Nr. 39, April 2002
 
15) Studien zur Verschreibung von Heroin in den Niederlanden und in der Schweiz
Ende 1996 wurde vom niederländischen Gesundheitsministerium eine zentrale Kommission für die Behandlung von Heroinabhängigen eingesetzt. Diese Kommission hat im Februar 2002 einen umfangreichen Bericht (252 Seiten) vorgelegt, der die Ergebnisse des Pilotversuches zur Verschreibung von Heroin für Abhängige darstellt. Die methodisch aufwändige Studie hat gezeigt, dass die Kombination von Methadon und Heroin bei chronischen, bislang behandlungsresistenten Patienten erfolgreicher ist als die Behandlung mit Methadon alleine. Die Kommission befürwortet einen weiteren Ausbau dieses Praxis für entsprechende Zielgruppen als „letzte Möglichkeit“ bei gleichzeitiger intensiver Qualitätssicherung und schlägt die Registrierung von Heroin als medizinisches Produkt bzw. Arzneimittel vor. Der vollständige Bericht ist unter www.ccbh.nl verfügbar.

Die ärztliche Verschreibung von Heroin ist auch in der Schweiz eine anerkannte Behandlungsform bei schwerer Drogenabhängigkeit. Eine Studie der Universität Lausanne (IPSC) hat nun untersucht, welche Auswirkungen die Verschreibungspraxis auf die Kriminalität von Drogenabhängigen hat. Im Ergebnis weisen die aus Polizeiregistern erhobenen Daten auf eine „ausgeprägte, stabile und allgemeine Abnahme der Kriminalität von Personen (hin), die über eine Periode von 4 Jahren hinweg behandelt wurden“. Dabei wurde auch der sog. „maturing-out-Effekt“ berücksichtigt, d.h. das allgemein bekannte Phänomen, dass die Kriminalitätsbelastung mit zunehmendem Alter nachlässt. Auch unter Berücksichtigung dieses Effektes bleibt die Gesamttendenz bestehen. Quelle: Crimiscope 18, Dezember 2001. Der ausführliche „Schlussbericht zu den Auswirkungen der Verschreibung von BtM auf die Delinquenz von Drogenabhängigen – 3. erw. Auflage“ kann beim Sekretariat Crimiscope, UNIL – Institute de police scientifique et de criminologie, CH 1015 Lausanne angefordert werden (Preis CHF 20.-).