Polizei : Newsletter Nr. 176, Juli 2014

 1)   Überwachen und Spionieren mit Lust
 2)   Wahrscheinlich Mord?
 3)   50 Jahre Haft sind nicht genug
 4)   Sex-Sklaverei höchst profitabel
 5)   Europäischer Drogenreport 2014
 6)   Innovationsforum Zivile Sicherheit
 7)   Bei den Vereinten Nationen in New York
 8)   DFL und DFB gegen Spielmanipulation
 9)   Drogenhauptstädte in Europa
10)  Gesichtskontrolle bei der WM in Brasilien
11)  Georgien kämpft mit Reform der Drogenpolitik
12)  Häusliche Gewalt ist nicht nur männlich
13)  Zufriedenheit und Glück
14)  Ehrenmorde in Österreich
15)  EU beobachtet brasilianische Stadien mit Satelliten
16)  Bewerbung für den Masterstudiengang „Kriminologie und Polizeiwissenschaft“
17)  Soziologiekongress 2014
 
1) Überwachen und Spionieren mit Lust
Das Ausmaß des NSA-Skandals ist nicht im Ansatz ins kollektive Bewusstsein gerückt – sagt der ZEIT-Redakteur und Literaturwissenschaftler Adam Soboczynski in seinem Hintergrundartikel in der ZEIT vom 8. Mai 2014. http://www.zeit.de/2014/20/nsa-google-ueberwachung Ergänzend siehe: https://www.eff.org/deeplinks/2014/05/how-nsa-transforming-law-enforcement und http://www.zeit.de/politik/2014-05/gespraech-glenn-greenwald.
 
 
2) Wahrscheinlich Mord?
Das Buch, das sich mit Wahrscheinlichkeitsberechnungen in Strafverfahren und Prozessen beschäftigt, wurde am 12. Mai 2014 in der Sendung „Nano“ (3Sat) vorgestellt (u.a. mit einem Interview mit Thomas Feltes). Verfügbar unter ist die Sendung unter http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/1025148#/beitrag/video/2152854/nano-vom-12-Mai-2014 (Beitrag beginnt ab Minute 19:40). Coralie Colmez, Leila Schneps: Wahrscheinlich Mord. Mathematik im Zeugenstand. Hanser München 2013.
 
 
3) 50 Jahre Haft sind nicht genug
Forum Strafvollzug weist auf das Schicksal des „dienstältesten“ Häftlings in Deutschland hin (Heft 2/2014, S. 75). Der im 1963 wegen Mordes zu lebenslanger Freiheitsstrafe Verurteilte muss auch nach 50 Jahren in Haft bleiben, da von dem 77-Jährigen weiterhin die Gefahr schwerer Gewaltdelikte ausgehe. Zudem sei zu erwarten, dass er nach der Entlassung „weiterhin in kriminellen Subkulturen verharre“. Über den Inhaftierten hat die taz bereits im Juli 2012 ausführlich berichtet. Die nach wie vor aktuelle und lesenswerte Reportage schildert eindrucksvoll, wie sich ein halbes Jahrhundert Freiheitsentzug auf einen Menschen auswirken. Sie ist online abrufbar unter http://www.taz.de/!96971/
 
 
4) Sex-Sklaverei höchst profitabel
Sex-Sklaverei ist in vielen Ländern der Erde gang und gäbe und die am höchsten profitable Form erzwungener Arbeit. Zwei Drittel aller Profite der heutigen erzwungenen Arbeit werden hier gemacht, teilt die UN International Labour Organisation (UNILO) mit. Wobei der Profit pro Opfer am höchsten in den hochentwickelten Ländern ist. Nach ILO-Rechnung gibt es heute rund 20,9 Millionen moderner Sklaven weltweit, darunter viereinhalb Millionen Opfer sexueller erzwungener Arbeit. Die anderen werden gezwungen, in Bereichen wie Landwirtschaft, im Baugewerbe, Hausarbeit, Fabrikarbeit, in Minen und Gebrauchsarbeit zu arbeiten. Siehe http://www.spiegel.de/wirtschaft/zwangsarbeit-und-sexuelle-ausbeutung-a-970372.html. Zur Studie selbst siehe: http://www.ilo.org/global/about-the-ilo/newsroom/news/WCMS_243201/lang--en/index.htm
 
 
5) Europäischer Drogenreport 2014
Gerade wurde der European Drug Report 2014 vom European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction veröffentlicht, er informiert über Trends im Drogengebrauch und über Drogenpolitik in Europa. Hier kann der Report, auch auf Deutsch, heruntergeladen werden: http://www.emcdda.europa.eu/publications/edr/trends-developments/2014
 
 
6) Innovationsforum Zivile Sicherheit
Beim Innovationsforum „Zivile Sicherheit“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurden aktuelle Projekte aus dem Bereich der Sicherheitsforschung vorgestellt und verschiedenste Aspekte diskutiert. Unter http://www.sifo-innovationsforum.de finden sich viele der Präsentationen.
 
 
7) Bei den Vereinten Nationen in New York
Stefan Schwarz, Polizeibeamter in NRW und Dozent im internationalen Masterstudiengang Criminal Justice, Governance and Police Science, s. www.macrimgov.eu, lebt seit gut einem Jahr in New York und arbeitet dort für die UN beim Department of Peacekeeping Operations (DPKO). Einen ersten Erfahrungsbericht hat er jetzt für die Website der Polizei NRW erstellt: http://www.polizei-nrw.de/auslandseinsaetze/artikel__8763.html
 
 
8) DFL und DFB gegen Spielmanipulation
Aktuell wird diskutiert, ob ein (neuer) Straftatbestand geschaffen werden soll, der die Manipulation von Fußballspielen (aber auch von anderen Sportveranstaltungen) unter Strafe stellt. Dabei ist strittig, ob die "Integrität des Sports" ein durch das Strafrecht zu schützendes Rechtsgut darstellt. Hintergrund sind u.a. Wettbetrügereien im In- und Ausland. Ein Fall beschäftigt noch immer das Landgericht Bochum: http://www.spiegel.de/thema/ante_sapina/. Auf den Vorwurf, die Sportverbände würden von sich aus nicht genug tun, um solche Manipulationen zu verhindern, haben DFB und DFL reagiert und u.a. eine Website zu dem Thema geschaltet, die allerdings inhaltlich eher bescheiden daherkommt: http://www.gemeinsam-gegen-spielmanipulation.de/
 
 
9) Drogenhauptstädte in Europa
In den Schweizer Großstädten wird mehr an Drogen konsumiert als in vielen anderen Metropolen Europas. Das zeigt eine in 42 europäischen Großstädten durchgeführte Abwasserstudie der ETH Zürich. Zu den Ergebnissen siehe http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/Die-DrogenHauptstaedte-Europas/story/10695186
 
 
10) Gesichtskontrolle bei der WM in Brasilien
Siemens war in Brasilien u.a. mit der Ausrüstung von Stadien und ihrer Umgebung mit Sicherheits- und Gebäudetechnik befasst. In Brasilia wurde ein “CCTV-System” installiert, das mit den automatischen Ticketkontrollen in Verbindung stand. Dadurch würde, so Siemens, “bekannten Hooligans” der Zugang verwehrt. Demnach dürften in Brasilien Gesichtserkennungssysteme eingesetzt worden sein, was angeblich bei internationalen Sportereignissen mittlerweile zum Standard gehöre. Die Auflösung sei so hoch, dass sie auf 220 Meter Entfernung Nasenhaare in einem Gesicht erkennbar machen können. Die Eintrittskarte wird bei der Kontrolle einem Gesicht zugeordnet, das dann über die Videoüberwachung jederzeit in der Masse gesucht werden kann. Die dadurch erlangten Bilder können mit entsprechender auch rückwärts gerichtet ausgewertet werden. So kann nachvollzogen werden, wer sich mit wem getroffen hat oder welche Eingänge benutzt wurden. Auch nach bestimmten Merkmalen kann gesucht werden, etwa die Farbe oder der Typ der Kleidung. Quelle: https://netzpolitik.org/2014/wie-funktioniert-eigentlich-stadionsicherheit-das-beispiel-siemens-in-brasilien/
 
 
11) Georgien kämpft mit Reform der Drogenpolitik
Die frühere Sowjetrepublik und heutige Republik Georgien hat in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte in der Demokratisierung gemacht. Aber immer noch ist die offizielle Drogenpolitik zentral auf Verfolgung und Bestrafung fokussiert, wie in vielen anderen früheren Sowjetrepubliken. Im Zuge der Annäherung Georgiens an die Europäische Union könnte sich diese Betrachtungsweise ändern – im Moment wird dies intensiv diskutiert und Georgien könnte zu einem Vorreiter-Land auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion werden. Siehe: http://www.eurasianet.org/node/68434?fb_action_ids=10203498591492765&fb_action_types=og.likes&fb_source=other_multiline&action_object_map=%5B729146680471079%5D&action_type_map=%5B%22og.likes%22%5D&action_ref_map=%5B%5D
 
 
12) Häusliche Gewalt ist nicht nur männlich
Häusliche Gewalt wird vor allem als patriarchal definiert: Der Mann ist der Täter, die Frau das Opfer. Aber Frauen greifen auch Männer an. Ein Projekt in Berlin berät Paare, bei denen beide Partner gleichermaßen Gewalt erleiden und ausüben. Das Pilotprojekt "Jetzt mal anders - Ohne Gewalt klarkommen" ist das bundesweit einzige mit diesem Ansatz. http://www.khsb-berlin.de/forschung/institute/isg/projekte/jetzt-mal-anders/.
 
 
13) Zufriedenheit und Glück
Was macht Zufriedenheit aus? Wie können wir Zufriedenheit beeinflussen? Was machen zufriedene Menschen anders als andere? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigen sich mehrere Überblicksbeiträge in „Psychologie Heute“, in denen auch die aktuellen Forschungsergebnisse zu den Themen dargestellt werden. Auch „Futtern für die Seele“ wird dort behandelt. Quelle: Psychologie Heute, Januar 2014, S. 20-37.
 
 
14) Ehrenmorde in Österreich
In einem Beitrag, der sich mit dem Phänomen und dem Konzept der Ehrenmorde beschäftigt, grenzt Christoph Zehetgruber in seinem Beitrag in der englischsprachigen Zeitschrift der österreichischen Sicherheitsakademie diese Taten u.a. von der Blutfehde und anderen Mordarten ab und stellt die juristische Einordnung der Taten in Österreich vor. Quelle: SIAK-International Edition, 2014, S. 52 ff. Deutschsprachige Version: http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_SIAK/4/2/1/2013/ausgabe_3/files/Zehetgruber_3_2013.pdf
 
 
15) EU beobachtet brasilianische Stadien mit Satelliten
Das Satellitenzentrum der Europäischen Union ist mit der Aufklärung von Sportstätten in Brasilien befasst. Das berichtete das EU-Programm “Copernicus”. http://www.copernicus.eu/pages-secondaires/news/news-detail/?no_cache=1&tx_ttnews[tt_news]=1246 Hintergrund ist die Fußballweltmeisterschaft, für die angeblich Notfallpläne ausgelotet würden. Nach Ende der WM sollen alle Bilder aus Brasilien online gestellt werden. Die EU-Satellitenaufklärung kam bislang vor allem bei EU-Operationen in Bosnien, Nigeria, Mali, Sudan und Somalia zum Einsatz. Auch Polizeimissionen in den Palästinensischen Gebieten und in Georgien wurden unterstützt. https://netzpolitik.org/2014/eu-beobachtet-brasilianische-stadien-mit-satelliten-bilder-bleiben-bis-ende-der-wm-unter-verschluss/
 
 
16) Bewerbung für den Masterstudiengang „Kriminologie und Polizeiwissenschaft“
Interessierte haben bis zum 15. Juli 2014 die Möglichkeit sich online um Studienplätze für den Masterstudiengang „Kriminologie und Polizeiwissenschaft“ an der Ruhr-Universität Bochum zu bewerben. Im Rahmen des Online-Bewerbungstools werden dabei sowohl die wichtigsten Bewerberdaten abgefragt als auch die bewerbungsnotwendigen Dokumente hochgeladen. Angesprochen sind alle, die sich beruflich und/oder akademisch mit Kriminologie und Polizeiwissenschaft auseinandersetzen und einen weiterbildenden Masterabschluss erwägen. Für weitere Information besuchen Sie die Homepage des Masterstudiengangs http://www.makrim.de.
 
 
17) Soziologiekongress 2014
Vom 6.‐10. Oktober 2014 findet in Trier der diesjährige Soziologiekongress statt. Zu der Großveranstaltung sind 650 Vorträge angemeldet. U.a. wird unter dem Thema „Situationen der Gewalt“ ein Panel der Sektion Soziale Probleme und Soziale Kontrolle stattfinden, und zwar am 9.10.2014 von 14.00‐16.45 Uhr. Themen dabei sind u.a. Polizei und Gewalt, Fußball und Gewalt sowie ein Vortrag zu „Gewaltvollen Interaktionen im Arbeitsalltag von Türstehern“. http://kongress2014.soziologie.de/