Nr. 91, November 2006
 
3) "Street Code" als Erklärungsansatz für gewalttätiges Verhalten Jugendlicher
Auch in Deutschland wird zunehmend über den "Kodex der Straße" gesprochen, wenn es um die Erklärung abweichenden Verhaltens geht: Verhalten wird in der Gruppe der Gleichaltrigen auf der Straße erlernt. Bislang ist wenig bekannt, welche Rolle dieser Kodex im Vergleich zu anderen sozialen, strukturellen oder kulturellen Variablen (z.B. soziale Struktur der Nachbarschaft, Charakteristika der Familie u.a.) spielt. Eine empirische Studie aus den USA kommt jetzt zu dem Ergebnis, dass sich der "Street Code" u.a. als Ergebnis von Diskriminierungsprozessen (in diesem Fall farbiger Jugendlicher) entwickelt, wobei strukturelle Bedingungen gewalttätiges Verhalten indirekt über den "Street Code" beeinflussen. Für die deutsche Diskussion erscheint vor allem das Ergebnis von Interesse, dass Diskriminierung über Prozesse der "wütenden Aggression" Auswirkungen auf gewalttätiges Verhalten haben. Diskriminierte Jugendliche befürworten und unterstützen den "Street Code" als notwendige und effektive Strategie des Umgangs mit negativen (z.B. Diskriminierungs-) Erfahrungen. Quelle: E.A. Steward, R.L. Simons, Structure and Culture in African American Adolescent Violence: A Partial Test of the "Code of the Street" Thesis. In: Justice Quarterly 32, 1, 2006, S. 1-33.