Nr. 169, Dezember 2013
 
4) Zygmunt Bauman über Anonymität im Internet
In einem Interview beschäftigt sich der Soziologe Zygmunt Bauman mit dem „Ende der Anonymität“. Seiner Meinung nach verzichten wir auf unser Recht auf Privatsphäre und lassen uns freiwillig zur Schlachtbank führen. Wir stimmten dem Verlust der Privatsphäre zu, weil er ein akzeptabler Preis für das „tolle Zeug ist, das wir im Tausch dafür erhalten“. Bauman spricht von der „Do-it-yourself-Sklaverei“: Sobald wir einmal „drin“ sind, sind wir unserem Schicksal ausgeliefert. Er zitiert Brian Stelter, der meint, dass „die kollektive Intelligenz von zwei Milliarden Internetnutzern zusammen mit den digitalen Fingerabdrücken, die viele von ihnen auf Webseiten hinterlassen, demnächst dazu führen wird, dass praktisch jedes peinliche Video, jedes private Foto und jede taktlose E-Mail seiner bzw. ihrer Quelle zugeordnet werden kann, ob diese Quelle das nun will oder nicht“. Aber Bauman sieht auch unsere Freude an der permanenten Beobachtung: die alte Angst vor Entdeckung wird von der Freude darüber abgelöst, „dass immer jemand da ist, der einen wahrnimmt“. http://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2013/oktober/das-ende-der-anonymitaet