Polizei : Newsletter Nr. 32, September 2001

 1)   Periodischer Sicherheitsbericht der Deutschen Bundesregierung veröffentlicht
 2)   Magister in Kriminalwissenschaften an der Uni Göttingen möglich
 3)   Programmsperren nötigen zur Registrierung
 4)   MapInfo und andere geographische Info-Systeme
 5)   Geheimdienst will sicheres Linux
 6)   Der Teufelskreis der Gewalt
 7)   Virentip
 8)   Zusammenhang zwischen eigenem Waffenbesitz und der Wahrscheinlichkeit, selbst Opfer eines Mordes zu werden
 9)   Neues Datenschutzgesetz in Kraft
10)  Studien zur Wirksamkeit elektronischer Fußfesseln
11)  Kostenlose SMS –weltweit!
12)  Schaf- und Ferkel-Leasing
13)  Tagung „Kustodialisierung der Inneren Sicherheit“
14)  Präventionsbericht der Polizeidirektion Villingen-Schwenningen
15)  Und zum Schluss und passend zur Urlaubszeit: City-Tours der Zukunft
16)  Nach Redaktionsschluss: besoffen, verstrahlt, bekifft, verpeilt
 
1) Periodischer Sicherheitsbericht der Deutschen Bundesregierung veröffentlicht
Die Bundesregierung hat im Juli 2001 den ersten periodischen Sicherheitsbericht veröffentlicht. Der Bericht wurde erstellt unter wissenschaftlicher Mitwirkung mehrerer Kriminologie-Professoren als Gemeinschaftswerk von Innen- und Justizministerium. Er enthält im ersten Teil eine Darstellung der Kriminalitätsentwicklung nach einzelnen Deliktsbereichen sowie eine Darstellung der staatsanwaltschaftlichen und gerichtlichen Erledigung der Strafverfahren. Im zweiten Teil werden kriminal- und rechtspolitische Schlussfolgerungen der Bundesregierung dargestellt. Der Bericht steht

als download (PDF) zur Verfügung unter http://www.bmi.bund.de/frameset/index.jsp  

http://www.bmj.bund.de/inhalt.htm . Die Kurzfassung (diese kann auch als Broschüre angefordert werden) hat 76 Seiten, die Langfassung 777 Seiten. (Danke an W. Heinz für den Hinweis).
 
 
2) Magister in Kriminalwissenschaften an der Uni Göttingen möglich
An der Georg-August-Universität Göttingen besteht demnächst die Möglichkeit, einen Magister in Kriminalwissenschaften zu erwerben(M.L.C.). Studierende, die ein überdurchschnittliches Erstes Juristische Staatsexamen haben oder einen ebenfalls überdurchschnittlich guten Abschluss in den Fächern Humanmedizin, Psychologie, Sozialwissenschaften und vergleichbarer Fächer im Bereich der Human- und Sozialwissenschaften vorweisen, können diesen Magisterabschluss in zwei Semestern machen. Der Zusatzstudiengang zielt auf eine Spezialisierung, die in der Berufspraxis bereits zum Ausdruck kommt, z.B. mit dem Fachanwalt für Strafrecht und in den klassischen Bereichen der Polizei und Strafjustiz. Darüber hinaus ist auch an Tätigkeiten bei Institutionen der Jugendhilfe oder Sozialhilfe im weiteren Sinne zu denken. Das Studium ist unter Einbeziehung der Human- und Sozialwissenschaften interdisziplinär ausgerichtet. Im Internet finden Sie unter der Adresse http://www.uni-goettingen.de unter den Kategorien Fakultäten und Forschung Adressen von Ansprechpartnern. (Quelle: idw-Pressemitteilung)
 
 
3) Programmsperren nötigen zur Registrierung
Ohne Freischaltung versagt die Software ihren Dienst? Dieses Problem kennt sicherlich jeder PC-Nutzer. Doch wie steht es rechtlich mit der erzwungenen Code-Eingabe? Mit diesem Thema hat sich RA Dr. König (www.drkoenig.de ) in seinem Artikel im Magazin für Computer-Technik c't 15/01 auf Seite 184 auseinandergesetzt. Hier findet sich auch eine Liste aktueller Urteile zum Thema.
 
 
4) MapInfo und andere geographische Info-Systeme
Im Zusammenhang mit der Beschaffung von Geografik-Informationssystemen (GIS) (z.B. für das Projekt Einsatz-, Bewältigungs- und Informationssystem (ELBIS) für den polizeilichen Führungsstab der LPD Stuttgart II) werden neuerdings häufiger computergestützte Systeme geprüft und beschafft. Das Programm MapInfo als eines der in Frage kommenden Produkte bietet die Möglichkeit tatortschlüsselunabhängiger Auswertung auf der Basis elektronischer Karten (z.B. gescannter Stadtplan), wobei die Geometrie des untersuchten Bereichs frei definierbar und die Verknüpfung mit beliebigen anderweitigen ortsbezogenen Daten möglich ist. Praktische Anwendungen sind im Internet unter dem Suchbegriff "crime map" abrufbar. (Danke an M. Nussbaum nussbau6@lpds2.bwl.de ). In den USA ist dazu inzwischen ein CrimeMap Tutorial verfügbar, das vom NIJ's Crime Mapping Research Center (CMRC) entwickelt wurde. Das System ermöglicht Polizei-Studenten, dieses System von ihren eigenen PC´s aus zu erlernen („computergestütztes Lernen“). Das Lernprogramm besteht aus drei Teilen: 1) die Benutzung des crime mapping GIS, 2) geocoding police data und 3) building area und pin maps. Das Beste: Das Produkt ist kostenlos verfügbar für download von der

CMRC web page www.ojp.usdoj.gov/cmrc
 
 
5) Geheimdienst will sicheres Linux
Der US-amerikanische Hersteller von Sicherheitssoftware PGP Security arbeitet zusammen mit dem US-Geheimdienst National Security Agency (NSA) an einem sicheren Linux-Betriebssystem. Die Entwicklung solle zu weniger Sicherheitslöchern führen, die durch Anwendungsprogramme entstehen können. Die NSA will in den kommenden zwei Jahren 1,2 Millionen US-Dollar für das so genannte "Security-Enhanced Linux" (SELinux) ausgeben, wie PGP Security mitteilt. Der Auftrag geht an NAI Labs, eine Tocherfirma von PGP Security. Ziel der NSA sei es vor allem, ein sicheres Open-Source-Betriebssystem zu erhalten. Linux sei wegen seiner Popularität und der offenen Architektur als Basis ausgewählt worden. Die neuen Sicherheitsfeatures sollen letztendlich der Linux-Gemeinschaft zur Verfügung gestellt werden. "Open Source-Betriebssysteme bilden die Basis der Online-Kommunikation und wir wollen dazu beitragen, dass diese Grundlagen weiterhin sicher bleiben," teilte Terry Bezel, stellvertretender Geschäftsführer von NAI Labs mit. Mehr: www.idg.net . Quelle Computing Newsflash 16/01
 
 
6) Der Teufelskreis der Gewalt
Ein Bericht stellt nun die Ergebnisse einer Langzeitstudie vor, in der die Verhaftungsraten von Personen, die in ihrer Kindheit misshandelt oder missbraucht worden waren, mit denen vergleicht, die dieses Schicksal nicht hatten. Im Ergebnis zeigt sich, dass ein Missbrauch im Kindesalter die Wahrscheinlichkeit, wegen Straftaten verhaftet zu werden, bis zum Alter von 26 Jahren um 29% erhöht. Sechs Jahre später liegen Zuwächse von 59% vor. http://www.ncjrs.org/txtfiles1/nij/184894.txt . http://www.ncjrs.org/pdffiles1/nij/184894.pdf
 
 
7) Virentip
'Melissa' und 'I Love You' sind bekannt, wer weiß, was die Zukunft noch bringt. Dank kinderleicht zu bedienender Tools ist in Zukunft verstärkt mit den Plagegeistern zu rechnen. Braucht es aber so rigoroser Sperren wie Microsofts Sicherheit-Update, das exe-Dateien überhaupt nicht mehr zulässt und den User quasi bevormundet. Jemand der es wissen muss, Eric Chien, Leiter des Symantec Antivirus Research Centers, gibt einen simplen aber auch zugleich wirkungsvollen Tipp. Das wichtigste ist gesunder Menschenverstand - und darauf aufbauend:  'Eine E-Mail mit Attachment sollten Sie behandeln wie jemanden, der nachts um drei an Ihrer Tür klingelt'. Quelle: c't 13/01, Seite 99
 
 
8) Zusammenhang zwischen eigenem Waffenbesitz und der Wahrscheinlichkeit, selbst Opfer eines Mordes zu werden
Das Anfang der 90er Jahre berichtete höhere Risiko, Opfer eines Tötungsdeliktes zu werden, wenn eine Waffe im eigenen Haus vorhanden ist (es wurde von einem 2,7-fachen Risiko gesprochen) ist nicht nachweisbar. In einer Studie konnte Gary Kleck nachweisen, dass nur ein Anstieg von 2,4% in solchen Fällen zu verzeichnen ist (und nicht um 270%, wie die frühere Studie). Keine Aussage wird dabei natürlich gemacht zu der Wahrscheinlichkeit, eine Waffe, die man selbst besitzt, auch (gegen andere) zu benutzen. Quelle: Can Owning a Gun Really Triple the Owner´s Chances of Being Murdered? In: Homicide Studies 5,1, 2001, S. 64-77.
 
 
9) Neues Datenschutzgesetz in Kraft
Das neue BDSG ist am 23.05.01 in Kraft getreten. Es regelt unter anderem auch den Einsatz von Chipkarten und Videoüberwachung in öffentlich zugänglichen Räumen neu. Davon sind auch Bahnhöfe und Einkaufspassagen betroffen. Auf die Kameras muss hingewiesen werden,

der Hinweis kann aber verdeckt erfolgen. Hier wird kritisiert, dass dies Tür und Tor öffnet für jegliche Art der privaten Videoüberwachung. Die Straf- und Bußgeldvorschriften wurden stark erweitert. Eine halbe Million DM können die Bußgelder nun betragen. Damit kann es für Unternehmen, die mit Kundendaten missbräuchlich umgehen, in Zukunft richtig teuer werden. Die nun rechtskräftige Novellierung war längst überfällig und setzt eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 1995 um. Quelle: c't 12/01
 
 
10) Studien zur Wirksamkeit elektronischer Fußfesseln
In mehreren Untersuchungen zur Effektivität elektronischer Fußfesseln von 1996-2000 bot sich dem Home Office, Research and Statistics Directorate in London ein sehr differenziertes Bild. Das seit 1996 vereinzelt und seit Ende 1999 in Großbritannien häufiger angewandte Bewährungsverfahren wurde anhand statistischer Zahlen und Interviews mit Straftätern und Bewährungshelfern reflektiert und ausgewertet. Die Erfahrungen waren grundsätzlich positiv, allerdings zeigten sich keine überdurchschnittlichen Verbesserungen im Bewährungsverhalten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe vorzeitig Haftentlassener ohne elektronische Fußfesseln. So war beispielsweise die Rückfallroute unverändert und die Bewährungshelfer hatten bei beiden Gruppen mit ähnlichen Alltagsproblemen umzugehen. Auf beiden Seiten wurde beklagt, dass die Vorbereitung auf dieses Bewährungsverfahren unzureichend sei und sie wünschten mehr Information. Allerdings war die Kosteneinsparung für den englischen Staat im Jahr 1999 durch die elektronischen Fußfesseln enorm, rund 36,7 Millionen Pfund und 1950 freie Gefängnisplätze. Quelle: Research Findings No. 139-141; Communication & Development Unit, Room 201, Home Office, 50 Queen Anne ’s Gate, London SW1H 9AT. Internet: http://www.homeoffice.gov.uk/rds/index.htm
 
 
11) Kostenlose SMS –weltweit!
Kostenlose SMS-Nachrichten kann man über www.12sms.de weltweit (!) verschicken; der Anbieter zahlt sogar 3 Pfg. pro SMS, wenn man sich bei ihm registriert. Unter www.160-Zeichen.de findet übrigens ein SMS-Literaturwettbewerb statt: Eine gute Möglichkeit, sich über den SMS-Kult näher zu informieren. Die Preisträger für 2001 stehen bereits fest. Immerhin werden alleine in Deutschland pro Monat 1,8 Milliarden SMS verschickt. Quelle: Der Zukunftsletter 5/2001
 
 
12) Schaf- und Ferkel-Leasing
Via Internet kann man die Patenschaft über ein Schaf übernehmen, das in den Abruzzen nach traditionellen Methoden gehalten wird – und wird mit Käse und Wolle und einem 10 kg schweren Lamm belohnt (http://asca.dimmidove.com ) – auch auf Deutsch! Ein Ferkel leasen, das biologisch gesund aufwächst kann man z.B. beim Bio-Bauer Holger Graichen in Mecklenburg-Vorpommern gegen eine Monatsgebühr von 107.- DM für 6 Monate. Man erhält dann ca. 60 kg Schweinefleisch. Quelle: Der Zukunftsletter 5/2001.
 
 
13) Tagung „Kustodialisierung der Inneren Sicherheit“
Die Tagung des Interdisziplinären Arbeitskreises Innere Sicherheit findet vom 15.-16. Februar 2002 an der Universität Osnabrück statt und thematisiert u.a. freiwillige Polizeidienste, Ordnungshelfer u.a. Entwicklungen vor verschiedenen nationalen und internationalen Hintergründen. Nähere Informationen (Anmeldung von Teilnahme oder auch von Referaten an Gisbert von Elsbergen unter gvanelsb@uos.de ; s.a. www.ak-innere-sicherheit.de ).
 
 
14) Präventionsbericht der Polizeidirektion Villingen-Schwenningen
Einen 28-seitigen Präventionsbericht 2000 hat die PD Villingen-Schwenningen vorgelegt. Der Bericht beschreibt die verschiedenen präventiven Maßnahmen z.B. im Rahmen der Kommunalen Kriminalprävention, aber auch bei der Gewalt- und Drogenprävention und bei der Verkehrsprävention. Nähere Informationen dazu beim Sachbereich Prävention/KBSt der PD Villingen-Schwenningen, Waldstr. 10/1, 78048 Villingen-Schwenningen, Tel. 07721-601-314.
 
 
15) Und zum Schluss und passend zur Urlaubszeit: City-Tours der Zukunft
Touristenführer und Businformationen per Handy sind schon in Seattle verfügbar: www.mybus.org ), ein Fernglas-ähnliches Gerät, das mit Hilfe von GPS den Standort ortet und die passenden Infos auf das Display projiziert, ist in der Entwicklung(www.igd.fhg.de ) und eine Jacke, die eine Projektionsfläche für ein GPS-betriebenes Stadtplansystem eingebaut hat ( www.lunardesign.com ) ebenso.
 
 
16) Nach Redaktionsschluss: besoffen, verstrahlt, bekifft, verpeilt
Mit dem Start des Internetportals www.drugcom.de zur Love-Parade in Berlin am 21. Juli 2001 eröffnete die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in der Suchtvorbeugung erstmalig einen dialogorientierten Zugang für Jugendliche, die sich über Suchtmittel und die damit verbundenen Fragen informieren möchten, die kurz davor stehen oder bereits mit Drogen experimentieren. Bereits in den ersten zwei Tagen wurden über 37.000 Zugriffe registriert. Am häufigsten wurden dabei Fragen zu Cannabis gestellt. Ziel des Projektes ist es, Jugendliche auch außerhalb der Techno-Party-Szene ansprechen. Ein wesentlicher Schwerpunkt soll die Vermittlung von Wissen über die verschiedenen Substanzen (Drogenwissen) und die kritische Reflexion eigener Drogenerfahrung sein. Wesentlich für den Erfolg des Projektes wird der Faktor Sichtbarkeit und damit der Bekanntheitsgrad der

Webadresse in der Jugendszene sein. Dieses hochgesteckte Ziel lässt sich jedoch erst erreichen, wenn im Laufe der Projektzeit, die zunächst auf drei Jahre befristet ist, weitere Kooperationspartner und Sponsoren hinzu gewonnen werden. Quelle: Pressemitteilung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung vom 26.07.01