Nr. 126, Januar 2010
 
3) Zur kriminogenen Wirkung des Strafvollzugs
Die These von einer kriminogenen Wirkung des Strafvollzugs gegenüber alternativen Sanktionsformen ist empirisch nicht leicht zu überprüfen, da stets der Einfluss vollzugsexterner Faktoren zu berücksichtigen ist. Eine spanische Vergleichsuntersuchung hat die Rückfallhäufigkeit von Personen, die zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurden (n=179) mit der Rückfallhäufigkeit von Personen, die eine Bewährungsstrafe erhielten (n=304) vergleichen und dabei auch die Anzahl der Vorstrafen, Drogenabhängigkeit und finanzielle Probleme als Kontrollvariablen mit berücksichtigt. Auch unter Berücksichtigung dieser vollzugsexternen Faktoren zeigt sich, dass eine Gefängnisstrafe das Rückfallrisiko erhöht. Die Ergebnisse bestätigen somit Annahmen der Labeling-Theorie wohingegen sich Anhaltspunkte für eine abschreckende Wirkung des Strafvollzugs auch bei Erstverurteilten nicht ergaben. Quelle: Cid, José (2009), Is Imprisonment Criminogenic?, in: European Journal of Criminologie 6 (6), 459-480, http://euc.sagepub.com/cgi/content/abstract/6/6/459.