice Board (YJB) hat Statistiken zur Unterbringung von Minderjährigen in Gefängnissen und anderen geschlossenen Einrichtungen veröffentlicht. Aus den Daten geht hervor, dass die Anzahl minderjähriger Inhaftierter im Vereinigten Königreich seit 2002 rückläufig ist. Neben den Zahlen stellt das YJB auch einige Grafiken zur Verfügung. Die Daten und Schaubilder sind (im Excel-Format) im Internet verfügbar: http://www.justice.gov.uk/publications/statistics-and-data/youth-justice/custody-data.htm
 
 
11) Multimediaangebot auf der Website des National Institute of Justice
Das US-amerikanische National Institute of Justice (NIJ) betreibt eine Homepage, auf der zahlreiche Multimedia-Beiträge bereitgestellt werden. In Videos, Podcasts und interaktiven Grafiken werden dabei verschiedene Themen aus den Bereichen Kriminaltaktik und Kriminalstrategie behandelt. Das kostenlose Angebot in englischer Sprache ist unter folgender URL erreichbar: http://www.nij.gov/multimedia/welcome.htm
 
 
12) Kriminologische Studiengänge weltweit
Auf der Website http://www.criminology-programs.org/ findet sich eine Aufstellung zahlreicher kriminologischer Studiengänge. Die Website wird von der Internationalen Gesellschaft für Kriminologie betrieben und berücksichtigt Studiengängen auf der ganzen Welt. Über die interaktive Suchfunktion lässt sich die Auswahl der Studiengänge, z.B. nach der Sprache des Angebotes, einschränken.
 
 
13) Veranstaltungshinweis: Organisation und Experten des Notfalls
Vom 29. – 30. September 2011 richtet das Institut für Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg eine Tagung im Rahmen des Projektes SOGRO (Sofortrettung bei Großunfall) aus. Die Veranstaltung soll Experten und Institutionen zusammenbringen, die im Bereich der Notfallverhütung und Notfallbekämpfung tätig sind. Dabei sollen insbesondere die sozialwissenschaftlichen Perspektiven behandelt werden. Weitere Informationen finden sich auf der Website des Instituts für Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität: http://portal.uni-freiburg.de/soziologie/Forschung/Tagungen/Notfall
 
 
14) Rezensionen
Unter der Rubrik Buchbesprechungen sind auf der Website des Polizei-Newsletters (http://polizei-newsletter.de/books_german.php) folgende neue Rezensionen zu finden: Michael Stiels-Glenn stellt das Buch von Gerhard Schulze „Krisen. Das Alarmdilemma“ vor. Dabei handelt es sich um einen Beitrag, der sich kritisch mit den aktuellen Krisendiskursen beschäftigt. Darüber hinaus rezensiert Thomas Feltes die aktuelle Auflage des von Dieter Dölling, Gunnar Duttge und Dieter Rössner herausgegebenen Kommentares für das gesamte Strafrecht. Frank Stolt stellt Eric Armes „Verhütung vorsätzlicher Brandstiftung im Wohnbau durch Prävention“ vor.
 
 
15) Stellenausschreibung
Am Deutschen Jugendinstitut e.V. ist eine Stelle als wissenschaftlicher Referent (m/w) zu besetzen. Die Stelle ist in der Abteilung "Jugend und Jugendhilfe" angesiedelt. Bewerbungsschluss ist der 12.09.2011. Weitere Informationen, insbesondere zum Profil und zum Ablauf des Bewerbungsverfahrens, finden sich im Internet: http://polizei-newsletter.de/documents/2011_Stellenausschreibung_DJI_2011.pdf