Nr. 89, September 2006
 
4) Trends in der Gewaltbereitschaft von Mädchen: Schließt sich die Geschlechterlücke?
Die Autoren untersuchen die neuen Trends in der Gewaltbereitschaft von Mädchen und die Geschlechterlücke. Sie stellen fest, dass die gestiegene Gewaltbereitschaft von Mädchen in den letzten 10 bis 20 Jahren, wie sie sich in den polizeilichen Festnahmedaten der Uniform Crime Reports darstellt, nicht durch inoffizielle Längsschnittquellen bestätigt wird. Verschiedene Änderungen hin zu einer erweiterten Betrachtungsweise dieses Phänomens haben anscheinend zu einem erhöhten Festnahmerisiko für Mädchen geführt: erstens die Ausweitung der Definition von Gewalt, um auch kleinere Zwischenfälle, die eher für Mädchen typisch sind, zu erfassen; zweitens die erhöhte Aufmerksamkeit der Polizei gegenüber Gewalt unter Freunden und im privaten Bereich (z.B. Zuhause, Schule), wo von Mädchen verübte Gewalt verbreiteter ist; und drittens eine weniger tolerante familiäre und gesellschaftliche Einstellung gegenüber weiblichen Jugendlichen. Diese Entwicklungen reflektieren sowohl eine wachsende Intoleranz gegenüber Gewalt, in der Gesetzgebung und bei den Bürgern, als auch eine verstärkte Anwendung von Präventivstrafen und Risikomanagement-Strategien, die eine frühe Erkennung und erweiterte formale Kontrolle problematischer Personen oder Gruppen, vor allem problematischer Jugendlichen, betonen. Quelle: D. Steffensmeier, J. Schwartz, H. Zhong, J. Ackerman: Trends in Girl's Violence using diverse longitudinal sources. In: Criminology, Volume 43, 2005, p. 355 ff.