Polizei : Newsletter Nr. 201, November 2016

 1)   Die Welt in Panik. Wie die Angst vor Migranten geschürt wird
 2)   Wahrgenommene Kriminalitätsentwicklung, Strafbedürfnis und Kriminalitätsfurcht
 3)   Wann ist Polizeiarbeit gerecht?
 4)   Kriminalitätsfurcht, Kulturrassismus, rechte Kriminalpolitik
 5)   Selbstbeherrschung, soziale Konsequenzen und die Einstellung obdachloser Jugendlicher zur Polizei
 6)   Eskalation und Nichteskalation bei Fangewalt im Fußball
 7)   Jugendextremismen und soziale Räume
 8)   Polizieren und die Bedeutung von Trauma
 9)   Keine Auswirkung von Überwachungskameras auf Gewaltverbrechen
10)  Unterhalb des Radars: Reaktion der Polizei auf nichtgewalttätige häusliche Gewalt in den USA und England
11)  Der Kampf ums Wasser
12)  Universitäre Polizeiausbildung als Gewinn
13)  Reduziert das Vorhandensein von Minderheiten bei den Polizeibehörden Angriffe auf die Polizei?
14)  Selbstbewusst falsch liegen: Wie Polizisten psycho-rechtlichen Irrglauben befürworten
15)  Die Rolle der Polizei in sozialen Prozessen in Stadtvierteln und Wahrnehmung der Strafjustiz
16)  Explorative Studie zur Rolle von strategischen Beratern in Polizeireformprojekten
 
1) Die Welt in Panik. Wie die Angst vor Migranten geschürt wird
Zygmunt Bauman, 90jähriger Soziologe und Philosoph, analysiert die aktuelle Lage so treffend und präzise wie sonst kaum jemand. https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2016/oktober/die-welt-in-panik
 
 
2) Wahrgenommene Kriminalitätsentwicklung, Strafbedürfnis und Kriminalitätsfurcht
Eine Studie aus der Schweiz konnte zeigen, dass die Kriminalitätsentwicklung höher eingeschätzt wird und das Strafbedürfnis höher ist, wenn private Fernsehsender gesehen werden. Auf die Kriminalitätsfurcht konnte kein Einfluss festgestellt werden, ebenso hat das Lesen von Tageszeitungen keinen Effekt.  http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=369
 
 
3) Wann ist Polizeiarbeit gerecht?
Die Theorie zur sog. „Verfahrensgerechtigkeit“ (procedural justice theory) ist zur breit verwendeten theoretischen Grundlage für Forschung zu Polizeiarbeit geworden. Diese Studie zeigt, wie die Wahrnehmung gesetzlicher Gerechtigkeit durch den Grad der Eigengruppenidentifikation beeinflusst wird. http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10439463.2016.1234470
 
 
4) Kriminalitätsfurcht, Kulturrassismus, rechte Kriminalpolitik
Im Auftreten rechtspopulistischer Bewegungen zeigt sich eine gefährliche Mischung von law-and-order-Politik mit Kulturrassismus, die eine rechtsstaatlich-liberale Kriminalpolitik bedroht. Felix Herzog, Universität Bremen, kommentiert, wie sich die Kriminalpolitik von skandalisierenden Medienberichten und der Hetze populistischer Kräfte durch die Arena treiben lässt. In: NK 3/2016, 243-250.
 
 
5) Selbstbeherrschung, soziale Konsequenzen und die Einstellung obdachloser Jugendlicher zur Polizei
Daten aus einer Umfrage unter 400 obdachlosen Jugendlichen werden verwendet, um die Beziehung zwischen Selbstbeherrschung und negativer Ausrichtung gegenüber der Polizei zu untersuchen. Die Studie zeigt die Bedeutung von Selbstbeherrschung für die Einstellung zur Polizei und beschreibt die Rolle verschiedener Faktoren des Straßenlebens beim besseren Verständnis, wie Jugendliche die Polizei wahrnehmen. http://bit.ly/cjccj584b
 
 
6) Eskalation und Nichteskalation bei Fangewalt im Fußball
Eine qualitative Studie untersucht die Wahrnehmung und Dynamik kritischer Ereignisse, an denen Ultra-Fußballfans beteiligt waren. Interviews mit Fans, Polizeibeamten und Sicherheitskräften zeigten, dass die Legitimitätsbewertung der Handlungen einen starken Einfluss auf die Wahrnehmung eines Ereignisses hatte. Informationsreiche Kommunikation zwischen den Gruppen über das eigene Vorhaben erhöht die Wahrnehmung von Legitimität, Verhaftungen von Fans auf Grund von Pyrotechnik wird als illegitim wahrgenommen. Die lokale Fankultur ist zum Verständnis dieser Legitimitätsbewertung maßgeblich. http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/17430437.2016.1221932
 
 
7) Jugendextremismen und soziale Räume
Am 16.02.2017 findet in Osnabrück ein Symposium zu diesem Thema statt. Aus theologischer und religionspädagogischer Sicht sollen religiös-weltanschauliche Bruchlinien und die Implementierung sinnvoller Gegennarrative untersucht werden. Mehr Informationen unter http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=370
 
 
8) Polizieren und die Bedeutung von Trauma
Der Artikel beschreibt, welche Faktoren die hohe Zahl von Todesopfern durch polizeiliches Handeln in den USA erklären können. Problemlagen können dort nicht deeskalierend gelöst werden. Die Autorin betrachtet die Bedeutung von Bürokratisierung, Militarisierung, die Erfahrung von Terror und Krieg sowie die damit einhergehende Traumatisierung und Aus- und Fortbildungsdefizite sowie nicht ausreichenden Bestrebungen zu mitunter auch psychologischen Interventionen. http://crosscut.com/2016/07/what-if-seattle-police-were-like-scotlands/
 
 
9) Keine Auswirkung von Überwachungskameras auf Gewaltverbrechen
Diese Studie maß die Auswirkung von Überwachungskameras in drei getrennten Verbrechenskategorien: Autodiebstahl, Autoeinbruch und Gewaltverbrechen. Die Ergebnisse zeigen nur geringe Abschreckung bei Autodiebstählen und keine Wirkung bei  anderen Straftaten. http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/0735648X.2016.1226931
 
 
10) Unterhalb des Radars: Reaktion der Polizei auf nichtgewalttätige häusliche Gewalt in den USA und England
Nichtkörperliche Gewalt entgeht zu einem gewissen Maß bei manchen Polizeibeamten dem „Radar“. Die Anwendung körperlicher Gewalt steht in der Erwartung vieler Polizisten bei häuslicher Gewalt im Vordergrund. Wenn keine körperliche Gewalt vorhanden ist, ist die Reaktion der Polizei weniger proaktiv. Quelle: http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/01924036.2015.1114001
 
 
11) Der Kampf ums Wasser
Die aktuelle Flüchtlingssituation verdeckt ein anderes Problem, das in den nächsten Jahrzehnten massive Bedeutung erlangt: Die Wasserknappheit. Ein Beitrag in den „Blättern“ beschreibt dieses Problem und seine Nebenwirkungen (z. B. Übergewicht in Mexiko, weil dort Softdrinks billiger sind als Wasser). Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=371
 
 
12) Universitäre Polizeiausbildung als Gewinn
Die amerikanische Gesellschaft und ihre Polizei hätten von einem stabilen System universitärer Polizeiausbildung einen Gewinn. Das ist eigentlich keine neue Idee, aber obwohl 50 Jahren darauf wurde, solche Vorhaben aufzubauen, wurde es nicht realisiert. Die Strafverfolgung ist das Monster, das die Polizeiausbildung auffraß. Quelle: http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10511253.2016.1190134
 
 
13) Reduziert das Vorhandensein von Minderheiten bei den Polizeibehörden Angriffe auf die Polizei?
Eine Studie untersuchte, wie verschiedene Grade von Minderheitenpräsenz auf Polizeibehörden mit Angriffen auf die Polizei zusammenhängen. Die Ergebnisse erfüllten nicht die Erwartung, dass ethnische Vielfalt in einer Polizeieinrichtung eine verbesserte Kommunikation zwischen Polizei und Bürgern nach sich zieht. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=372
 
 
14) Selbstbewusst falsch liegen: Wie Polizisten psycho-rechtlichen Irrglauben befürworten
Diese Studie ist die erste, die psycho-rechtliche Überzeugungen zwischen englischen Gesetzeshütern und der allgemeinen Öffentlichkeit verglich. Trotz direkter Nähe zu den Problemen und entsprechender Erfahrung haben die Gesetzeshüter genauso viele empirisch widersprüchliche Überzeugungen wie diejenigen, die keine Gesetzeshüter waren. Aber Gesetzeshüter sind selbstbewusster bei ihren Antworten. http://link.springer.com/article/10.1007/s11896-015-9182-5
 
 
15) Die Rolle der Polizei in sozialen Prozessen in Stadtvierteln und Wahrnehmung der Strafjustiz
Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die positive Beziehung zwischen Strukturnachteil und der Wahrnehmung von Ungerechtigkeit sich durch moralischen und rechtlichen Zynismus erklärt. Negative Begegnungen mit der Polizei erhöhen die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit beträchtlich. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Zynismus die Verbindung zwischen negativen Begegnungen mit der Polizei und die Wahrnehmung strafrechtlicher Ungerechtigkeit verstärkt. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=373
 
 
16) Explorative Studie zur Rolle von strategischen Beratern in Polizeireformprojekten
Diese Studie untersucht in drei Fallstudien die Erwartungen an sowie Erfolgsfaktoren und Barrieren für strategische Beratung in Polizeireformprozessen. Die Studien zeigen, dass während Reformen bei Polizeikommandanten ein Bedürfnis nach einer schärferen Unterscheidung zwischen der Doppelrolle als Manager und Führungspersönlichkeit besteht. Bei dieser Studie handelt es sich um eine noch unveröffentlichte Masterarbeit. Weitere Auskünfte erteilt der Autor: schneider.christian@gmx.ch