Nr. 69, November 2004
 
2) Selektives Vorgehen bei Verkehrskontrollen – unangemessener Profiling-Einsatz
Die Faktoren, die die Entscheidungen von Polizeibeamten in Verkehrskontrollen beeinflussen, werden auf der Basis der 1999 in den USA gewonnenen Daten über die Kontakte zwischen Polizei und Bevölkerung untersucht. Diese Untersuchung bezieht die  polizei-internen Ursprünge der Rassenprofiling-Taktik und –methoden mit ein. Die Ergebnisse zeigen, dass für junge männliche Schwarze und Latinos die Wahrscheinlichkeit von Vorladung, Durchsuchung, Verhaftung und Gewaltanwendung, nachdem legale und darüber hinaus gehende Daten kontrolliert wurden, höher ist. Zusätzliche Analysen beweisen jedoch, dass Autofahrer aus Minderheiten-Gruppen nicht mit größerer Wahrscheinlichkeit illegale Ware mit sich führen als weiße Autofahrer. Die Ergebnisse verdeutlichen den potentiell unangemessenen Einsatz von Profiling-Strategien. Wie erwartet, hatte die Entdeckung von Beweismaterial den stärksten Einfluss auf die Entscheidungen der Polizeibeamten für Zwangsmaßnahmen (z.B. Verhaftung und Gewaltanwendung). Diese Ergebnisse decken sich mit der Literatur über das Verhalten von Polizeibeamten, die auch auf rechtliche Unsicherheiten, die sich als die stärksten Steuerungsmechanismen für das Verhalten der Polizei erwiesen haben, eingeht. (Klinger 1997, Mastrofski et al. 1995). Die Studie zeigt auf, dass die Verantwortlichen in der Polizei, , die informellen Grundsätze und die Kultur der ganzen Organisation, die den „Mythos“ vom Wert der Profiling-Strategien unendlich fortleben lässt, angehen müssen, um das Verhalten der Beamten zu ändern. Quelle: R.S. Engel, J.M. Calnon, Examining the influence of driver’s characteristics during traffic stops with police: Results from a national survey. In: Justice Quarterly 21, 1, 2004, S. 49-90