Polizei : Newsletter Nr. 230, Mai 2019

 1)   Masterstudiengang „Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft“ – Bewerbungsphase gestartet
 2)   Verzicht auf die Verwendung von Bodycam-Aufnahmen während Ermittlungen gegen Polizeibeamte ist strafbare Strafvereitelung im Amt durch Unterlassen
 3)   Normbefolgung zur Sicherheit im Straßenverkehr erreicht neuen Höchststand
 4)   Zusammenhang zwischen Polizeikontakt von Jugendlichen und späterer Kriminalität
 5)   Deutscher Präventionstag 2019 und Rückblick auf 2018
 6)   Sicherheit im Wandel
 7)   Organisationsversagen und NSU-Ermittlungen
 8)   Polizeiliche Integrität und Ausbildung
 9)   World Justiz Project
10)  Community Policing in den USA
11)  Selbstmorde in den USA steigen rasant an
12)  Mehr Polizei, weniger Strafgefangene?
13)  War on Cops
14)  Metaanalyse zur Videoüberwachung in den USA
15)  Faktoren für Verbrechensfurcht
16)  Intensive Evaluation von Community Policing Projekten
17)  Body Cams – eine Bestandsaufnahme der Forschung
18)  College of Policing
19)  Prostitution und kriminalpolitische Entscheidungsprozesse auf kommunaler Ebene
 
1) Masterstudiengang „Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft“ – Bewerbungsphase gestartet
Interessierte haben bis zum 30. Juni 2019 die Möglichkeit, sich online um einen Studienplatz zu bewerben. Der berufsbegleitende Studiengang richtet sich an Berufstätige, die sich mit Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft im Wege akademischer Weiterqualifizierung auseinandersetzen wollen (Blended Learning). http://www.makrim.de
 
 
2) Verzicht auf die Verwendung von Bodycam-Aufnahmen während Ermittlungen gegen Polizeibeamte ist strafbare Strafvereitelung im Amt durch Unterlassen
Zu diesem Ergebnis kommt ein Beitrag, der sich mit der Dienstvereinbarung des Bundesinnenministeriums beschäftigt, wonach Bodycam-Aufnahmen, die zur Einsatzdokumentation gemacht wurden, bei Vorwürfen polizeilichen Fehlverhaltens nicht für interne Ermittlungen der Bundespolizei verwendet werden dürfen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=613
 
 
3) Normbefolgung zur Sicherheit im Straßenverkehr erreicht neuen Höchststand
Die Sicherungsquoten erwachsener Pkw-Insassen (Gurt-Anlegen) haben im Jahr 2018 einen neuen Höchststand erreicht, ebenso wie die Sicherungsquoten von Kindern (Kindersitze). Eine Grafik zeigt den Verlauf in den Jahren 1985 bis 2018. https://www.bast.de/BASt_2017/DE/Publikationen/DaFa/2020-2019/2019-01
 
 
4) Zusammenhang zwischen Polizeikontakt von Jugendlichen und späterer Kriminalität
Eine Studie geht der Frage nach, welche Auswirkungen Polizeikontakt von Jugendlichen auf ihre spätere Delinquenz hat und kommt zu dem Ergebnis, dass als positive erlebte Kontakte mit Polizeibeamten mit niedrigerer Delinquenz verbunden sind. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/1068316X.2019.1597094
 
 
5) Deutscher Präventionstag 2019 und Rückblick auf 2018
Der Präventionstag findet am 20. und 21. Mai 2019 in Berlin statt. Einen Rückblick auf die Präventionsthemen des Jahres 2018 im Spiegel der Täglichen Präventions-News bietet Ihnen die Broschüre „Präventions-Impulse 2018“. http://www.praeventionstag.de/nano.cms/tpn  
 
 
6) Sicherheit im Wandel
Der Bericht einer Expertenkommission mit 55 Handlungsempfehlungen zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Zeiten stürmischer Veränderungen liegt vor. Die Kommission, der 14 Mitglieder angehören, ging der Frage nach, welche Antworten die liberale Demokratie auf die gesellschaftlichen Verunsicherungen finden kann. https://libmod.de/der-bericht-der-expertenkommission-sicherheit-im-wandel/
 
 
7) Organisationsversagen und NSU-Ermittlungen
Ein Artikel in der Zeitschrift für Soziologie analysiert aus organisationssoziologischer Perspektive, warum die polizeilichen NSU-Ermittlungen auch nach jahrelang erfolglosen Untersuchungen im Bereich der Organisierten Kriminalität eine rechtsextremistische Urheberschaft der NSU-Morde ausschlossen. https://doi.org/10.1515/zfsoz-2018-0125
 
 
8) Polizeiliche Integrität und Ausbildung
Der Frage, ob sich die Integrität von Polizeianwärtern im Rahmen der Ausbildung verändert, geht eine Studie in den USA nach. Sie zeigt, dass die Ausbildung praktisch keine Veränderungen bewirkt, dass aber die anschließende Praxis bereits nach einem Jahr sich negativ auswirkt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=614
 
 
9) World Justiz Project
Im der jährlich durchgeführten Studie zu Polizei, Justiz und Rechtssaat weltweit rangiert Deutschland bei „Sicherheit und Ordnung“ auf Platz 17, noch hinter Usbekistan, Ungarn, Österreich und Slowenien. Grund: „Korruption in der Regierung“, wo Deutschland nur 0.67 von möglichen 1.0 Punkten erzielt. Auch bei dem Aspekt „effektive Ermittlungen im Strafjustizsystem" wird nur ein (relativ schlechter) Wert von 0.62 erzielt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=615
 
 
10) Community Policing in den USA
Vor dem Hintergrund, dass Donald Trump die Mittel für Community Policing in den USA anders verteilen will, ist ein über 400 Seiten umfangreicher Bericht zu den Erfahrungen mit dieser Polizeistrategie interessant, der mit „New Era of Public Safety: A Guide to Fair, Safe, and Effective Community Policing“ überschrieben ist und von der Leadership Conference on Civil and Human Right veröffentlicht wurde. Er setzt im wesentlichen Ideen aus Obama’s 21st Century Task Force on Policing aus dem Jahr 2015 um. https://policing.civilrights.org/Policing_Full_Report.pdf
 
 
11) Selbstmorde in den USA steigen rasant an
Zwischen 1999 und 2017 ist die Anzahl der Selbstmorde in den USA von 29.000 auf 47.000 angestiegen. Ein Beitrag beschäftigt sich mit Hintergründen und Forschungsdefiziten. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=616
 
 
12) Mehr Polizei, weniger Strafgefangene?
Zu diesem eher unerwarteten Ergebnis kommt eine Studie in den USA, in der die Entwicklung US-weit und für das Land Kalifornien untersucht wird. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/1745-9133.12424?af=R&
 
 
13) War on Cops
In den USA wird häufiger über einen „war on cops“ berichtet. Das FBI untersucht in seinem LEOKA-Projekt die Entwicklungen. Danach werden rund 10% aller Polizeibeamten in den USA pro Jahr Opfer von Gewalt. 2018 waren 53 Polizeibeamte in Dienst getötet worden, wobei etwa gleich viele Beamte bei Unfällen zu Tode kamen. https://www.fbi.gov/services/cjis/ucr/leoka  In der Ausgabe März 2019 der Zeitschrift „Criminology & Public Policy“ beschäftigen sich mehrere Beiträge mit der Analyse der Daten und auch mit der Frage, ob das sog. „de-policing“ mit diesem „war on cops“ in Zusammenhang steht. https://onlinelibrary.wiley.com/journal/17459133
 
 
14) Metaanalyse zur Videoüberwachung in den USA
Eine Meta-Analyse der in den letzten 40 Jahren in den USA durchgeführten Studien zur Videoüberwachung zeigt, dass es einen signifikanten, aber moderaten Effekt der Videoüberwachung gibt, wobei auf PKW-Parkplätzen der größte Erfolg erreicht wird. Dabei haben aktive Systeme (bei denen die Polizei in Echtzeit kontrolliert und Maßnahmen ergriffen werden) deutlich bessere Effekte als reine Aufzeichnungen. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/1745-9133.12419?af=R&
 
 
15) Faktoren für Verbrechensfurcht
Ein schlechteres Ansehen der lokalen Polizei trägt ebenso wie mehr physische und soziale Unordnung dazu bei, dass die Verbrechensfurcht steigt. Die Forschung zeigt auch auf, dass die Nachbarschaft und der Kontext dort eine entscheidende Rolle dabei spielen, wie Kriminalitätsprobleme wahrgenommen werden. Demografische Faktoren spielen dabei keine Rolle. https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs12103-018-9450-x
 
 
16) Intensive Evaluation von Community Policing Projekten
Eine Untersuchung von lokalen Community-Policing-Projekten in 264 Städten über 20 Jahre in den USA kommt zu dem Ergebnis, dass zehn zusätzliche Organisationen, die sich um Kriminalität und das Leben in der Gemeinde kümmern, im Ergebnis dafür sorgen, dass in einer Stadt mit 100.000 Einwohnern die Mordrate um 9% sinkt, die Gewaltkriminalität um 6% und die Eigentumskriminalität um 4%. https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0003122417736289
 
 
17) Body Cams – eine Bestandsaufnahme der Forschung
Eine Bestandaufnahme der bisher vorliegenden empirischen Studien (aus dem englischsprachigen Bereich) hat das National Institut of Justice vorgelegt. Darin werden aktuelle und frühere Studien zitiert. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=617
 
 
18) College of Policing
Das „College of Policing“ wurde 2012 in England gegründet und hat zur Aufgabe, alle, die in der Plolizei tätig sind, mit Wissen und Fähigkeiten zu versorgen, die zur Prävention von Kriminalität, zum Schutz der Öffentlichkeit und zur Sicherung des Vertrauens in die Polizei notwendig sind. Das College gibt monatlich ein Info zu aktuellen Entwicklungen im Polizeibereich heraus. Das „College of Policing Brief“ kann kostenlos abonniert werden unter https://www.college.police.uk/What-we-do/Standards/Pages/Brief.aspx
 
 
19) Prostitution und kriminalpolitische Entscheidungsprozesse auf kommunaler Ebene
Der Straßenstrich in der Dortmunder Nordstadt war in der Vergangenheit konträren kriminalpolitischen Entscheidungen unterworfen. Einst Vorzeigemodell für den offenen und kontrollierten Umgang mit der Straßenprostitution, wurde er 2011 geschlossen. Eine Studie zeichnet die Entwicklung des Straßenstrichs anhand von Ratsdokumenten nach und untersucht die vielfältigen Einflüsse im kriminalpolitischen Entscheidungsprozess. Sie kann für 15.- Euro direkt über den Verlag bezogen werden, wenn bei der Bestellung per Email das Stichwort „Polizei-Newsletter“ angegeben wird. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=618