Polizei : Newsletter Nr. 263, Mai 2022

 1)   Masterstudiengang „Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft“ an der Ruhr-Universität Bochum
 2)   Positiver Einfluss des Mutterschutzes auf die Gesundheit von Kindern
 3)   Vertrauen in die Polizei in England stark zurückgegangen
 4)   Mehr Geld für die Polizei – mehr Verhaftungen
 5)   Antimafia-Newsletter
 6)   Precision Policing und Broken Windows in New York
 7)   Institutionelle Korruption bei der Londoner Polizei
 8)   Nochmals MET: Problem ist größer als gedacht
 9)   Mit Autismus erfolgreich in der Polizei
10)  Hexenjagten im Mittelalter – und ihre Bewertung heute
11)  „Collective Efficacy“ und Städtebau
12)  Alternativen zum polizeilichen Notruf
13)  “Tough on Crime” funktioniert nicht
14)  Covid-19 und Auswirkungen auf Kriminalität und Polizeiarbeit
15)  Sind Frauen die besseren Polizisten?
16)  Studie zu Gewalt in der Partnerschaft und Migrationshintergrund
17)  Externe Untersuchung der Unruhen in Minneapolis
18)  SHARE – größte internationale Forschungsinfrastruktur jetzt in Berlin
 
1) Masterstudiengang „Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft“ an der Ruhr-Universität Bochum
Das Bewerbungsverfahren für den Masterstudiengang „Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft“ an der Ruhr-Universität Bochum ist gestartet. Bis zum 30. Juni 2022 kann man sich online um einen Studienplatz für den mittlerweile 19. Jahrgang zu bewerben. Der Studiengang richtet sich an Berufstätige, die sich akademisch in den Themenbereichen der Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft weiterqualifizieren möchten. Das Studium ist berufsbegleitend möglich, da wesentliche Teile online absolviert werden und eine Anwesenheit vor Ort nur in wenigen Präsenzphasen erforderlich ist (Blended-Learning). https://www.makrim.de
 
 
2) Positiver Einfluss des Mutterschutzes auf die Gesundheit von Kindern
Eine Studie aus Deutschland hat den langfristigen Einfluss der Dauer des Mutterschaftsurlaubs auf die Gesundheit von Kindern untersucht. Mein quasi-experimentelles Design wurde die Ausweitung des Urlaubs von zwei auf sechs Monate untersucht, die 1979 stattfand. Die Gesundheit von Kindern auch aus einer Vergleichsgruppe im Alter von 16 bis 35 Jahren wurde untersucht. Kinder, die nach der Umsetzung der Reform geboren wurden, waren weniger oft im Krankenhaus und hatten seltener psychische und Verhaltensstörungen. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0167629621000163
 
 
3) Vertrauen in die Polizei in England stark zurückgegangen
In England ist das Vertrauen der Bürger in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen und liegt derzeit teilweise nur bei knapp über 50% (zum Vergleich: in Deutschland werden Werte von über 90% angegeben) - so der im März 2022 veröffentliche Bericht der Police Foundation (ab S. 49). https://www.policingreview.org.uk/wp-content/uploads/srpew_final_report-1.pdf
 
 
4) Mehr Geld für die Polizei – mehr Verhaftungen
Eine neue Studie in den USA legt nahe, dass das eine Erhöhung des Polizeibudgets mit einem Anstieg der Verhaftungen einhergeht. Eine Analyse von Hunderten von Städten und Gemeinden über 29 Jahre ergab, dass die Größe des Polizeibudgets vorhersagt, wie viele Verhaftungen die Beamten wegen Ordnungsstörungen und minder schwerer Straftaten vornehmen. Wenn Städte ihre Polizeidienststellen verkleinern, gibt es weniger Festnahmen. Dabei können Verhaftungen wegen Bagatelldelikten negative Auswirkungen haben. Schon eine einzige Verhaftung verringert die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person in der Schule bleibt, für einen Job eingestellt wird oder eine Wohnung erhält. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=894
 
 
5) Antimafia-Newsletter
Unter der Firmierung „MAFIANEINDANKE“ wollen mehrere Gruppen rund um Journalisten die Antimafia-Bewegung in Europa fördern und stärken, Ziel ist eine europaweite Harmonisierung der Gesetze für einen verbesserten Kampf gegen die Organisierte Kriminalität sowie die Sensibilisierung für die Gefahren durch die Präsenz (italienischer) Mafia-Gruppen in Deutschland. Den Newsletter kann man hier abonnieren:  https://mafianeindanke.de/newsletter/
 
 
6) Precision Policing und Broken Windows in New York
Das New Yorker Polizeidepartement und der Bürgermeister von New York stecken in einem Dilemma, wie man die Spirale der Waffenkriminalität in der Stadt angeht und gleichzeitig den Ärger der Bürger unter Kontrolle hält, der durch jahrelange übereifrige Strafverfolgung entstanden ist (Stichwort „Broken Windows“ und „Zero Tolerance“). Ein Beitrag beschäftigt sich mit den Strategien, die dazu anwenden werden. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=895
 
 
7) Institutionelle Korruption bei der Londoner Polizei
Ein aktueller Bericht über den Zustand der MET kann zwar nicht bestätigen, dass die Londoner Polizei tatsächlich institutionell korrupt ist. Man fand aber erhebliche Schwächen bei der Bekämpfung der Korruption in der Polizei, die von unzureichender Überwachung von Polizeibeamten, die Straftaten begangen haben, bis hin zu unzureichenden Überprüfungsverfahren und vielem mehr reichen. Die offensichtliche Toleranz der MET gegenüber diesen Mängeln lässt, so der Bericht, auf eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber dem Korruptionsrisiko schließen. Die Kommission macht auch Änderungsvorschläge, wie das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Metropolitan Police gestärkt werden soll. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=896
 
 
8) Nochmals MET: Problem ist größer als gedacht
Die jüngsten Kontroversen über „beschämendes“ Verhalten und polizeiliches Versagen im Metropolitan Police Service in London haben eine breitere Debatte über die Polizeikultur und Polizeiidentität ausgelöst. In diesem Artikel argumentieren die Autoren, dass die eigentlichen Probleme auf höherer Ebene liegen und eine neue, klare berufliche Identität etabliert werden muss. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=897
 
 
9) Mit Autismus erfolgreich in der Polizei
Der Superintendent der Polizei von Südwales bricht in einem Beitrag einige der verbreiteten Mythen rund um Autismus (oder Asperger-Syndrom) auf und erklärt, wie Autismus ihm in seiner Polizeikarriere sogar geholfen hat. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=898
 
 
10) Hexenjagten im Mittelalter – und ihre Bewertung heute
Ein Beitrag beschäftigt sich kritisch mit der Entschuldigung, die Schottlands erste Ministerin Nicola Sturgeon bei allen, die nach dem Witchcraft Act von 1563 angeklagt, verurteilt, verleumdet oder hingerichtet wurden, am internationalen Frauentag ausgesprochen hat. Schottland war das Epizentrum der Hexenjagd auf den Britischen Inseln. Dort wurden im Verhältnis zur Bevölkerung mindestens 15-mal so viele Hexen hinrichtete wie in England. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=899
 
 
11) „Collective Efficacy“ und Städtebau
„Collective Efficacy“ ist eine bekannte Erklärung für Kriminalität in der Nachbarschaft. Die Kriminalität konzentriert sich innerhalb der Nachbarschaften auf bestimmte kriminogene Orte. Untersuchungen legen nahe, dass diese kriminogenen Standorte durch Merkmale der Bebauung mitbestimmt werden. Die Studie deutet darauf hin, dass Nachbarschaften mit hoher kollektiver Wirksamkeit niedrige Kriminalitätsraten aufrechterhalten, teilweise indem sie kriminogene Merkmale der gebauten Umwelt, insbesondere verlassene Gebäude, einschränken. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=900
 
 
12) Alternativen zum polizeilichen Notruf
Viele Städte in den USA leiden an zu vielen Notrufen. Da die gemeldeten Gewaltkriminalitätsraten im ganzen Land steigen, wird überlegt, wie auf Anrufe zu reagieren ist, für die Polizei nicht professionell ausgebildet ist. Im Rahmen eines Projektes mit dem Namen „Transform911“ wurden entsprechende politische Empfehlungen erarbeitet. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=901  s.a. https://thecrimereport.org/2022/03/02/reimagining-the-911-emergency-system/
 
 
13) “Tough on Crime” funktioniert nicht
Eine aktuelle Debatte über die Polizeistrategie in Kalifornien und neue Polizeidaten zeigen, dass kalifornische Bezirke mit strenger Kriminalitätspolitik („tough on crime“) einen größeren Anstieg der Kriminalität aufweisen als Bezirke mit progressiver Politik. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=902
 
 
14) Covid-19 und Auswirkungen auf Kriminalität und Polizeiarbeit
Ein Heft der Zeitschrift „International Criminology“ beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten der Folgen der Covid-19 Pandemie auf die Kriminalitätsentwicklung und die Anforderungen an Polizeiarbeit. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=903
 
 
15) Sind Frauen die besseren Polizisten?
Forschungen in den USA zeigen, dass Frauen in der Polizei weniger Gewalt anwenden, seltener Beschwerden und Klagen haben, von den Bürgern als ehrlicher und mitfühlender wahrgenommen werden, bessere Ergebnisse für Opfer von Straftaten insbesondere in Fällen sexueller Übergriffe erreichen und weniger willkürliche Verhaftungen vornehmen. Diese Ergebnisse sollen jetzt in einem Projekt US-weit diskutiert werden. https://30x30initiative.org/
 
 
16) Studie zu Gewalt in der Partnerschaft und Migrationshintergrund
Die Studie zielte darauf ab, Unterschiede zwischen gewalttätigen Männern in der Partnerschaft in Bezug auf den Migrationshintergrund in Schweden zu untersuchen. Anhand einer Stichprobe von 1263 mutmaßlichen männlichen Tätern, die der schwedischen Polizei wegen Straftaten im Zusammenhang mit Partnergewalt gemeldet wurden, zeigen die Ergebnisse, dass Risikofaktoren wie „gewalttätige Drohungen oder Gedanken“ und „gewalttätige Einstellungen“ bei Tätern mit Migrationshintergrund häufiger vorkamen. Im Gegensatz dazu waren Risikofaktoren wie „Allgemeine Kriminalität“ und „Probleme mit dem Drogenkonsum“ bei einheimischen Tätern häufiger. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/2578983X.2022.2051306
 
 
17) Externe Untersuchung der Unruhen in Minneapolis
Im Gegensatz zur deutschen Praxis, parlamentarische Untersuchungsausschüsse einzusetzen, werden in anderen Ländern externe Gutachter oder Kommissionen mit der Aufgabe betreut, polizeiliches Handeln in bestimmten Problemsituationen zu untersuchen. Hier steht der Bericht externer Forscher zu den Unruhen in Minneapolis im Juni 2020 (nach dem Tod von George Floyd) zur Verfügung (am unteren Ende der Website). http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=904
 
 
18) SHARE – größte internationale Forschungsinfrastruktur jetzt in Berlin
Der Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) wird künftig von vier Forschungseinrichtungen in Berlin getragen (WZB, DIW, Charité, DZA). SHARE erforscht seit 2004 die Lebenssituation europäischer Bürgerinnen und Bürger, inwieweit sozial-, wirtschafts- und gesundheitspolitische Maßnahmen das Leben der Menschen prägen. Bis heute wurden über eine halbe Million Interviews in 28 europäischen Ländern und Israel durchgeführt. Damit ist SHARE die größte internationale Forschungsinfrastruktur auf dem Gebiet der Sozial‐ und Verhaltenswissenschaften und eine zukunftsweisende Forschungsinfrastruktur, die untersucht, warum Menschen im Lebensverlauf arm oder reich, krank oder gesund, vereinsamt oder gesellig werden und wie die Sozial-, Wirtschafts-, und Gesundheitspolitik dies verändern kann. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=905