Polizei : Newsletter Nr. 246, November 2020

 1)   Rassismus und Rechtsextremismus in der Polizei
 2)   Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
 3)   Die Talk-Show-Gesellschaft
 4)   Crime and Fear in Public Places
 5)   Leipziger Polizisten leisteten 2018 im Schnitt 40 Minuten Mehrarbeit – im gesamten Jahr
 6)   Offenes Webinar mit Lawrence Sherman zum „Crime Harm Index“
 7)   Polizei im Alltag
 8)   Früherkennung von polizeilichem Fehlverhalten
 9)   Bürgerbefragung „Sicherheit und Gewalt in Nordrhein-Westfalen“
10)  Body-Cams: Keine präventive Wirkung, gerichtlich nicht verwendungsfähige Aufzeichnungen
11)  Noch einmal: Body-Cams wirkungslos
12)  Auswertung von Studien zu Polizei und Kriminalität in GB
13)  Direkte Kommunikation zwischen Notrufannahme und Einsatzsteuerung …
14)  Reaktionszeiten bei Notrufen …
15)  Justizkontakt fördert Kriminalität
16)  Was kostet Polizieren?
17)  Polizeiliche Langzeitplanung
18)  Studie zum Taser-Einsatz in Großbritannien
 
1) Rassismus und Rechtsextremismus in der Polizei
In einem umfangreichen, aktuellen und nur Online verfügbaren Beitrag beschäftigen sich Holger Plank und Thomas Feltes mit der Frage, ob es einen strukturellen Rassismus und Rechtsextremismus in der Polizei gibt und wie eine rechtschaffen(d)e und demokratische Bürgerpolizei sichergestellt werden kann. Verfügbar unter https://www.thomasfeltes.de/images/Feltes_Plank_Final.pdf
 
 
2) Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
Das BAMF hat die Lebenssituation nach Deutschland geflüchteter Menschen untersucht. Dabei wurden die Religionszugehörigkeit, religiöse Praxis und soziale Einbindung von Geflüchteten, die Problemlagen geflüchteter Integrationskursteilnehmender, der Einfluss von fluchtspezifischen Faktoren auf den Deutscherwerb und die Entwicklungen in der Wohnsituation Geflüchteter analysiert. Die Ergebnisse der Untersuchungen stehen hier bereit: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=735
 
 
3) Die Talk-Show-Gesellschaft
Eine Studie hat Repräsentation und Pluralismus in öffentlich-rechtlichen Polit-Talkshows untersucht und dazu Gästelisten und Themen von 1.208 Sendungen über einen Zeitraum von drei Jahren ausgewertet. Von Repräsentation aller Gruppen und Pluralismus keine Spur: Zwei Drittel aller Gäste kommen aus Politik und Medien, 9% aus der Wissenschaft, 6 % aus der Wirtschaft und gerade einmal 3 % aus der organisierten Zivilgesellschaft. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=736
 
 
4) Crime and Fear in Public Places
Mit dem Untertitel “Towards Safe, Inclusive and Sustainable Cities” ist ein Buch erschienen, das sich auch mit der nachhaltigen Entwicklung von Städten beschäftigt. Es ist als „open access“ hier verfügbar: https://www.taylorfrancis.com/books/e/9780429352775
 
 
5) Leipziger Polizisten leisteten 2018 im Schnitt 40 Minuten Mehrarbeit – im gesamten Jahr
Zwischen Januar und Dezember 2018 sind bei der Leipziger Polizei insgesamt 1.677 Überstunden angefallen sind, die nicht durch Freizeitausgleich abgegolten wurden. Durchschnittlich haben Leipziger Polizeibeamte demnach innerhalb von zwölf Monaten lediglich 40 Minuten Mehrarbeit angesammelt. Bei der sächsischen Bereitschaftspolizei, also den Kräften für arbeitsintensive Großeinsätze, konnten 2018 durchschnittlich zwei Überstunden nicht abgebaut werden. Quelle: https://kreuzer-leipzig.de/2019/04/29/verdaechtig-gute-jobs/
 
 
6) Offenes Webinar mit Lawrence Sherman zum „Crime Harm Index“
Schon seit Jahrzehnten wird eine Alterative zur Fallzählung in polizeilichen Kriminalstatistiken diskutiert. Der Unterschied zwischen der Fallzahl und der Schwere von Straftaten wird zu wenig berücksichtigt, darüber sind sich Kriminologen einig. Einen Überblick über den aktuellen Diskussionsstand vermittelt Lawrence Sherman am 17.11. 2020, 16.00 Uhr (GMT). Teilnahme kostenlos, Anmeldung über https://www.cambridge-ebp.co.uk/chi-webinar
 
 
7) Polizei im Alltag
Das Heft von CILIP geht der Frage nach, wo und wie die Polizei in das Alltagsleben der Menschen eingreift - und wann nicht? Das Ergebnis zeigt: Die Bedeutung der Polizei im zivilen Alltag hängt stark von der gesellschaftlichen Stellung der Subjekte ab. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=737
 
 
8) Früherkennung von polizeilichem Fehlverhalten
Ein computergestütztes Frühinterventionssystem soll in Chicago dazu beitragen, Polizisten zu identifizieren, die dringend psychologische Beratung benötigen, weil sie ansonsten zum Problem werden könnten. Das Programm soll die Aufsichtsbehörden alarmieren, wenn Beamte unter ihrem Kommando Anzeichen von Stress oder Trauma aufweisen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=738
 
 
9) Bürgerbefragung „Sicherheit und Gewalt in Nordrhein-Westfalen“
Die Ergebnisse des Viktimisierungssurvey wurden vorgestellt. Die dazugehörige Berichtslegung kann hier abgerufen werden: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=739
 
 
10) Body-Cams: Keine präventive Wirkung, gerichtlich nicht verwendungsfähige Aufzeichnungen
Die Ergebnisse des Abschlussberichts Body-Cam in Sachsen-Anhalt kommt zu desaströsen Ergebnissen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=740
 
 
11) Noch einmal: Body-Cams wirkungslos
Die Art und Weise, wie Polizeibeamte in den USA am Körper getragene Kameras verwenden, hat keinen wesentlichen Einfluss auf das Verhalten der meisten Beamten, obwohl eine Einschränkung ihres Ermessens beim Ein- und Ausschalten der Kameras die Nutzung durch die Polizei verringern kann. Dies ergab eine neue Analyse von 30 Studien zu den Geräten. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cl2.1112
 
 
12) Auswertung von Studien zu Polizei und Kriminalität in GB
Der Bürgermeister von London veröffentlicht regelmäßig unter dem Titel „A Better Criminal Justice Service for London“ die Ergebnisse der Auswertung von Studien zum Thema Polizei und Kriminalität. In der aktuellen Übersicht werden insgesamt 66 Studien in Kurzfassung dargestellt, die ganz unterschiedliche Themenkomplexe beinhalten. Eine durchaus auch für Deutschland nachahmenswerte Initiative. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=741
 
 
13) Direkte Kommunikation zwischen Notrufannahme und Einsatzsteuerung …
verbessert die Reaktionszeit. Wenn Anrufbearbeiter in der Lage sind, von Angesicht zu Angesicht mit den Dispatchern zu kommunizieren, wird die Reaktionszeit verbessert. https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2934290
 
 
14) Reaktionszeiten bei Notrufen …
… sind der größte Indikator dafür sind, ob ein Verbrechen aufgeklärt wird oder nicht. http://cep.lse.ac.uk/pubs/download/cp467.pdf
 
 
15) Justizkontakt fördert Kriminalität
In einem aufwendigen Forschungsdesign (Zwillingsstudie) wurde die Stigmatisierungstheorie bestätigt: Der Kontakt mit dem Justizsystem (egal wie intensiv er ist) fördert Kriminalität. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1745-9125.12236
 
 
16) Was kostet Polizieren?
Dazu hat das Vera Institute of Justice in den USA ein Tool entwickelt, das Daten aus 72 der größten Städte der USA sammelt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=742
 
 
17) Polizeiliche Langzeitplanung
Eine Studie des College of Policing beschäftigt sich mit den Zielen und dem Weg, den die Polizei in GB bis zum Jahr 2040 gehen sollte.  https://whatworks.college.police.uk/About/News/Pages/Policing2040.aspx
 
 
18) Studie zum Taser-Einsatz in Großbritannien
Zum ersten Mal wurde eine solche Analyse außerhalb Nordamerikas durchgeführt. Es gab einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem psychischen Gesundheitszustand und dem Taser-Einsatz: In 44% der Fälle, in denen Taser eingesetzt wurden, waren Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen betroffen. Nur 3% der Vorfälle betrafen Frauen, verglichen mit 15% der Vorfälle, in denen Taser nicht gefeuert wurde. Der Zusammenhang zwischen ethnischer Zugehörigkeit und Taser-Einsatz war nicht signifikant. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10439463.2018.1551392