Nr. 86, Mai 2006
 
10) Problematischer Paradigmenwechsel in der Niederländischen Polizei: „The Dutch Dilemma“
Punch, Hoogenboom und Williamsom stellen in ihrem Beitrag die Schwierigkeiten der niederländischen Polizei dar, ihr Leitbild den heutigen Gegebenheiten anzupassen. Das in den 70er Jahren vorherrschenden Leitbild der niederländischen Polizei, das maßgeblich durch das Konzept des „Community Policing“ sowie durch die Toleranz und den Konsens in der niederländischen Gesellschaft geprägt wurde, war seit den späten 80er Jahren zunehmender Kritik ausgesetzt, da die Kriminalität sprunghaft angestiegen war und sich die Niederlande zum Zentrum des Europäischen Drogenhandels entwickelt hatten. Ab Mitte der 90er Jahre führten zudem weitere Faktoren zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung der niederländischen Polizei mit ihrem Leitbild. So spielten die neo-liberale Regierung, der „zero tolerance“ Ansatz, die europaweite Tendenz zu einer einheitlichen Polizei, die durch das New Public Management hervorgebrachten „Polizeimanager“, die sozio-politischen und wirtschaftlichen Einflüsse der Globalisierung, sowie die allmähliche Aufgabe der toleranten Haltung der niederländischen Gesellschaft bei der Neudefinierung des Konzeptes der niederländischen Polizei eine große Rolle. Heute befindet sich die holländische Polizei inmitten ihrer konzeptionellen Neuausrichtung, wobei dieser Prozess von Ambivalenz, Widerwillen und Ablehnung geprägt ist. Ein klar definiertes Leitbild würde diesen Prozess bedeutend erleichtern. Quelle: Punch, Maurice; Hoogenboom, Bob; Williamson, Tom: “Paradigm Lost: The Dutch Dilemma”. The Australian and New Zealand Journal of Criminologie, 38 (2): 268-281, 2005. (eine Kopie des Beitrages kann bei der Redaktion angefragt werden thomas.feltes@rub.de)